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Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.7986#0066
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nikum in Biel weist ebenfalls meistens technische Arbeiten vor. —-
DieAunstgewerbeschulevonI.LL Ii a u x-ä s-sonrls ist namentlich
mit schönen Arbeiten sür Gravieren vertreten, welchcs in diesen, lnaupt-
sitze der Uhrenindustrie der sranzösischen Zchwciz eine große Rolle
spielt. — Erwähnenswerth stnd die Arbeiten von dcr Annstgcwerbe-
schule in Luzern und die Arbeiten der Schnle fiir Uletallarbeiter in
Winterthur; dazu koininen Arbeiten aus den Uhrmacherschulen von
Genf, Neuenburg, Lkaux-äs-boncls, Solothurn, Pruntrut, 5t. Iminer,
Locle, — sowie aus den lvebschulen von Ulattwil und UApkingen,
und den sxcz. Frauenschulen in Zürich, („schweizerische Fachschule
siir Damenschneiderei und Lingerie") 5t. Gallen, Bern nnd namentl.
Basel. (Frauenarbeitsschulen). — Die Ansstcllung gab ein ziemlich
anschauliches Biid über den 5tand des gewerblichen und kunstgewerblichen
Bildungswesens der 5chwciz und hat gezeigt, daß die hiefür von 5taat,
Gemeinden und Privaten aufgewandten Mittel entsprechende schöne
Frucht erzielt haben. L. O.

Zur Lhicago-Weltausstellung.

Die Ausstchten des dc'utiche» Lunltgewerbes in Lhicago. Lin
bekannter lltüiichcner Groß-Industrieller, Loininerzienrath Fr. lsaenle,
welcher sich zur Zeit auf einer Geschäftsreise in Nordamerika befindet.
hat an den Rcgierungspräsidenten von Dberba^-ern, Exc. v. pfeuser
aus Lhicago ein 5chreiben gerichtet über die Aussichten, welche sich
Deutschlands Zndustrie in Amerika, namentlich vermöge der Lhicagoer
Ausstellung, eröffnen; da die Ansichten eines in engster Fühlung niit
dem deutschen, besonders dem lNünchener Kunstgewerbe stehenden
lllannes wohl von allgemeinerem Interesse sind, so entnehmeu wir
dem Briefe, wclcher uns vom Adressaten freundlichst zur llersügung
gestcllt wurde, Folgendes: „Es ist bekannt, aber viclleicht doch nicht
genügend gewürdigt, wie bedeutend bsandel und verkehr der ver-
einigten 5taaten sind; weniger bekannt, wie geschickt die Amerikaner
in der praktischen Anwendung niechanischer Kräfte, in der Industrie,
in dcr Mrganisation und Arbeitstheilung sind; sie leisten dadurch auf
allen hier heiinischen Industriezweigen mit verhältnißmäßig geringcm
Aufwand lscrvorragendes. — lveniger ist dies der Fall, wo es sich
um für spezielle Geschmacke geschulte Arbeitskräfte handelt, d!e hier
nur schwer uud sehr theuer zu beschaffen sind, daher ist trotz der lllac
Ainlcy-Bill und ihren uachtheiligen Folgcn für nnsere Industrie hier
noch immer ein großes Absatzgebiet offen, besonders fllr unser Kunst-
gewerbe, dem die Ausstellung die beste Gelegenheit geben wird, sich
günstig einzuführen."

„Bisher habe ich wenig von heimischem Kunstgewerbe hier ge-
sehen; es scheint, Frankreich und England bcherrschen hier den lNarkt
in den feinen und gut bezahlten Gegenständen. lvas hilft Deutsch-
land der vergrößerte Export, wenn es nicht mit entsxrechendem Nutzen
arbeitcn kann? Leidcr wird viel aus Deutschland hierhergeschickt, an
dem der Deutsche wenig verdient; uni so mehr der Amerikaner durch
den lviederverkauf. Man hat dort (in Deutschland. D. Red.) keine
Ahnung von dem Reichthum, der hier herrscht, dem Luxus, der ge-
trieben werden kanu; denu die Leute verdieneu mehr und schneller,
als bci uns."

Die versainmlung der kunstgciverblichen Ausstellcr Bayerns vom
29. 5eptember, über welche wir in Nr. ;c> berichtct haben, hat mit
ihrem energischen Auftreten, unterstützt durch die Tagesxresse, zunächst
den Erfolg gehabt, daß sich selbst der Reichskanzlcr lebhaft für die
5ache interessirt hat und daß in der Folge auch der Plan einer Elite-
Gruxpe des deutschen Kunsthandwerkcs wieder aufgeuommen wurde.
Daß letztere nicht nach dem bisherigen 5eidl'schen Entwurf, den wir
in No. to. des Beiblattes unsern Lesern vorführten, zur Ausführung
kommen kann, erklärt sich daraus, daß in der Iiidnsiriehalle seitens der
Amerikaner an dcr Kreuzunasstclle der lhauptstraßcii ein großer Kuppel.
bau errichtet werden soll, dessen sdfeiler thcilweisc in den fiir das
5eidl'sche Projekt beanspruchten Raum zu stehen komnicn; somit war
die Ausführung dcs 5eidl'schen Lntwurfes mit der daran angeschlos-
senen Lojen-Reihe längs der kjauptstraße thatsächlich unmöglich gemacht.
Andrerseits hatte sich, in Anbetracht der kvichtigkeit eines geschlossenen
imponirenden Anftretens, die genannte vcrsammlnng so entschieden
für die Anordnung einer Llite-Gruxpe des deutschen Kuiisthandwerkes
ausgesxrochen, daß der Reichsconiniissär Geh.-Rath tvermuth dem
Lrnst der kage und der Kürze der Zeit gemäß mündliche verhand-
lungcn mit den Utünchener Rreisen als nothwendig erachtete; in drei-

