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302

Die Strassen der Stadt

auch vor; dass der Name des betreffenden Demos einer einzel-
nen besonders bedeutenden Strasse des Reviers beigelegt wurde,
wie dies mit Kollytos geschehen ist1). Endlich beweist die
Erwähnung einer rptiri puun bei dem Komiker Philippides2)
vielleicht auch die Sitte; eine Reihe paralleler Strassen
einfach zu zählen; denn die sonst nächst liegende Annahme,
dass man hier wie in Rom3) dem Suchenden zählend die so
und so vielste Gasse wies, mithin dass eine feste Termino-
logie für die Strassen sich nicht ausgebildet hatte, scheint
nach der Art der Anführung nicht zulässig; doch wird für
die Nebengassen eine Namengebung schwerlich überhaupt
durchgeführt sein.

Jedenfalls scheinen alle diese Namen keinen officiellen
Charakter getragen, sondern mehr im Munde des Volkes
allmählich sich eingebürgert zu haben4). Sicherlich wurde
in Athen so wenig als sonst bei den Hellenen5) die Lage
von Wohnungen und anderen Oertlichkeiten nach den Strassen-
namen bezeichnet, sondern (wie noch heutigen Tages) an-
gegeben, in der Nähe welches Heiligthums oder öffentlichen
Gebäudes, welches Brunnens oder sonstigen allgemein be-
kannten und auffallenden Punktes sie sich befanden.

In einer langen Reihe von Fällen, wo einzelne athenische
Wohnhäuser angeführt werden und über ganz allgemeine
Angaben der Lage hinausgegangen ist, ja wo es zum Theil
gerade specieller auf eine scharfe Ortsbezeichnung ankommt,

KAnpovounKe Traxepa tö |uetpdKiov. Ders. III 8, 1 rjice rrepi Trpuüxnv
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exaipav äjafeiv irapd xöv veöfrXouxov Onpnnri5r]v.

1) S. Bd. I S. 353.

2) Pollux IX 38: s. oben S. 280 Anm. 3.

3) S. Jordan in archäol. Zeitung 1871 S. 65 ff., Topogr. von Rom I
S. 546.

4) Darauf führt z. B. die Art, wie neben dem xpucouc cxevuuxcöc
bei Alkiphron (s. S. 301 Anm. 4) noch die Weide (f| ayvoc) zur Cha-
rakterisirung der Lokalität angeführt wird.

5) Ueber diese allgemeine hellenische Sitte handeln Curtius,
Wegebau S. 87 und namentlich Conze, gr. Inselreise S. 16: vgl. auch
Monatsber. der Berl. Akad. 1852 S. 575 ff.
 
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