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Waldmann, Emil
Lanzen, Stangen und Fahnen als Hilfsmittel der Komposition in den graphischen Frühwerken des Albrecht Dürer — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 68: Strassburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.53417#0015
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Die Terminologie der Kunstwissenschaft, sofern diese sich
mit den Werken der bildenden Kunst beschäftigt, versteht unter
dem Worte «Komposition» einmal die Zusammenfügung des
Gegenständlichen, durch die das in einem Bilde Vorhandene
so geordnet wird, daß es klar und eindeutig zutage tritt, daß
der Beschauer auf den ersten Blick versteht, was der Künstler
meint; daß die Hauptsache von den Nebendingen genügend ge-
sondert ist, und daß das Vorhandene in einem vernunftgemäßen
Zusammenhang sichtbar wird.
Dann aber bezieht sich die Komposition auf die rein for-
male Erscheinung des Bildes.
Ihre Aufgabe ist es, das Bild für die Sinne zu einer Ein-
heit zu gestalten. Sie hat es nicht so sehr mit dem Inhalte der
Dinge zu tun. als mit der Form. — Alles Aesthetische ist zunächst
Form und zwar einheitlich geordnete Form, und jedes Kunst-
werk muß eine bestimmte, wenigstens zum Teil geometrisch
bestimmbare Gesetzmäßigkeit in sich tragen. Dürer, der
stets bemüht war, durch mathematische Bestimmungen der Kunst
feste Grundlagen zu geben, sagt einmal : «Durch die Geometrie
magst Du Deines Werks viel beweisen». Der Künstler klärt
und vereinfacht den Eindruck, den er von der Natur hat, er
will ein lautres, eindeutiges, innerlich notwendiges Bild von
ihm geben.
Aber Form, auch die exakt regelmäßige, ist im Aesthetischen
wesentlich qualitativ ausdrucksvoll, von freiem Leben durch-
drungen, mimisch von einem Inhalt erfüllt (vergl. Fr. Vischer,
Das Schöne und die Kunst, S. 61 ff.). «Bloße Formen sind
ästhetisch wirksam, sofern sie Niederschläge verborgenen inneren
Lebens sind oder als solche aufgefaßt werden.» (Fr. Vischer,
S. 130.)

WALDMANN
 
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