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https://doi.org/10.11588/diglit.1320#0019
Kunst in Hamburg. 3
ladung bei ihm zu wohnen, nicht in einem Gasthofe
abzusteigen brauchte, und mir so das Gefühl gänzli-
cher Fremdheit in der alten Heimath erspart wurde.
Die herzliche Aufnahme in seiner Familie verscheuchte
aber in kurzer Zeit auch die letzte Spur jener Em-
pfindung. Wenn ich bisweilen mein patriotisches Ge-
fühl an den mannigfachen Beziehungen weidete, worin
Hamburg sieh auch aufser seiner Wichtigkeit als Han-
delsstadt in Deutschland ausgezeichnet hat, so erregte
es mir zugleich immer ein schmerzliches Gefühl, dafe
dort weder Architectur,'noch bildende Künste recht
hatten heimisch werden wollen. Denn Denner und
van der Smissen sind als Maler, wenn gleich acht-
bare, doch immer untergeordnete Erscheinungen, die
mit der bedeutenden Rolle keinen Vergleich aushal-
ten, welche Hamburg in der Geschichte' der Poesie
durch Klopstock und Claudius, der dramatischen
Kunst durch Schröder, in wissenschaftlichen Be-
ziehungen durch Männer wie Fabricius, Reima-
rus, Ebcling und Gurlitt gespielt hat. Wie grofs
war daher jetzt meine Freude, den Sinn für Baukunst
und Malerei wenigstens bei Einzelnen erwacht und
durch einheimische Künstler auf eine würdige Weise
befriedigt zu finden! So ist denn das nun wirklich
ins Leben getreten, was schon mein Vater durch eine
Zeichenschule, verbunden mit einer Sammlung von
Gemälden und Gypsabgüssen, vor nun mehr als 30
Jahren so sehnlichst hervorzurufen wünschte! Um
die einzelnen Erscheinungen dieses neuen Kunstlehens
aufzusuchen, konnte ich nun keinen besseren Cice-
ronehaben, als Chateauneuf; denn er ist, wie Du
weilst, nicht allein einer der Architecten, welche in
dieser Kunst zuerst einen gediegenen Geschmack in
1*
ladung bei ihm zu wohnen, nicht in einem Gasthofe
abzusteigen brauchte, und mir so das Gefühl gänzli-
cher Fremdheit in der alten Heimath erspart wurde.
Die herzliche Aufnahme in seiner Familie verscheuchte
aber in kurzer Zeit auch die letzte Spur jener Em-
pfindung. Wenn ich bisweilen mein patriotisches Ge-
fühl an den mannigfachen Beziehungen weidete, worin
Hamburg sieh auch aufser seiner Wichtigkeit als Han-
delsstadt in Deutschland ausgezeichnet hat, so erregte
es mir zugleich immer ein schmerzliches Gefühl, dafe
dort weder Architectur,'noch bildende Künste recht
hatten heimisch werden wollen. Denn Denner und
van der Smissen sind als Maler, wenn gleich acht-
bare, doch immer untergeordnete Erscheinungen, die
mit der bedeutenden Rolle keinen Vergleich aushal-
ten, welche Hamburg in der Geschichte' der Poesie
durch Klopstock und Claudius, der dramatischen
Kunst durch Schröder, in wissenschaftlichen Be-
ziehungen durch Männer wie Fabricius, Reima-
rus, Ebcling und Gurlitt gespielt hat. Wie grofs
war daher jetzt meine Freude, den Sinn für Baukunst
und Malerei wenigstens bei Einzelnen erwacht und
durch einheimische Künstler auf eine würdige Weise
befriedigt zu finden! So ist denn das nun wirklich
ins Leben getreten, was schon mein Vater durch eine
Zeichenschule, verbunden mit einer Sammlung von
Gemälden und Gypsabgüssen, vor nun mehr als 30
Jahren so sehnlichst hervorzurufen wünschte! Um
die einzelnen Erscheinungen dieses neuen Kunstlehens
aufzusuchen, konnte ich nun keinen besseren Cice-
ronehaben, als Chateauneuf; denn er ist, wie Du
weilst, nicht allein einer der Architecten, welche in
dieser Kunst zuerst einen gediegenen Geschmack in
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