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Seutschland, nach Vesterreich, ksolland, Belgien, Frankreich bereicherten
seine Aenntnisse und als Lrucht des Studiums der Denkmale dieser
Länder erschienen verschiedene kleinere und größere architekturgeschicht-
liche Abhandlungeir Diese publizistische Thätigkeit setzte er nament--
lich sort, nachdem er in Men ;8ss aus Ferstel's Atelier in den Dienst
der Staatseisenbahn-Gesellschaft getreten war; die „Mittheilungen der
Mener Zentralkommission" enthalten inanche werthvolle Beiträge
Lssenwein's. Im Jahre ;8S^ wurde er als ötadtbaurath nach Graz
berufen, ein Iahr daraus wurde ihm am Polytechnikum daselbst die pro-
fessur für ksochbau übertragen, und wiedcr cin Iahr nachhcr — am
I, März ;8SS — übernahm er die Leitung öes Germanischcn Museuins;
von dieser Zcit an datirt crst die Blüthe dieses Iiistituts. Seiner
Thatkrast gclang es, die systematische Mchrung der Sammlungen fiir
das lNuseum als ksauptziel hingestellt zu sehen und die verhältnisse
des lNuseums in so feste Bahnen zu lenkcn, als dies bei einer nur
auf freiwilligc Gaben aiigewicscnen Anstalt nur immcr möglich ist.
was Lffenwein während des Dieiteljahrhunderts gelcistet hat,
in welchem das Germanische Museum seiner Leitung anvertraut war,
ließe sich nur durch einc eingehende Darlegung der Geschichte des
lNuseums von seinen Ansängen bis zur Gegenwart schildern. Auch
wer diesc Entwicklung nur oberslächlich verfolgt hat, kann in dicseu
einzigartigcn Räumcn nicht weilen, ohne mit sreudigem 5tolz auf
einen solchen nationalen Bcsitz und mit dankbarcr Bewundcruiig sür
den Schöxfer desselben bewegt zu werdcn. Denn ohne dem Anrechte
der ursprünglichen Begründer des Museums und der Mitarbeiter
Lsscnwein's zu nahe zu treten, darf man es aussprechen, daß ihr An-
theil an dem Zustandekommen dcs vollendcten Ganzcn gegenüber dem
seinigen doch nur cin verhältnißmäßig kleiner ist. Und nicht etwa nur
auf einem der in Betracht kommende» Arbeitsgebietc hat er sciiie
Rraft eingesetzt, sondern anf allcn — sowohl in der Mrbung um
ideale uud werkthätige Theilnahme für die Anstalt in den Kreisen der
gesammten Nation, in dcr Aufspürung und Gewinnung dcs Ltofses,
wie in dcr wissciischastlicheii Ocrarbeitung und zweckentsprechenden
vorführuiig des letzteren — ist er gleichmäßig und iincrmüdlich thätig,
ist er in vollem 5inne des Wortes „dieLeele des Ganzen" ge-
wcsen. Die Sumiiic der Aibeit, die mit einer solchen Thätigkeit vcr-
bundcn war, ist cine so gewaltige, daß man es kauin sür möglich
halten sollte, wie Lssenwein neben derselben noch Muße für selb-
ständige wissenschastliche und kiinstlcrische Leistungen finden konnte.
von seinen schriftstellerischcn werken stcht dcr giößcre Theil
allerdings in unmittelbarem Zusammenhange mit seincr wirksamkeit
am Germanischcn Musenm. 5o die zahlreichen, ziim Thcil sehr werth-
vollen klcineren Aufsätze, die im „Anzciger" dcs Museums crschienen
stnd, die wissenschaftlichen Aataloge über mehrere Abtheilungen der
Sammlung und „die kunst- und kulturgeschichtlicheu Denkmäler des
Germanischen National-Museums"; auch die „Guellen zur Geschichte
der ksandfeuerwaffen" s;87?) hingcn mit seinen bezüglichcn Studien
zusaminen. Dagegen sind dic ;ssy erschieneue, aber wohl schon srüher
vorbcreitete vcrössentlichung über „die mittelalterlichen Uunstdenkmäler
der Stadt Urakau" und die Beiträge zum Darmstädter „ksandbuch der
Architcktnr" Arbeiten völlig selbständiger Art.
