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Die Hafenstadt

So wenig auch immer die Zahl der öffentlichen Heilig-
thümer mit den genannten erschöpft sein mag, so ist doch
das Wenige, was zufällig zu unserer Kunde gekommen ist,
schon ausreichend, um zu erkennen, dass auch in den Kult-
lokalen des inneren Peiraieus sich der Charakter der See-
stadt nicht unbezeugt gelassen hat. In noch höherem Maasse
zeigt sich dieser Charakter in der buntgemischten Be-
völkerung, die sich hier zusammenfand.

Von attischen Elementen gehörten zu ihr zunächst
natürlich Fischer, Schiffer und Rheder; aber auch die grossen
athenischen Kaufherren wohnten vielfach hier1). Und sehr
gewöhnlich besassen die wohlhabenden Bürger ausser ihrem
Haus in der Kapitale auch eine Wohnung in der Hafen-
stadt2), in der sie namentlich wohl die heissen Sommer-
monate zubrachten, um die erfrischende Seeluft zu gemessen.
Andererseits errichteten viele aus dem Mittelstand gern ihr
Geschäft im Peiraieus, während sie sich in Athen nur ein
Absteigequartier hielten3). Und von den Demoten des Pei-

mon und Dionysios den Musen (Bull, de Corr. Hell. VII S. 76 ff.), drei
crpcrrnYoi erci töv TTeipaiä bringen dem Hermes Hegemonios eine
Weihegabe dar (95/4 v. Chr.: s. 5A9f|v. VII S. 368 = G. i. Att. II
N. 1207); demselben Gotte gilt die Gabe eines TrouoaYurföc aus römischer
Zeit (C. i. Att. III N. 197); für diese und ähnliche Dedikationen sind
der Möglichkeiten gar viele, bestimmte Beziehungen fehlen aber. Nur
noch die Frage: sollte das Elgin'sche Stück mit der Inschrift Tixoc

MJaxphuoc.....[ol] cuvnAeovxec vaöxai 'AttöAAujvi Tapciuj xapicxfipiov

(C. i. Att. III N. 236) nicht aus dem Peiraieus stammen?

1) So hatte der grosse Banquier Pasion auch ein Wohnhaus im
Peiraieus: s. Ps, Demosth. XXXXIX 22.

2) So der reichste von allen Kallias in Melite (Schob Aristoph.,
Frosch. 501) und im Peiraieus (Xenoph., Sympos. I 2). Auch Menander
scheint gewöhnlich im Peiraieus gelebt zu haben (s. Alkiphr. II
4, 16. 21), in dessen Nähe er auch ein Landgut besass (s. ebd. 17).
Andere Beispiele bieten die attischen Redner.

3) Wie Philoneos für gewöhnlich im Peiraieus wohnte und dort
seine Speicher besass, in denen er der Sitte gemäss das Bild des
Zeuc Kxrjcioc aufgestellt hatte und opferte; aber öttöt' ev dcxei
ouxxpißoi, hatte er sein Quartier im Söller des Redners bei Antiphon I
(vgl. § 14).
 
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