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Die Hafenstadt
äussersten Westspitze der Aktehalbinsel in der Nähe der
Leuchtsäule, wo breite Felsmassen einen kleinen Vorsprung
in die See bilden, zeigen sich (jetzt gewöhnlich unter Wasser)
Anlagen einer umfassenden Grabstätte1), die man in neuerer
Zeit sich gewöhnt hatte, für das fragliche Themistokleion zu
erklären2): eine Annahme, welche von der modernen Topo-
graphie aufgegeben war, bis sie Milchhöfer wieder mit un-
verächtlichen Gründen stützte; jedoch trifft das Hauptmerk-
mal, das üiodoros und Aristoteles angeben (die Lage im
stillen Meer), für diese Anlage sicher nicht zu.
Mehrere ähnliche Grabmäler, mehr oder weniger er-
halten, Hessen sich noch Anfang unseres Jahrhunderts und
lassen sich zum Theil selbst jetzt auf beiden Seiten des Ein-
gangs zum grossen Hafen am Ufer bemerken3), so dass
dieser Platz offenbar analog dem zur Seite der grossen
Landstrassen besonders ehrenvoll und besonders gesucht war.
Auch am Abhang des Munychiahügels nach der Meeresküste
sowie an seinem östlichen Fusse ausserhalb der Stadtmauern
finden sich zahlreiche Felsgräber4). Insbesondere interessant
sind die Felsnischen mit dem Blick auf die phalerische
Bucht, die bei Curtius im Atlas von Athen (Taf. XII N. 1)
abgebildet sind; sie enthalten eine Reihe von Gräbern ganz
aus dem natürlichen Felsen gehauen, darunter eine in Form
einer Aedicula mit Anten, Architrav und Palmettenkrönung.
Auch in der geräumigen Grotte gegenüber der Insel Stalida
sind sehr ausgedehnte Gründungen, die wohl einer grossen Be-
gräbnissstätte angehörten5). Es wird nicht verkannt werden
können, dass bei einer grossen Zahl dieser Gräber, nämlich
vertretene Identifikation gehoben; Diodoros spricht jedenfalls nicht von
einer Stelle, wo, wie bei jener Anlage, natürliche Brandung war, son-
dern von einer stillen Bucht mit ruhigem, stehendem Gewässer.
1) Die erste genauere Beschreibung (nebst Skizze) giebt Milch-
höfer S. 54 N. 55.
2) Vgl. Bd. I S. 321 und Hirschfeld S. 30 Anm. 50.
3) S. Leake S. 271 Anm. 3.
4) S. Curtius, Erläuter. zum Atlas von Athen S. 35; Boss, arch.
Auf. I S. 14.
6) Auch Sauppe, der diese Grotte 1875 genau besichtigt hat, ist,
wie er mir in glücklichen Göttinger Zeiten mittheilte, dieser Ansicht.
Die Hafenstadt
äussersten Westspitze der Aktehalbinsel in der Nähe der
Leuchtsäule, wo breite Felsmassen einen kleinen Vorsprung
in die See bilden, zeigen sich (jetzt gewöhnlich unter Wasser)
Anlagen einer umfassenden Grabstätte1), die man in neuerer
Zeit sich gewöhnt hatte, für das fragliche Themistokleion zu
erklären2): eine Annahme, welche von der modernen Topo-
graphie aufgegeben war, bis sie Milchhöfer wieder mit un-
verächtlichen Gründen stützte; jedoch trifft das Hauptmerk-
mal, das üiodoros und Aristoteles angeben (die Lage im
stillen Meer), für diese Anlage sicher nicht zu.
Mehrere ähnliche Grabmäler, mehr oder weniger er-
halten, Hessen sich noch Anfang unseres Jahrhunderts und
lassen sich zum Theil selbst jetzt auf beiden Seiten des Ein-
gangs zum grossen Hafen am Ufer bemerken3), so dass
dieser Platz offenbar analog dem zur Seite der grossen
Landstrassen besonders ehrenvoll und besonders gesucht war.
Auch am Abhang des Munychiahügels nach der Meeresküste
sowie an seinem östlichen Fusse ausserhalb der Stadtmauern
finden sich zahlreiche Felsgräber4). Insbesondere interessant
sind die Felsnischen mit dem Blick auf die phalerische
Bucht, die bei Curtius im Atlas von Athen (Taf. XII N. 1)
abgebildet sind; sie enthalten eine Reihe von Gräbern ganz
aus dem natürlichen Felsen gehauen, darunter eine in Form
einer Aedicula mit Anten, Architrav und Palmettenkrönung.
Auch in der geräumigen Grotte gegenüber der Insel Stalida
sind sehr ausgedehnte Gründungen, die wohl einer grossen Be-
gräbnissstätte angehörten5). Es wird nicht verkannt werden
können, dass bei einer grossen Zahl dieser Gräber, nämlich
vertretene Identifikation gehoben; Diodoros spricht jedenfalls nicht von
einer Stelle, wo, wie bei jener Anlage, natürliche Brandung war, son-
dern von einer stillen Bucht mit ruhigem, stehendem Gewässer.
1) Die erste genauere Beschreibung (nebst Skizze) giebt Milch-
höfer S. 54 N. 55.
2) Vgl. Bd. I S. 321 und Hirschfeld S. 30 Anm. 50.
3) S. Leake S. 271 Anm. 3.
4) S. Curtius, Erläuter. zum Atlas von Athen S. 35; Boss, arch.
Auf. I S. 14.
6) Auch Sauppe, der diese Grotte 1875 genau besichtigt hat, ist,
wie er mir in glücklichen Göttinger Zeiten mittheilte, dieser Ansicht.