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die leider zum Theil auch nicht mehr gut zu macheu sind. Lr ver-
langte mit aller Lntschiedenheit eine vollständige künstlerischc Dckoration
der kunstgewerblichen Abtheilungen, Feststellung der verfrachtung durch
Einwirkung der Reichskommisfion, Uebernahme der Reinigung seitens
des Reiches und Aehnliches; er tadelte auch die unvortheilhasten Aus-
gaben z. B. sür das Rexräsentationshaus, das anf einer voraussichtlich
wenig besuchten Insel liege. Für dasselbe würdcn soo,ooo Mark ge-
oxsert, während für das Aunsthandwerk nur unzulängliche Mittel zur
versügung ständen; dies sei um so bedauerlicher, als es doch nur
durch hcrvorragende kllnstlerische Aiisstattung möglich sei, neben den
konkurrirenden Ländern zu bestehen und damit die Scharte von
Philadelphia auszuwetzen! — Diese vou viclfachem Beifall begleiteten
Morte gaben den Anstoß zn weitcre», sehr erregten Aeußerungen,
welche in dem Beschliisse gipfelten, die Wüiische und Forderungen des
Aunsthandwerks in einem Memoraiidum der Reichskommission be-
kanut zu geben und vom Lrfolge desselben in einer dcmnächstigen
Berathung es abhängig zn machen, ob die vom bayerischen
Aunstgewerbe geplante Beschicknng der Ausstellung aus-
recht zu erhalten sei oder nicht. 6.

An die Aussteller. Die Linlieferung der Ausstellungsgegcnstäiide
soll bis Ende Dezembec erfolgen; die Uisten müssen mit Schrauben ver-
schlosfen und durchaus seetüchtig hergestellt, also an den Lcken ver>
zinkt, mit Eisenreifen und Lcisteii versehen sein; Gegenstände, welche
gegen Feuchtigkeit besonders cmpfiiidlich sind, sind in verlötheten Iink-
kisten zu verpacken. Fiir die Zolldeklaratiouen ist der Marktwerth des
Ursprungslandcs anzugeben, wobei vor zu niedercii Deklarationen aus-
drücklich gewarnt wird. Bb für Aussteller ermäßigte Rcisepreise er-
langt werden können, steht noch nicht fest. — Neuerdings hat sich in
Thicago eine Gesellschaft fiir das Reinigen der Ausstellungsiäume
gebildet; da dieselbe aber über die Aosten selbst noch gar keine An-
gabcn inachen kann, so ist es auch noch nicht möglich, mit ihr zu
verhandeln. Gemäß Anordnung des Reichskommissärs ist die Rcinigung
der Aiisstellungsiänme Sache der Aussteller, während das Reich die-
jenige der Derkehrswege, sowie die Aufsichk besorgt; in ähnlicher
Weise ist die Ausstattung der Innenräiime Sachc dcr Ausstcller,
wogegcn das Reich ein t6 Lcntimeler hohes jdodiiim liefeit und dic
Wände herstellt.

