Politisches Leben (die Tyrannenmörder)
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— und das gewiss mit Recht — im Allgemeinen annehmen
zu dürfen, dass dasselbe im Wesentlichen bei der späteren
Arbeit als Vorbild diente1). Dagegen geben uns nach dieser
bis vor Kurzem herrschenden Ansicht von der Gruppe des
Kritios und Nesiotes eine sehr lebendige Anschauung zwei
archaische Statuen des Neapolitaner Museums; welche man
zuerst als Kopieen dieser merkwürdigen Kunstwerke erkannte,
im Zusammenhang mit einer Reihe weiterer Nachbildungen,
die allmählich bekannt oder bemerkt wurden. Die Floren-
tiner Gruppe im Garten Boboli, von der wenigstens Aristo-
geiton mit Sicherheit als ächt zu bezeichnen ist2), athenische
Münzen sowohl3) der Serie Mentor und Moschion als son-
stige, sowie Bleimarken4), endlich das Relief eines athenischen
Marmorsessels5) und eine panathenaische Preisvase6) zeigen
schwerlich richtig nnd wohl zu verbessern in CeXeuxoc 6 'Avnöxou;
gerade nach diesem Wort setzt ja die grosse Verwirrung in den Hand-
schriften ein, durch die I 8, 6 — 14, 5 an die unrechte Stelle ge-
rathen sind).
1) So urtheilt unzweifelhaft richtig 0. Jahn, aus d. Älterthwmsw.
S. 210.
2) Zuerst hat Benndorf a. gl. a. 0. auf die Florentiner Statuen
des Gartens Boboli hingewiesen. Doch wollte bei genauerer Prüfung
diese Florentiner gar nicht als antike „Tyrannenmörder" gelten lassen
Dütschke in arch. Zeit. XXXII S. 163 ff. u. Antike Bildwerke in Oberital. II
S. 38f.; in der That gehört der r Harmodios' nicht hieher; aber ächt
ist vom c Aristogeiton' Torso und Gewand: s. Furtwängler in Berliner
philol. Wochenschr. 1888 S. 1448 f.
3) S. Beule, monn. d'Ath. S. 335; diese Gruppe erkannte als die
Tyrannenmörder von Stackelberg unabhängig auch Raoul-Kochette,
mem. de numism. et d'antiq. (1840) S. 144.
4) Wichtig ist die von Köhler in Zeitschr. f. Num. 1885 S. 103
publicirte attische Tetradrachme; auch ein paar attische Bleimarken
kommen in Betracht, die publicirt sind in arch. Zeit. 1870 Taf. 24, 1;
Zeitschr. f. östr. Gymn. 1875 S. 618 und arch.-epig. Mitth. a. Oest. III
Taf. 6, 2.
5) Publicirt und richtig gedeutet von Stackelberg, Grab. d. Hellen.
(1837) S. 33 f. Vgl. Welcker, Alte Denkm. II S. 213 ff. Weit besser
jetzt in den Jahrb. pr. Funsts. Bd. V (1884) T. XLVIII; vgl. Michaelis
ebd. S. 146 ff.
6) Publicirt zuerst von Dennis in transact. of the B. soc. of litt.
10. Juli 1867 Taf. 1; durch Benutzung dieser Darstellung ist Schwabe,
de statuis Harmod. et Aristog. (observ. arch. I) (Dorpat 1869) zu seiner
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— und das gewiss mit Recht — im Allgemeinen annehmen
zu dürfen, dass dasselbe im Wesentlichen bei der späteren
Arbeit als Vorbild diente1). Dagegen geben uns nach dieser
bis vor Kurzem herrschenden Ansicht von der Gruppe des
Kritios und Nesiotes eine sehr lebendige Anschauung zwei
archaische Statuen des Neapolitaner Museums; welche man
zuerst als Kopieen dieser merkwürdigen Kunstwerke erkannte,
im Zusammenhang mit einer Reihe weiterer Nachbildungen,
die allmählich bekannt oder bemerkt wurden. Die Floren-
tiner Gruppe im Garten Boboli, von der wenigstens Aristo-
geiton mit Sicherheit als ächt zu bezeichnen ist2), athenische
Münzen sowohl3) der Serie Mentor und Moschion als son-
stige, sowie Bleimarken4), endlich das Relief eines athenischen
Marmorsessels5) und eine panathenaische Preisvase6) zeigen
schwerlich richtig nnd wohl zu verbessern in CeXeuxoc 6 'Avnöxou;
gerade nach diesem Wort setzt ja die grosse Verwirrung in den Hand-
schriften ein, durch die I 8, 6 — 14, 5 an die unrechte Stelle ge-
rathen sind).
1) So urtheilt unzweifelhaft richtig 0. Jahn, aus d. Älterthwmsw.
S. 210.
2) Zuerst hat Benndorf a. gl. a. 0. auf die Florentiner Statuen
des Gartens Boboli hingewiesen. Doch wollte bei genauerer Prüfung
diese Florentiner gar nicht als antike „Tyrannenmörder" gelten lassen
Dütschke in arch. Zeit. XXXII S. 163 ff. u. Antike Bildwerke in Oberital. II
S. 38f.; in der That gehört der r Harmodios' nicht hieher; aber ächt
ist vom c Aristogeiton' Torso und Gewand: s. Furtwängler in Berliner
philol. Wochenschr. 1888 S. 1448 f.
3) S. Beule, monn. d'Ath. S. 335; diese Gruppe erkannte als die
Tyrannenmörder von Stackelberg unabhängig auch Raoul-Kochette,
mem. de numism. et d'antiq. (1840) S. 144.
4) Wichtig ist die von Köhler in Zeitschr. f. Num. 1885 S. 103
publicirte attische Tetradrachme; auch ein paar attische Bleimarken
kommen in Betracht, die publicirt sind in arch. Zeit. 1870 Taf. 24, 1;
Zeitschr. f. östr. Gymn. 1875 S. 618 und arch.-epig. Mitth. a. Oest. III
Taf. 6, 2.
5) Publicirt und richtig gedeutet von Stackelberg, Grab. d. Hellen.
(1837) S. 33 f. Vgl. Welcker, Alte Denkm. II S. 213 ff. Weit besser
jetzt in den Jahrb. pr. Funsts. Bd. V (1884) T. XLVIII; vgl. Michaelis
ebd. S. 146 ff.
6) Publicirt zuerst von Dennis in transact. of the B. soc. of litt.
10. Juli 1867 Taf. 1; durch Benutzung dieser Darstellung ist Schwabe,
de statuis Harmod. et Aristog. (observ. arch. I) (Dorpat 1869) zu seiner