Unter den baukünstlerischeu Schöpfungen aus Lssenwein's letztem
Lebensabschnitt ist die bedeutendste wohl unfraglich dcr von ihm für
das Germanische Muscum ausgeführtc Lrweiterungsbau, dessen jdlan
mittlcrweile — bis auf dic UAederhcrstcllung dcs aiigrciizenden Stückcs
der Nürnberger Stadtbefestigung — im wcscutlichen zur Aussühruiig
gebracht ist. Lr dars als eiue Meisterleistung gelten. Alte und neue
Theile — die Reste des Uarthäuscrklofters, welche den Grundbestaud
dcr Anlage bilden, der ihnen angefügte, von anderer Stelle hierher
versetzte „Augustincr-Bau", der neue Mst- und Südbau mit ihren
malerischen Höfen — sie schließen sich zu einem organischen Ganzen
zusammen, das den Zwccken, denen es dient, wie auf dcn Leib ge-
schnitten erscheint und — ohne aufdringlich zn wirken — doch überall
über den Rang eines reinen Bedürfnißbaucs hinausgehend, eigenen
künstlerischen Reiz entfaltet. Wenn man im Germanischen Museum
stundenlang weilen kann, ohne der in den meisten anderen Museen
unvermeidlichen Ermüdung zu verfallen, so ist dies wohl in erster
Linie der überaus geschickten und ansprechcnden baulichen Anlage zu
verdanken. wenn etwas bemängelt werden darf, so ist es lediglich
die etwas zu schwerc, häufig die rvürdigiing der Ausstellungs-Gegcii-
stände geradezu beeinträchtigende Farbengebung der nach Lssenwein's
Rartons ausgeführtcn Glasbilder. — Nicht minder gclungcn und reiz-
voll ist der von dem Aünstler ansgesllhrte Lrweiteruiigsbau dcs Nürn-
berger Rathhauses. Line treffliche küustlerische kscrstcllungsarbeit hat
er in Nllrnberg selbst der Frauenkirche angedeihen lasscn, während er
kserstellungsentwürfe, sowie namentlich Lntwürfe zur malerischen
Ausschmiickung alter kirchlicher Denkmale für andere Brte in großer
Zahl geliefert hat — so insbcsondere für den Dom in Braunschweig,
die Airchen Groß St. Martin, St. Maria iin Lapitol und St. Gereon
in Uöln n. A. Line vertrantheit mit der religiösen Gedankenwelt
Stuhl.
und dcr Formcnsprache des Mittelalters, wie sie in gleicher Voll-
kommenheit neben ihm wohl nur wenige Mitlcbende besaßen, machten
ihn zur Lösung derarliger Aufgabcn besondcrs geeignet. In vielen
Fällen ward in ähnlichen Fragen auch sein Gutachten und seins obere,
beaufsichtigende Mitwirkung gcfordert; so n. A. bci der im vorigen
Iahre vollcndetcn Wiedcrherstellung dcr St. Marienkirche in Zwickau.
