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Die Agora
genaue Nachbildung des athenischen Originals sein. Denn
diese Antike kann nur mit einer Schriftrolle in den Händen
gedacht sein, wie die moderne Restauration die fehlenden
Partieen richtig ergänzt hat; nicht aber ist es gestattet, was
man nach dem Vorgang Martin Wagner's1) ziemlich allgemein
angenommen hatte, ihr die für Polyeuktos bezeugte Haltung
der Hände zuzusprechen2). Wohl aber gehen auf diese Statue
die sämmtlichen uns erhaltenen Bildnisse des Demosthenes
zurück, über die die Untersuchungen von Michaelis genauesten
Aufschluss gegeben haben3): und die vatikanische Statue
(gleich der ganz übereinstimmenden des Schlosses Knole)
darf doch als eine Variation des athenischen Originals gelten,
die alles Wesentliche bewahrt und gerade wohl nur die Hal-
tung der Hände in der bezeichneten Weise geändert hat, da
man in der späteren Zeit in Demosthenes vorwiegend die
litterarische Grösse ehrte. Aber nicht dem Redekünstler,
sondern dem unerschrockenen Patrioten4) galt das athenische
Standbild.
Auch noch in anderer Weise als durch Hermenepigramme
wurden auf dem Markt kriegerische Heldenthaten verherrlicht5).
einer Demosthenes - Statue des Christodoros (Anth. Palat. II) V. 23 fF.
ist nichts zu entnehmen, als dass sie von Bronze war. ■— Die beim
Asklepieion gefundene Basis einer Demosthenes-Statue aus" römischer
Zeit (C. i. AU. III N. 944a) gehört natürlich nicht hieher.
1) Wagner in annali d. instit. VIII S. 159 ff. Angenommen hatte
diese Ansicht 0. Jahn in der Recension von Schröder, die Abbild, des
Bein. (Braunschw. 1842) in Zeitschr. f. A.-W. 1844 S. 237 ff., Brunn,
Gesch. d. gr. Künstl. I S. 399 u. A.
2) Das hat Michaelis in der archäöl. Zeit. 1862 S. 240 mit Recht
geltend gemacht; zumal da eine genau mit der vatikanischen Statue
stimmende Replik, die in Campanien gefunden und nach England ge-
bracht und dort im Schloss Knole (jetzt im Besitz des Lord Sackville)
aufgestellt ist, die Schriftrolle in den Händen gleichfalls giebt.
3) Michaelis, Ancient marbles in Great Britain S. 417 ff. und im
Anhang zu Schaefer's Bemosthenes Bd. III. der zweiten Aufl. (1887)
S. 401 ff.
4) Die gefalteten Hände fasst 0. Jahn a. a. 0. S. 238 sehr gut
als Kpuqpinc KT|puKac dvinc (Anth. Pal. 11 V. 253).
5) Aischin. III 186 ottövtwv uuTv twv kc(\üjv epywv TCt mrouvf|uaTCt
ev Tr] dyopa dvdKeiTCU.
Die Agora
genaue Nachbildung des athenischen Originals sein. Denn
diese Antike kann nur mit einer Schriftrolle in den Händen
gedacht sein, wie die moderne Restauration die fehlenden
Partieen richtig ergänzt hat; nicht aber ist es gestattet, was
man nach dem Vorgang Martin Wagner's1) ziemlich allgemein
angenommen hatte, ihr die für Polyeuktos bezeugte Haltung
der Hände zuzusprechen2). Wohl aber gehen auf diese Statue
die sämmtlichen uns erhaltenen Bildnisse des Demosthenes
zurück, über die die Untersuchungen von Michaelis genauesten
Aufschluss gegeben haben3): und die vatikanische Statue
(gleich der ganz übereinstimmenden des Schlosses Knole)
darf doch als eine Variation des athenischen Originals gelten,
die alles Wesentliche bewahrt und gerade wohl nur die Hal-
tung der Hände in der bezeichneten Weise geändert hat, da
man in der späteren Zeit in Demosthenes vorwiegend die
litterarische Grösse ehrte. Aber nicht dem Redekünstler,
sondern dem unerschrockenen Patrioten4) galt das athenische
Standbild.
Auch noch in anderer Weise als durch Hermenepigramme
wurden auf dem Markt kriegerische Heldenthaten verherrlicht5).
einer Demosthenes - Statue des Christodoros (Anth. Palat. II) V. 23 fF.
ist nichts zu entnehmen, als dass sie von Bronze war. ■— Die beim
Asklepieion gefundene Basis einer Demosthenes-Statue aus" römischer
Zeit (C. i. AU. III N. 944a) gehört natürlich nicht hieher.
1) Wagner in annali d. instit. VIII S. 159 ff. Angenommen hatte
diese Ansicht 0. Jahn in der Recension von Schröder, die Abbild, des
Bein. (Braunschw. 1842) in Zeitschr. f. A.-W. 1844 S. 237 ff., Brunn,
Gesch. d. gr. Künstl. I S. 399 u. A.
2) Das hat Michaelis in der archäöl. Zeit. 1862 S. 240 mit Recht
geltend gemacht; zumal da eine genau mit der vatikanischen Statue
stimmende Replik, die in Campanien gefunden und nach England ge-
bracht und dort im Schloss Knole (jetzt im Besitz des Lord Sackville)
aufgestellt ist, die Schriftrolle in den Händen gleichfalls giebt.
3) Michaelis, Ancient marbles in Great Britain S. 417 ff. und im
Anhang zu Schaefer's Bemosthenes Bd. III. der zweiten Aufl. (1887)
S. 401 ff.
4) Die gefalteten Hände fasst 0. Jahn a. a. 0. S. 238 sehr gut
als Kpuqpinc KT|puKac dvinc (Anth. Pal. 11 V. 253).
5) Aischin. III 186 ottövtwv uuTv twv kc(\üjv epywv TCt mrouvf|uaTCt
ev Tr] dyopa dvdKeiTCU.