Klassizismus und Romantik
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begegnet, die im „Trance“, unter Geisterdiktat entstanden sind.
Man muß Blake in seinen Aquarellen zu solchen Stichen studieren;
diese Aquarelle sind, wie bei Hogarth die Zeichnungen, den doch
eigenhändigen Stichen überlegen. Vor dem berühmten Blatt mit
dem „Gesang der Morgengestirne“ aus dem Buche Hiob bedauert
man, daß Blake nur so selten eine Vision von dichterischer Größe
auch realisierte. Solchen seltenen Blättern wohnt eine fast Rethel-
sche Größe der Form inne, so fern sind sie von allem Buchgewerbe.
Das Dekorative ward nun aber nicht nur dem Illustrator und
Kalligraphen Blake, sondern auch dem Maler so Ausweg wie Ab-
grund. Da seine Gestaltenwelt in keiner geschaffenen künstlerischen
Luft atmet, lebt sie durch die Linie des Kalligraphen. In den selb-
ständigen Gemälden, die aber auch Illustration, wenn auch Illu-
stration ohne Text, Scharaden und Rätsel sind, in „Nelsons Geist-
form führt Leviathan“ oder „Pitt führt Behemoth“, lebt diese
unverständliche Welt rein im Kunstgewerblichen. Auch in allen
Äußerlichkeiten haben diese Bilder einen Charakter wie Email-
Malereien aus der Renaissance.
„Welch edler Geist ward hier zerstört“! Blakes Kunst bietet das
Schauspiel, wie ein dichterischer Geist durch die Maßlosigkeit
tiefsinnigsten Wollens um seine Form betrogen wurde. Das Schick-
sal Turners, der sich im Ungestalteten verlor, war im Schicksal
William Blakes, der doch um Gestalt wie ein Verzweifelnder kämpfte,
schon einmal am Werke gewesen. Von dieser zwiefachen Nieder-
lage wurden die Erben mitbetroffen. Denn Blake ist der Ahnherr
und der Geistesverwandte der Prärafaeliten. Dante Gabriel
Rossetti hat ein Buch über ihn gedichtet.
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begegnet, die im „Trance“, unter Geisterdiktat entstanden sind.
Man muß Blake in seinen Aquarellen zu solchen Stichen studieren;
diese Aquarelle sind, wie bei Hogarth die Zeichnungen, den doch
eigenhändigen Stichen überlegen. Vor dem berühmten Blatt mit
dem „Gesang der Morgengestirne“ aus dem Buche Hiob bedauert
man, daß Blake nur so selten eine Vision von dichterischer Größe
auch realisierte. Solchen seltenen Blättern wohnt eine fast Rethel-
sche Größe der Form inne, so fern sind sie von allem Buchgewerbe.
Das Dekorative ward nun aber nicht nur dem Illustrator und
Kalligraphen Blake, sondern auch dem Maler so Ausweg wie Ab-
grund. Da seine Gestaltenwelt in keiner geschaffenen künstlerischen
Luft atmet, lebt sie durch die Linie des Kalligraphen. In den selb-
ständigen Gemälden, die aber auch Illustration, wenn auch Illu-
stration ohne Text, Scharaden und Rätsel sind, in „Nelsons Geist-
form führt Leviathan“ oder „Pitt führt Behemoth“, lebt diese
unverständliche Welt rein im Kunstgewerblichen. Auch in allen
Äußerlichkeiten haben diese Bilder einen Charakter wie Email-
Malereien aus der Renaissance.
„Welch edler Geist ward hier zerstört“! Blakes Kunst bietet das
Schauspiel, wie ein dichterischer Geist durch die Maßlosigkeit
tiefsinnigsten Wollens um seine Form betrogen wurde. Das Schick-
sal Turners, der sich im Ungestalteten verlor, war im Schicksal
William Blakes, der doch um Gestalt wie ein Verzweifelnder kämpfte,
schon einmal am Werke gewesen. Von dieser zwiefachen Nieder-
lage wurden die Erben mitbetroffen. Denn Blake ist der Ahnherr
und der Geistesverwandte der Prärafaeliten. Dante Gabriel
Rossetti hat ein Buch über ihn gedichtet.