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ZUR EINFÜHRUNG

Im Jahr 1883 ist als erster—und zugleich einziger—Teil eines Katalogs der Kgl. Staatssammlung
vaterländischer Altertümer die von Prof. Ludwig Mayer verfaßte Beschreibung der Reihengräber-
funde erschienen (Stuttgart, Verlag J. B. Metzler). Die „große Reichhaltigkeit unserer Sammlung“,
schrieb die Direktion im Vorwort, „an Ausgrabungsgegenständen der germanischen und der ala-
mannisch-fränkischen Zeit (Grabhügel und Reihengräber) hat es uns nahegelegt, den Katalog mit
den Grabfunden der merovingischen Zeitperiode zu beginnen“. Auf eine kurze Einleitung, die in
der Hauptsache durch das von 1880 ab erschienene Handbuch der deutschen Altertumskunde
I. Teil von L. Lindenschmit angeregt war, folgt ein nach Fundorten zusammengestellter Katalog
in zwei Abteilungen: Waffen und Zaumzeug; Schmuck, Geräte und andere Beigaben.
Nach nicht ganz 50 Jahren legt die Direktion der Staatlichen Altertümersammlung Stuttgart
wiederum einen Katalog dieser Kulturepoche vor. Zur Begründung genügt nicht der Hinweis auf
den außerordentlich großen Fortschritt in der Erforschung etwa gerade dieser Zeit. Denn der Auf-
schwung der Vor- und Frühgeschichte ist jedenfalls der frühgermanischen Kultur nicht in dem
Maße zugute gekommen, das sie aus vielen Gründen verdient hätte. So hat im Gegenteil dieser
Mangel uns vor allem zur Neubearbeitung des Stoffs bestimmt. Und auch unsere Neubearbeitung,
die auf Grund zahlreicher Neufunde, eigener Grabungen, Durcharbeitung des alten Materials an
Funden und Fundberichten die kultur- und kunstgeschichtlichen Fragen der Völkerwanderungszeit
Württembergs auf archäologischem Wege zu lösen sucht, ist sich der Grenzen ihrer Lösung völlig
bewußt. Sie sind vor allem dadurch gegeben, daß aus anderen Ländern Sammlungen des gleich-
zeitigen Materials so gut wie völlig fehlen.
Die Direktion hat es daher sehr dankbar begrüßt, daß die Römisch-Germanische Kom-
mission des Deutschen Archäologischen Instituts sich früh für unseren Plan eines Kata-
logs der alamannisch-fränkischen Kultur Württembergs tätig interessiert und schließlich die
Mitherausgabe des über den ursprünglich gedachten Umfang wesentlich hinausgewachsenen Texts
und Tafelwerks übernommen und dadurch überhaupt ermöglicht hat. So gebührt der Römisch-
Germanischen Kommission der besonders herzliche Dank der Museumsleitung, in den vor allem auch
das dankbare Andenken an Professor Drexel eingeschlossen wird. Dazu kommt der nicht minder
herzliche Dank an die Notgemeinschaft deutscher Wissenschaft (Deutsche Gemeinschaft
zur Erhaltung und Förderung der Forschung), die die Forschungen des Bearbeiters des Katalogs
wesentlich unterstützt hat. Endlich dankt die Direktion dem Bearbeiter selbst, dem Konservator
Dr. Veeck, der den ihm vor Jahren, bald nachdem er als Volontär bei der Altertümersammlung
eingetreten war, erteilten Dienstauftrag der Katalogisierung und Neubearbeitung des alamannisch-
fränkischen Altertümerbestandes des ganzen Landes durchgeführt hat.
Wie Paret kürzlich an einigen alten Berichten in einem kurzen Überblick über die Anfänge
der Urgeschichtsforschung in Württemberg (Württ. Vierteljahreshefte 35, 1929, S. 34 f.) gezeigt hat,
finden sich bei allem Vorherrschen des den Humanisten verdankten Interesses an römischen Funden
schon frühe da und dort bei Historikern Notizen über Skelettfunde mit Waffen und Perlen, die für
unsere Kultur bezeichnend sind, und schon Sattler (1705—1785, seit 1741 Geheimer Archivar des
 
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