tägigen verhandlungen, welchcn auch die vom Reichscommissär mit
der Ausarbeitung der Ausstellungspläne betrauten Berliner Architekten,
Baurath bseyden und Archilekt ksoffacker, anwohnten, gelang es,
ein allgemeines Projekt auszuarbcitcn. In demselben ist ein passend
gelegener Raum für die Llitegruppe vorgesehen, dessen Größen-Abmeß-
ungen ungefähr den frühereu entsprechen, so daß Prof. 5eidl in die
Lage versctzt ist, den in seincm ersten Lntwurf verauschaulichten Grund-
gedanken der Raumanordiiung wieder aufzunchmen und, entsprechend
umgestaltet, zumeist mit Atünchcner Kunsthandweikcrn auszusühren;
deineutsprechend wurde auch alsbald zwisäien dcm Rcichscommissär und
si>rof. 5eidl ein vertrag abgeschlossen.

In der versammlung voin 20. Vktober wurde den Ausstellerii
diese durch das Lntgegenkommen des Reichscommissärs so erfreulich
gcbessertc 5achlage mitgetheilt, cbenso daß nun für passende Nnter-
bringung der Glasgemälde 5orge getragen sei. Auch über die meistcn
der in der ersten versammlung beanstandeten Punkte konnten befried-
igende Lrklärungen gegebcn werden: die Aosten sür 5pedition, Fracht-
versicherung, Feuer-Versicherung u. s. w. sind bis aüf Detailsragen
sestgesetzt, so daß alle nuberechtigten, nachträglichen Forderungen ab-
gewiesen wcrden können.

Als lctzter A bsendungstermi n ist der Januar beftiinmt; da
indessen viele Aussteller infolge der letzten versammlung ihre Arbciten
thcils ganz eingestellt, theils
lässiger betrieben hatten, so
wurde auf Antrag mehrerer
Aussteller beschlossen, ein
Gesuch nm lhinausschiebung
des Termins an den Reichs-
kommissär zu senden. Neucren
Nachrichten zufolge wirö
jedoch diesem Gesuche nicht
stattgegeben wcrdcn können.
da nach dem ;o. Axril keiue
Waaren mehr in dem Aus-
stellungsgebäude angeiioni-
men werden, und durch das
Aufstauen u»d Ansammeln
der Güter, durch die Lrfüll-
nug dcr Zollfornialitätcn rc.
neben dcr Transportdaucr
viel Zeit verloren geht.

Ucber die Linzelhciten
der Kostcn, Linlieferung der
Gegenstände an die 5amniel-
stellcn rc. erhalten die Aus-
stcllcr noch direkte Mit-
theilnngen.

Der Ausstellungs-
katalog der deutschen Ab-
theilung wird in drei 5prachcn (deutsch, englisch und spanisch) gedruckt
und zunächst in eincr Gesammtauflage von -tvooo Lxemplaren heraus-
gegcben; cr wird in eincm einleitenden Theil kurz gehaltcne 5childerungen
llber die vcrhältnisse der hauptsächlichsten, auf der Ausstellung ver-
tretencn Zndustriczweige cnthalten, worauf in dem bsaupttheil Namen
und Mohnort des Ansstellers, sowie die ausgestcllten Gegenstände vcr-
zeichnet sind. Lin Inseratenanhang bildct den 5chluß Die kserstellung
des Katalogs erfolgt in der Reichsdruckcrci. 6.

Ls wird jetzt cmsig für die dekorative Ausstattung der Nürn-
berg-Fürther Uo l l e kti v - G ru x p c bei der Weltaus-
stellung in Lhicago gearbeitet. Dcr Gruppe, bei welcher sich
St Aussteller bctheiligen, ist ein Flächenraum von 500 Duadratmetern
bewinigt worden. Die Anordnung hat das baperische Gewerbe-
museum übernonimeu, die dckorative Ausführung ist den kjerren Bild-
hauer ksasenstab und Maler lvilhclm Rittcr übertragen. Die Genaiinten
bcgcbcn sich ini Ianuar mit bjerrn Ingeiiieur Lrhard vom Gewerbe-
inuseum nach Lhicago. Das Arraiigement der Gruppe ist derart,
daß ein Portal (Nachahinung eines der Portale unscres altchrwürdigen
Rathauscs) zu dcrselben führt. Die erste Abtheilung zeigt Galantcric-
waaren und Gebrauihsgegenstände, die zweite die Glas- und 5piegel-
industrie, soivie die glitzernden und schimincriidcn jdrodukte der Bronze-
farben- und Blattmetall-Industrie, in der dritten Abtheilung werden
die 5pielwaaren ausgestellt. Das Ganze, (zu welcheni auch zwei

Aännchen.

Alt-Mcner porzellan. tiöhe cm.
Nolional-Mnseum, München.

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