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https://doi.org/10.11588/diglit.1322#0101
Besuch bei dem Baron Gerard. 87
Dritter Brief.
Paris, den 29. October.
Es hat einen ganz eigenthümlichen Reiz, wenn
man an einem so bedeutenden Orte wie Paris nicht
mehr das Gefühl des Fremden hat, sondern alle Ge-
genstände, Kunstwerke wie Menschen, einem als wohl
bekannt entgegentreten. Diese angenehme Erfahrung
mache ich hier täglich.. Besonders wohl aber thut
es, alte Freunde in Gesinnung und geistiger Leben-
digkeit unverändert anzutreffen, wie es mir in die-
sen Tagen mit dem berühmten Maler, dem Baron
Gerard, erging. Er empfing mich mit dem gütig-
sten Wohlwollen, und die Grazie seines Geistes, die
Eigenthümlichkeit und Eleganz seines Ausdrucks über
die verschiedenartigsten Gegenstände übten wieder auf
mich ganz den alten Zauber aus. Dabei ist er, wie
das wohl sonst bei so ausgezeichneter Gabe der Mit-
theilung der Fall zu sein pflegt, keinesweges unfähig
geworden, zuzuhören, sondern nahm manche Mitthei-
lungen über die reichen Kunsterfahrungen, welche
ich in England gemacht, wie über meine jetzigen
Studien hier mit sichtbarer Theilnahme auf. Beson-
ders billigte er meinen historischen Standpunkt für
die Betrachtung von Kunstwerken, indem nur da-
durch sowohl das Wesen ganzer Schulen und Epo-
chen, als jedes einzelnen Kunstwerks in seinem Zu-
sammenhange erkannt und bis in seine geheimsten
Lebensfasern gewürdigt werden kann. Da nun kein
Ort in der Welt in dieser Beziehung eine so reiche
und vielseitige Belehrung gewährt, wie Paris durch
die verschiedenen königlichen Sammlungen, so denke
Dritter Brief.
Paris, den 29. October.
Es hat einen ganz eigenthümlichen Reiz, wenn
man an einem so bedeutenden Orte wie Paris nicht
mehr das Gefühl des Fremden hat, sondern alle Ge-
genstände, Kunstwerke wie Menschen, einem als wohl
bekannt entgegentreten. Diese angenehme Erfahrung
mache ich hier täglich.. Besonders wohl aber thut
es, alte Freunde in Gesinnung und geistiger Leben-
digkeit unverändert anzutreffen, wie es mir in die-
sen Tagen mit dem berühmten Maler, dem Baron
Gerard, erging. Er empfing mich mit dem gütig-
sten Wohlwollen, und die Grazie seines Geistes, die
Eigenthümlichkeit und Eleganz seines Ausdrucks über
die verschiedenartigsten Gegenstände übten wieder auf
mich ganz den alten Zauber aus. Dabei ist er, wie
das wohl sonst bei so ausgezeichneter Gabe der Mit-
theilung der Fall zu sein pflegt, keinesweges unfähig
geworden, zuzuhören, sondern nahm manche Mitthei-
lungen über die reichen Kunsterfahrungen, welche
ich in England gemacht, wie über meine jetzigen
Studien hier mit sichtbarer Theilnahme auf. Beson-
ders billigte er meinen historischen Standpunkt für
die Betrachtung von Kunstwerken, indem nur da-
durch sowohl das Wesen ganzer Schulen und Epo-
chen, als jedes einzelnen Kunstwerks in seinem Zu-
sammenhange erkannt und bis in seine geheimsten
Lebensfasern gewürdigt werden kann. Da nun kein
Ort in der Welt in dieser Beziehung eine so reiche
und vielseitige Belehrung gewährt, wie Paris durch
die verschiedenen königlichen Sammlungen, so denke