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Bulgarierl, welches einen eigeuen Iubau einniniint, erweckt
das Interesse durch seine nationalen Instrumente und die bildlichen
Darstellungen seiner Dolkstänze und Spiele.
Frankreich's Ausstellung inuß als hervorragend durch ihre har-
monische Anordnung bezeichnet werden. Griginalinstrumente des XVII.
und XVIII. Iahrhunderts, vielfach Lrinnerungen an historische Persön-
lichkeiten wachrufend, sowie Nachbildungen alter Instrumente finden
sich zahlreich; Figurinen und Statuetten, letztere und ganze Gruppen
auch aus Sevres-Porzellan, Gemälde, Pastelle, Zeichnungen, Büsren rc.
instruiren und gereichen zugleich dem Raum zum Schmucke. Die Nlitte
desselben nimmt ein kleiner Tempel cin, in welchem sich prächtige
„Maquetten" (Miniaturmodelle ganzer Bühnen) befinden. Hier allein
erscheint auch der vortheil gewahrt, diese Minialurbühnen zu jeder
Tageszcit nur bei richtiger, d. h. künstlicher Beleuchtung zu zeigen.
Italien bringt Schätze der »X. XcLäeruia äi 8anm Lecilia»;
zumeist Autographe und Medaillen, serner Aostüme der berühmten
Ristori; Lodices aus den vornehmsten Bibliotheken; Ag. Ferri's Ma-
quetten, von welchen ein Theil für das königliche Theater in Turin
zur Ausführuug gelangte. Aus Bologna sind vertreten das »Liceo
rruisicalsl, die -R.egia kilarmonica- und die »^.caäemia äelle Lelle
^.rtir, von welch' letzterer die schönen Arbeiten der >8cuola äi pro-
spsltiva scelioAraüca- besonders genannt sein sollen.
Rußland ist durch die Direktion der kaiserlichen Theater in
St. Petersburg vertrcten, und zwar besonders reich, nicht allein in
literarischer und admiiiistrativ-statistlscher Richtung, sondern auch durch
erschöxfende vorführung aller Arten Aostümc, auf Nannequins und
in einzelnen Stücken, Dekorationsmodelle, Möbel und Requisiten rc.;
eigenartig in ihren starren Formen und in ihrer prunkenden Farben-
gebung von schncidender Mirkung.
Ein kleiner Raum ist Belgien und Spanien zugewiesen.
Letzteres excellirt namentlich durch die Griginaliiistrumente dcs archäo-
logischen Nationalmuseuins ;u Madrid und der Infantin Isabella
Francisca.
Manches ist in der Fach-Ausstellung noch nicht fertig und es
langen bis jetzt noch immer neue Sendungen ein. Die Ausstellung
Lnglands ist noch gar nicht eröffnet.
Noch in der eigentlichen Rotunde befindet sich ein Theil der „ge-
werblichen Sxezial-Ausstellung" und zwar eine Reihe von
Bühnen-Interieurs. von den bis jetzt sertig gestellten mögen genannt
sein: jenes der kaiserl. russischen Lqofthcater-Dircktion zu St. peters-
burg, Lhaperon's Decoration aus „Le Xeve" (von der Opera comique
zu Paris); das „Försterzimmer aus der Airisürstenzeit", sür die gräsl.
Eszterhaztz'sche Theaterdirektion in Totis ausgeführt von Adolph
Leiitner in Müncheii.
In den Längsgallerien Linschlägiges als Fortsetzung aufsucheiid,
findet man die Pläne und Modelle aus dcm Atelier der auf dem Ge-
biete des Theaterwesens bedeutenden lviener Architekten Fellner und
kselmer; sonst nur noch lveniges, Maquetten u. dgl. in und außer
Besterreich geschaffen.
Auffallend ist in der Spezial-Ausstellung die verhältnißmäßig
geringe Nenge eigentlicher T h e a t e r c o st ü m e einschließlich der
Perrücken. Eine größere Auswahl von Lostümen stellt eigentlich
nur L. Iamperoiii aus Mailand aus. Rüstungen sehen wir bei
Napoleone Lorbella, gleichfalls aus Mailand, und in schöncr Auswahl,
sehr vollkoiiimen gearbeitet, bei Anton Dstrihansk's, bürgerl. Uuiist-
spängler in lvien; ferner bei Morak und bei Alex. Nehr, beide lvicner
Aunstschlosser. Nur wenige Firmen stellen eigentlichen Theaterschmuck
aus, doch findet man sehr guten; so bei F. Böhm L Sohn in Wien
und eiuigen Auderen. Daiuit wäre wohl alles geuaunt, was an
kuustgewerblichen Arbciten sür das Theatcr, wenn man
diese Bezeichnung strenge nchmeii will, vorhanden ist. Sonst aber
sindet sich noch alles Mögliche vor, was mit dem Theater indirekt,
weim auch nur lose in Zusammenhang zu bringen ist, Luxus- und
Gebrauchsartikel aller Art.
Die Ausstellungsklasse der graphischen Darstellung der Musik-
literatur, Notendrucke rc. kann aus sachlichen Gründen hier nicht
näher erwähnt werden. Auch von der in jcder Bcziehung eminent
vertretenen Ausstellung der modernen Musikinstrumente kann
an dieser Stelle der Natur der Sache nach wenig zu berichten sein.
Es möge die Anmerkung genügen, daß insbesondere aus dem Gebicte
der Fabrikation von Tasteninstrumenten, die aus früheren Ausstellungen
schon bemerkbare gesteigerie Tendcnz, Form und Ausstattung zu vcr-
edeln und dabei der jeweilig begünstigien Stilrichtung anzupassen, un-
verändert sich erhalten hat.
Für die veranstaltiing von mustergiltigei, Uonzerlcn und Theater-
vorstellungen wurde in dem sich an die Rotunde aiischließenden Parke
das „internationale A usst e I l u n g s t h e a ter" nach den plLnen
von Fellncr und pelmer und eine „große Musikhalle" nach den
plänen des Lhef-Architekten Bskar Marmorek erbaut; das Thcater
saßt IS55, die Musikhallc ;soo Personen.
In der Absicht, für die im Programin dec Ausstellung ent-
haltenen vorführungen der alten wiener Sxiele des „panswurst"
und der ^Rreuzercomödie" eine passenSc Umgebung zu gewinnen, ist
zunächst die Reconstruction eines wiener Platzes, des „ksohen Marktes",
und zwar in dem Iustande zu Ende des XVII. Iahrhunderts ge-
schaffcn worden. Mit hilse der crhaltenen Pläne und bildlichen Dar-
stellungeii wurde dieses Projekt so vollkommen als irgend möglich ins
werk gesetzt und so erhebt sich in der Nähe der Rotunde „Alt-Wien",
in wslchem sich die nach 200 Iahren zu neuem Leben erweckien Ge-
stalten der volksmiiilen Prehauser und Stranitzky als „ksanswurst",
„Rasxerl", „Thaddädl" u. s. w. auf ihrer klcinen Schaubühne zeigen
werden. Diese Reconstruction, in den Brigilialdimeiisionen gehalten,
ist ein werk Marmorek s und Gilbert Lehner's. Der eigenartige Reiz
des wiedererstandenen alten Stadttheiles wird nur durch den Tontrast
geschmälert, den der aus modernen Erzeugnissen bestehende Inhalt
mancher in den päusern befindlichen verkaufsläden hervorruft. Nicht
unerwähnt scien schließlich das Schattenspiel- und Marionettentheater,
sowie das kleine Zwergtheaterchen im Parke. bl. ^l.
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