Seine großen Lrsolge erzielte Lssenwein hauptsächlich durch eine
Reihe selten so gut vereinigter Ligenschaften: ein großartiges Drgani-
sationstalent, das immer zu richtiger Aeit einzugreifen verstand, eine
ungewöhnliche Findigkeit in Lrschließung neuer Einnahmequellen, ver-
bunden mit großer Meiischenkenntniß und Liebenswürdigkeit, durch
das Interesse, welches er in allen Areisen des volkes sür sein vater-
Seutschland, nach Vesterreich, ksolland, Belgien, Frankreich bereicherten
seine Aenntnisse und als Lrucht des Studiums der Denkmale dieser
Länder erschienen verschiedene kleinere und größere architekturgeschicht-
liche Abhandlungeir Diese publizistische Thätigkeit setzte er nament--
lich sort, nachdem er in Men ;8ss aus Ferstel's Atelier in den Dienst
der Staatseisenbahn-Gesellschaft getreten war; die „Mittheilungen der
Mener Zentralkommission" enthalten inanche werthvolle Beiträge
Lssenwein's. Im Jahre ;8S^ wurde er als ötadtbaurath nach Graz
berufen, ein Iahr daraus wurde ihm am Polytechnikum daselbst die pro-
fessur für ksochbau übertragen, und wiedcr cin Iahr nachhcr — am
I, März ;8SS — übernahm er die Leitung öes Germanischcn Museuins;
von dieser Zcit an datirt crst die Blüthe dieses Iiistituts. Seiner
Thatkrast gclang es, die systematische Mchrung der Sammlungen fiir
das lNuseum als ksauptziel hingestellt zu sehen und die verhältnisse
des lNuseums in so feste Bahnen zu lenkcn, als dies bei einer nur
auf freiwilligc Gaben aiigewicscnen Anstalt nur immcr möglich ist.
was Lffenwein während des Dieiteljahrhunderts gelcistet hat,
in welchem das Germanische Museum seiner Leitung anvertraut war,
ließe sich nur durch einc eingehende Darlegung der Geschichte des
lNuseums von seinen Ansängen bis zur Gegenwart schildern. Auch
wer diesc Entwicklung nur oberslächlich verfolgt hat, kann in dicseu
einzigartigcn Räumcn nicht weilen, ohne mit sreudigem 5tolz auf
einen solchen nationalen Bcsitz und mit dankbarcr Bewundcruiig sür
den Schöxfer desselben bewegt zu werdcn. Denn ohne dem Anrechte
der ursprünglichen Begründer des Museums und der Mitarbeiter
Lsscnwein's zu nahe zu treten, darf man es aussprechen, daß ihr An-
theil an dem Zustandekommen dcs vollendcten Ganzcn gegenüber dem
seinigen doch nur cin verhältnißmäßig kleiner ist. Und nicht etwa nur
auf einem der in Betracht kommende» Arbeitsgebietc hat er sciiie
Rraft eingesetzt, sondern anf allcn — sowohl in der Mrbung um
ideale uud werkthätige Theilnahme für die Anstalt in den Kreisen der
gesammten Nation, in dcr Aufspürung und Gewinnung dcs Ltofses,
wie in dcr wissciischastlicheii Ocrarbeitung und zweckentsprechenden
vorführuiig des letzteren — ist er gleichmäßig und iincrmüdlich thätig,
ist er in vollem 5inne des Wortes „dieLeele des Ganzen" ge-
wcsen. Die Sumiiic der Aibeit, die mit einer solchen Thätigkeit vcr-
bundcn war, ist cine so gewaltige, daß man es kauin sür möglich
halten sollte, wie Lssenwein neben derselben noch Muße für selb-
ständige wissenschastliche und kiinstlcrische Leistungen finden konnte.
von seinen schriftstellerischcn werken stcht dcr giößcre Theil
allerdings in unmittelbarem Zusammenhange mit seincr wirksamkeit
am Germanischcn Musenm. 5o die zahlreichen, ziim Thcil sehr werth-
vollen klcineren Aufsätze, die im „Anzciger" dcs Museums crschienen
stnd, die wissenschaftlichen Aataloge über mehrere Abtheilungen der
Sammlung und „die kunst- und kulturgeschichtlicheu Denkmäler des
Germanischen National-Museums"; auch die „Guellen zur Geschichte
der ksandfeuerwaffen" s;87?) hingcn mit seinen bezüglichcn Studien
zusaminen. Dagegen sind dic ;ssy erschieneue, aber wohl schon srüher
vorbcreitete vcrössentlichung über „die mittelalterlichen Uunstdenkmäler
der Stadt Urakau" und die Beiträge zum Darmstädter „ksandbuch der
Architcktnr" Arbeiten völlig selbständiger Art.
