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Waagen, Gustav Friedrich
Kunstwerke und Künstler in England und Paris (Band 3): Kunstwerke und Künstler in Paris — Berlin, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.1322#0191
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Bronzene Statue des Apollo im Louvre. 177

3 F. 6 Z. Höhe, welche im Meere in der Nähe von
Piombino gefunden worden ist. Letronne hat mit
gewohntem Scharfsinn dargethan, dafs sie einen Apollo
vorstellt, welcher nach der Aufschrift (A&ANAIAI
JEKATAN) der Pallas aus dem Zehnten irgend ei-
ner Kriegsbeute geweiht worden ist; auch Panofka
ist unabhängig hiervon zu demselben Resultat gelangt.
In Rücksicht der Kunststufe scheint mir dieselbe in
manchen Stücken: zwischen den äginetischen Statuen
und der über lebensgrofseu, aus der Sammlung von
Choiseul-Gouffier stammenden Marmorstatue des Apollo
im britischen Museum mitten inne zu stehen. Der
Kopf ist lange nicht so streng in dem alten Typus
gehalten, als bei jenen, nähert sich doch aber der
freien Kunst weniger, als es bei diesem der Fall ist,
besonders gehört die doppelte Reihe der schnecken-
förmigen Locken noch ganz der alten Kunstweise an.
In dem etwas untersetzten Verhältnifs, der starken
Muskulatur der Brust und der Oberarme stimmen
beide Statuen sehr überein. Dagegen ist die bron-
zene an fein individualisirter und naturgemäfser Durch-
bildung der übrigen Theile, zumal des Rückens und
der Beine, jener weit überlegen. Die ganze meister-
hafte Arbeit ist indefs doch wieder so sehr von ei-
ner Gefühlsweisc durchdrungen, hat etwas so Ur-
sprüngliches und Naives, dafs ich mich nicht dazu
verstehen kann, aus dem letzteren Umstände mit Le-
tronne zu schliefsen, dafs wir hier eine-Nachahmung
des alterthümlichen Styls haben. Vereinigen doch
auch die äginetischen Statuen mit ungleich conven-
tionelleren Gesichtern die überraschendste Naturwahr-
heit und Vollendung der meisten Körpertheile. Es
scheint mir daher, dem Geiste der dorischen Kunst-

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