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206

Stadtmauern und Stadtthore

sicher schon ursprünglich vorhanden '). Jetzt wird aber über
diesen 3 Fuss hohen Zinnen eine wahrscheinlich dünnere2)
Mauer in der Höhe von 17 Backsteinschichten errichtet3):

1) Darauf führt ausser der allgemeinen Analogie noch, ein doppelter
aus der Fassung der Inschrift zu entnehmender Umstand. Einmal wird
für die Zinnen nur Reparatur vorhandener Schäden verlangt (Z. 54 f.;
zu der hier gegebenen, von Ussing beanstandeten Notiz vgl. die von
Müller missverstandenen Reste in Z. 43, wo Löcher in der Mauer nur,
wenn sie nicht kleiner als ein Ziegelstein sind, ausgemauert, eventuell
jedoch auch iy2 Ziegel genommen werden sollen). Und zum Andern
wird nur bei den Zinnen die Höhe nach Fuss, bei den übrigen Theilen
der Mauern nach Ziegelschichten bestimmt: weshalb? doch wohl ein-
fach deshalb, weil die Zinnen drei Fuss hoch von Alters her und zwar
aus Quadern gebaut waren, nur die Reparaturen jetzt mit Ziegeln ge-
macht wurden. Zum Ueberfluss erwähnt ja bereits Demosthenes III 29
das Weissen der Zinnen aus der Zeit des Eubulos, s. Bd. I S. 592
Anm. 1.

2) Dass diese obere Mauer dünner sein sollte (etwa wie die
Pfeiler auf der Stadtseite nur zwei Ziegel dick statt drei oder vier
Ziegel, welche für die Dicke der Zinnen nöthig sind), ist freilich nicht
gesagt; ebenso wenig sind aber überhaupt über dieselbe ausreichende Vor-
schriften gegeben, wie z. ß. über die Distanz der Schiessscharten jede
Anweisung fehlt. Es herrschen hier offenbar feste Normen, die ohne
Weiteres als bekannt vorausgesetzt werden konnten (ebenso wie z. B.
unten über die Höhe der Geländerbalken nichts vorgeschrieben wird).
Wäre dagegen, wie Otfr. Müller annimmt, die Mauer in ihrer ganzen
Höhe gleich dick gewesen, so begriffe man schwer, wie dann noch
die untersten drei Fuss als Zinnen bezeichnet werden konnten. Höch-
stens könnte man dann zur Erklärung anführen, dass diesem untersten,
zumeist aus anderem Material gefügten und schon lange vorhandenen
Theil auch sein alter Name gelassen sei.

3) Diese Annahme von Otfr. Müller ist sicherlich nöthig. Um für
die Mauer die Höhe zu erlangen, welche erforderlich ist, damit
Menschen frei unter dem aufliegenden Dache passiven können, müssen
zu den drei Fuss der Brustwehr noch durchaus nicht bloss die sieben
Schichten der Mauer über den Fenstern (sechs Reihen Backsteine und
ein Holzstück in der Dicke eines Backsteins), sondern auch die zehn
Schichten der Fensterhöhe hinzukommen. Denn die Dicke eines
griechischen Ziegels kann höchstens zu 4 ödKxuAoi (s. nächste Anm.) an-
genommen werden, d. h. im attischen Maass (nach Dörpfeld'scher Berech-
nung) zu 72 mm. Das giebt zu sieben Reihen 0,50 m.; dazu drei attische
Fuss =0,88 m. macht (Mörtel eingerechnet) kaum 1,50 m., was eben nur
für kleine Leute hinreichen würde. — Franz wollte im Bullet, d. Inst.
 
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