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Politisches Leben (Volksversammlungen)

313

Genaueres ist über die äussere Herrichtung des Platzes
und selbst über die Lage desselben nicht berichtet1). Doch
verinuthe ich, dass diese Versammlung des Volks bei dem
Altar des Zeus agoraios stattfand: d. h. des Zeus, der eben
als Schirmherr der Volksversammlungen auf dem Markt ver-
ehrt wurde (wenn auch wie es scheint ohne Kultbild), und
deshalb gleichfalls in der Pnyx seinen Altar hatte2). Sollte
die Vermuthung von Bergk, dass dieser Altar identisch sei
mit dem Schwurstein der Archonten bei der Stoa Basileios,
das Richtige treffen 3), so wäre die Lage des Ekklesienraumes
auf der Agora bestimmter fixirt und zwar eben in der Süd-
hälfte des Marktes, wo sich überhaupt das politische Leben
entfaltete.

Uebrigens kann man mit grosser Wahrscheinlichkeit
anneinnen, dass überhaupt bei allen Volksversammlungen, bei
denen geheim, d. h. mit Psephoi abgestimmt wurde, sowohl
diese Abstimmung phylenweise erfolgte, als andrerseits eben

1) Denn ob das irepicxovvicua im Süden der Agora bei der De-
niosthenesstatue mit dieser Einfriedigung zusammenzubringen ist, ist
nicht auszumachen: s. Bd. I S. 167 Anm. 4.

2) C. i. Att. I N. 23 Z. 5 Aia xöv &Y[opaiov]. Schol. Aristoph.,
Ritt. V. 408 dyopaloc Zeüc i'bpuxai ev xri ayopa Kai ev xrj eKKÄqda.
(Auf letzteren Altar beziehen sich die Worte Kleon's, die hier kom-
mentirt werden.) Diese Notiz würde an sich betrachtet auf ein Kult-
bild des Zeus führen; dagegen macht die Annahme eines blossen
Altars rätblich die Glosse bei Hesych. u. d. W. cVfopaiou Aiöc ßwuöc
'AGrjvrjciv und namentlich die in Bekker's An. Gr. I S. 338, 32 'Ayopouoc
Zeüc- ßuuuöc 5A9n,vr)av oc eKaXeixo 'AYopaiou Aioc. Vgl. auch dies.
S. 327, 29 Wfopaioc Zeüc 'A9r|vr)av Kai 'Gpunc. Auch die Worte des
Iolaos bei Euripides, Merakl. V. 70 f. kexai 5' övxec ayopaiou Aiöc j
ßiaZxiuecBa beziehen sich nicht auf Marathon, wie man bisher annahm,
sondern auf Athen, wie jetzt Klinkenberg de Euripideorum prologorum
arte et interpretatione, Bonn 1881 S. 15 f. bewiesen hat. Ja es ist jetzt
möglich, aus dieser Stelle die Identität des Altars des Zeus Agoraios
mit dem des Eleos zu folgern, wie es Bergk im n. Rhein. Mus. XIII
S. 454 nach Püugk's Vorgang that, weil nach der gewöhnlichen Er-
zählung die Herakliden in Athen zum Altar des Eleos flüchteten (s.
unten).

3) S. über diesen Schwurstein unten S. 352 und Bergk S. 453.
Vielleicht ist es nicht zufällig, dass C. i. Att. I N. 23 nach Zeus
Agoraios (s. Anm. 2) in der folgenden Zeile von Eidschwur die ßede ist.
 
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