prof. Gabr. seidl's Ausstellungsentwurf. Den oben gegebenen
allgemeinen Lrklärungen lassen wir hicr cine nähere Beschrcibung
des Planes folgen (vgl. den Grundriß auf S. 47). Das weite Portal,
welches sich zwischen Brunnen und gärtuerischen Anlagen öffnct und
welches schon von weitem einen Einblick in die reich ausgeführten
Räume gestattet, führt zunächst in einen großen rechteckigen Saal,
der nicht allein selbst ein Ausstelliiiigsgegenstand hervorragender Runst-
handwerker sein soll, sondern namentlich auch zur Ausstellung der
schönsten Wcrke der Möbelindustrie u. s. w. bcstimml ist. Für die
Ausstattuiig dieses Saales mit marmornen Thüren, Stofftapeten, ver-
goldeter Stuckdecke, Deckengcmälden u. s. w. (vgl. den nebcnstehenden
(perspectivischen gZuerschnitt) waren bereits ziemlich feste Abmachungen
getroffen; beispielsweise wollte Prof. Rud. 5eitz init seiner Schule
die Gemälde herstellen. An die linke Schmalscite schließt sich ein Ge-
mach an, das mit seinen goldgestickten Sammttapeten und andern aus
den königlichcn Schlössern stammendcn Uostbarkeiten ganz besonders
geeignet erscheint, den Ruhm des Münchener Uunsthandwerks zu ver-
künden. Das gegenüberliegende Gemach ist als Schatzkammer gedacht;
hervorragende Lrzeugnisse deutscher Gold- und Sllbcrschniiedckunst
erhalten hier ein würdiges und sicheres kseim. Für
andere derartigc Zlrbeiten, insbesondere Lhren-
geschenke, lfochzeitsgeschenke u. s. w. aus fürst-
lichem Besitz ist der längliche Uuppelraum hinter
dein großen Saal vorbehalten; die Mäude desselben
sollen mit kostbarcn gobelinartigen Stickereien, sowie
mit vorzüglichen dekorativen Arbeiten aus porzellan,
Bronze, Tlfeubein u. s. w. bedeckt werden. An
diesen Uuppelraum schließt sich hiiiten eine kleine
vorhalle, deren Säulen und Wände die Leistungs-
fähigkeit der Steinlndustrie veranschaulichen sollen.
An den Außcnsciten dieses Baues sind gi oße Nischen
angeordnct für Fachgruppen der Goldschmiede,
Dergolder, Uunstschlosser, Uupferschmicde u. s. w.,
außerdem zwei Flächen für ein Mosaikbild und
ein Mandgemälde auf Ueim'schcm Malgrund. —
An diese Lck- und bsauptgruppe des deutschen
Uunsthandwerks schließen sich dann die Linzel-Aus-
steller an; mit Genugthuung constatiren wir, daß
hier den Münchenein eine Reihe bevorzugter Plätze
zugesichert sind.

Zum Schlusse können wir nicht unterlassen,
dem Munsch und der Lsoffnung zahlreicher Aus-
steller und Freunde dcs deutschen Uunstgewerbcs
Ausdruck zn gebcn, daß doch noch in zwölfter
Stunde der Seidl'sche Plan zur Ansführung be-
stimmt werde. _ 6.

wettberverbungen.

Lönig Ludivig's preisstiftung fiir das Bayer.
Gewerbemuseum zu Nürnberg. Medaillen er-
hielten a. die goldene: Peter Liebig-Müncheir
(ein eisengeschmiedetes Grabkreuz); — b. die sil-
berne: Marianne Ricpxel-Müncheii (kirchliche
Stickereien), — I. G. Schreibmeyr-München
(Meßgewandstickerei), — Bildh. U. Mohr- Frankfurt a. M. (in polz
gcschnitzte Staffelei); — c. die bro n z e n e: unter Andern Rob. Sedl-
m a z> r-München (Jnnungszeichen). — In der Wettbewerbung um
einen Blumeutisch wurde dcr erste Preis (soo Mk.) nicht vertheilt; den
zweiten (200 Mk.) erhielt Ferd. Paul Urüger, Inhaber Urnger 8c Fritz-
Bcrlin, Uunstschlosser, für einen mit geringem Aufwand in Schmiedeisen
ausgeführten zweckmäßigen und gcschmackvollen Blumentisch. 0.

Ein preisausschreiben für weibl. Bandarbeiten enthält das

Dktoberheft der „Wiener Mode" für deren A b 0nnentinnen; zu-
gelasscn sind alle Lrzeugnisse häuslichen Uunsifleißes, sofern dieselben
uicht berufsmäßig hergestellt sind. Bei der Preisvertheilung werden
maßgebend sein die Güte der Ausführuug, sowic der dabei zu Tage
trctcnde Geschmack; ob auch der Tntwurf von der Derfertigerin herrührt,
bleibt außer Betracht. Das preisgericht besteht aus 6 Damen, welche
— mit Ausnahme ciner sehr bekannten Malerin —- Norsteherinnen
von pandarbeitsschulen rc. sind; für die ^8 Preise wurden znsammen
;ooo fl. ansgcsetzt, und zwar se ein Preis zu 200, ;oo und 50 fl.,

ksauxtsaal in der Gruxpe des deutschen Uunsthandwerks auf der Meltausstellung zu Lhicago.


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