Unter den baukünstlerischeu Schöpfungen aus Lssenwein's letztem
Lebensabschnitt ist die bedeutendste wohl unfraglich dcr von ihm für
das Germanische Muscum ausgeführtc Lrweiterungsbau, dessen jdlan
mittlcrweile — bis auf dic UAederhcrstcllung dcs aiigrciizenden Stückcs
der Nürnberger Stadtbefestigung — im wcscutlichen zur Aussühruiig
gebracht ist. Lr dars als eiue Meisterleistung gelten. Alte und neue
Theile — die Reste des Uarthäuscrklofters, welche den Grundbestaud
dcr Anlage bilden, der ihnen angefügte, von anderer Stelle hierher
versetzte „Augustincr-Bau", der neue Mst- und Südbau mit ihren
malerischen Höfen — sie schließen sich zu einem organischen Ganzen
zusammen, das den Zwccken, denen es dient, wie auf dcn Leib ge-
schnitten erscheint und — ohne aufdringlich zn wirken — doch überall
über den Rang eines reinen Bedürfnißbaucs hinausgehend, eigenen
künstlerischen Reiz entfaltet. Wenn man im Germanischen Museum
stundenlang weilen kann, ohne der in den meisten anderen Museen
unvermeidlichen Ermüdung zu verfallen, so ist dies wohl in erster
Linie der überaus geschickten und ansprechcnden baulichen Anlage zu
verdanken. wenn etwas bemängelt werden darf, so ist es lediglich
die etwas zu schwerc, häufig die rvürdigiing der Ausstellungs-Gegcii-
stände geradezu beeinträchtigende Farbengebung der nach Lssenwein's
Rartons ausgeführtcn Glasbilder. — Nicht minder gclungcn und reiz-
voll ist der von dem Aünstler ansgesllhrte Lrweiteruiigsbau dcs Nürn-
berger Rathhauses. Line treffliche küustlerische kscrstcllungsarbeit hat
er in Nllrnberg selbst der Frauenkirche angedeihen lasscn, während er
kserstellungsentwürfe, sowie namentlich Lntwürfe zur malerischen
Ausschmiickung alter kirchlicher Denkmale für andere Brte in großer
Zahl geliefert hat — so insbcsondere für den Dom in Braunschweig,
die Airchen Groß St. Martin, St. Maria iin Lapitol und St. Gereon
in Uöln n. A. Line vertrantheit mit der religiösen Gedankenwelt
Stuhl.
und dcr Formcnsprache des Mittelalters, wie sie in gleicher Voll-
kommenheit neben ihm wohl nur wenige Mitlcbende besaßen, machten
ihn zur Lösung derarliger Aufgabcn besondcrs geeignet. In vielen
Fällen ward in ähnlichen Fragen auch sein Gutachten und seins obere,
beaufsichtigende Mitwirkung gcfordert; so n. A. bci der im vorigen
Iahre vollcndetcn Wiedcrherstellung dcr St. Marienkirche in Zwickau.
Seine großen Lrsolge erzielte Lssenwein hauptsächlich durch eine
Reihe selten so gut vereinigter Ligenschaften: ein großartiges Drgani-
sationstalent, das immer zu richtiger Aeit einzugreifen verstand, eine
ungewöhnliche Findigkeit in Lrschließung neuer Einnahmequellen, ver-
bunden mit großer Meiischenkenntniß und Liebenswürdigkeit, durch
das Interesse, welches er in allen Areisen des volkes sür sein vater-