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Watzinger, Carl; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (3): Griechische Holzsarkophage aus der Zeit Alexanders des Grossen — Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.49929#0017
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I.

Der griechische Friedhof bei Abusir.
Die Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft bei Abusir, deren Hauptzweck die
Aufdeckung des Totentempels des Königs Ne-woser-re gewesen ist, haben zugleich zur Frei-
legung eines kleinen griechischen Friedhofes geführt, der im folgenden beschrieben werden
soll. Er ist im Laufe der Winter 1901/2, 1902/3 und 1903/4 genauer untersucht und voll-
kommen aufgedeckt worden, so dass weitere griechische Funde an dieser Stelle nicht mehr
zu erwarten sind.1 Der Friedhof liegt östlich von der Pyramide des Königs Ne-woser-re und zieht
sich zwischen der Grenzmauer des Tempelgebietes und der Einfassung der Prinzessinnen-Mastaba
um das Grab des Djedj-em-onch und ein anderes nördlich der Mastaba des Weser-kef-onch
liegendes Grab herum. Auf dem Plan an der Spitze des Heftes (Blatt I) sind die Bestattungen
aus griechischer Zeit durch gelbe Farbe bezeichnet. Wie sich im einzelnen noch ergeben
wird, gehört der Friedhof in der Hauptsache einer Epoche an; die gewählte Bestattungsform
ist fast durchgehends der Holzsarkophag griechischer Fabrik, der sich im trockenen Sande
Ägyptens vortrefflich erhalten hat. Ausserdem haben die Angehörigen der Toten oftmals
ägyptische Holzsärge in Mumienform alt gekauft und wieder benutzt. Dass in diesen ägypti-
schen Sarkophagen Griechen bestattet waren, zeigt der rein griechische Charakter der Bei-
gaben. Dreimal kommt auch eine Beerdigung in zwei grossen cylindrischen, mit den Mündungen
aneinandergesetzten Pithoi vor. Man hat offenbar den Toten zuerst in den einen Pithos mit
dem Kopfe voran niedergelegt und dann den anderen herangeschoben, so dass ein voll-
kommen geschlossener Raum entstand. Diese Art der Bestattung, die mir sonst in griechischem
Kulturkreis nicht begegnet ist, hat viel Ähnlichkeit mit der von Pernice und Brückner beim Fried-
hof am Dipylon beobachteten, wo man zum gleichen Zwecke Wasserleitungsröhren benutzte, deren
Öffnungen man vorn und hinten durch einen Dachziegel geschlossen hat.2 Kleine Kinder hat
man hier, wie es auch sonst allgemein üblich ist, in Spitzamphoren beigesetzt; zwei Fälle solcher
Bestattungsweise sind festgestellt worden (Nr. 30 u. 31); da sie keine Beigaben enthielten, werden
sie in der folgenden Liste nicht mehr besonders aufgeführt. Zu erwähnen ist schliesslich noch
ein leerer, unverzierter Kalksteinsarg, der auch der griechischen Zeit angehören kann. Da er
aber anders orientiert ist als die übrigen Särge und charakteristische Beigaben fehlen, lässt
sich für seine Zugehörigkeit zu den anderen keine Sicherheit gewinnen; er kann auch anders-
woher, vielleicht aus einem ägyptischen Grabe des alten Reiches, verschleppt sein, zumal er
höher liegt als die übrigen.3
1) Vgl. die Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft Nr. 14 S. 45ff., Nr. 18 S. 26ff., Nr. 24 S. 23.
2) Vgl. Athenische Mitteilungen 1893 S. 177ff. Boehlau, Aus ionischen und italischen Nekropolen S. 18.
3) Zwischen Sarg 6 und 7, im Plane rot bezeichnet.
Watzinger, Holzsarkophage. 1
 
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