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Victoria in der Bildkunst


Abb. 45 Bronzestatuette, Lasa,
H 14 cm, Staatliche Museen
Kassel, Antikensammlung


Abb. 46 Bronzestatuette, Lasa,
H 11 cm, Staatliche Museen
Kassel, Antikensammlung

92 Höckmann 1973, S. 29ff.
Nr. 54f. Taf. 16; LIMC,
Bd. VI 1, S. 221 Nr. 47
(Roger Lambrechts).
93 Crawford 1974, S. 3 56
Nr. 345/1.
94 Isler-Kerdnyi 1970,
S. 57ff. Taf. 51-53; LIMC,
Bd. VIII 1, S. 239ff.
(Rainer Vollkommer).

Die römische Kunst ist aus zwei Wurzeln erwachsen: aus
der etruskischen und aus der griechischen Kunst. Daher
sind die Ursprünge der Victoriadarstellungen in diesen
Umfeldern zu suchen. Die geflügelten Göttinnen bei den
Etruskern entstammen zwei Uberlieferungssträngen:
Zum einen sind es Abbildungen der griechischen Nike.
Zum anderen handelt es sich um Lasa, eine etruskische,
kaum bekannte Gottheit aus dem Umkreis der Liebes-
göttin Turan (= Aphrodite, Abb. 45-46). Diese Göttin
wurde im Unterschied zu Nike oder Victoria nackt dar-
gestellt, wie die beiden Statuetten der Lasa in Kassel aus
dem 3.-2. Jahrhundert v. Chr. zeigen. Eine von ihnen
trägt reichlich Schmuck und am Oberkörper überkreuz
gelegte Bänder.’2 Etruskische Künstler haben vielleicht
aus Unkenntnis dennoch Nike und Lasa miteinander ver-
wechselt, begünstigt durch die Annäherung der Sieges-
göttin an Aphrodite.
Die römischen Darstellungen der Siegesgöttin ent-
sprechen der aus der schriftlichen Überlieferung abgelei-
teten Entwicklung. Dabei ist neben der Aufwertung zu
einer kultisch verehrten Gottheit auch eine gegenläufige
Tendenz zu erkennen, welche Victoria lediglich zu deko-
rativen Zwecken einsetzte.
Vor dem Hintergrund der gewonnenen Samniten-
kriege entstanden die frühesten römischen Darstellungen
der Victoria in Form von Münzbildern im 3. Jahrhundert
v. Chr. Seitdem wurde die Göttin zu einem beliebten
Münzbildmotiv. Auf der Rückseite einer Münze in Kassel
aus dem Jahr 88 v. Chr. sieht man Victoria ein Zweige-
spann lenken (Kat. Nr. 16, Abb. 47).” Ob sich die Münze
auf einen bestimmten militärischen Erfolg der Römer be-
zieht, ist nicht bekannt. Auf einer anderen Münze schmückt
Victoria ein Iropaeum (Kat. Nr. 19, Abb. 48), ein Denkmal
des Sieges, das auf dem Schlachtfeld an der Stelle, wo der
Feind die Flucht ergriff, errichtet und mit Beutewaffen
behängt wurde. Als ein langer Stock, mit Brustpanzer,
Schild, Helm oder anderen Waffen behängt, wurde es zu
einem der beliebtesten Attribute der Victoria.’4

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