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Watzinger, Carl; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (3): Griechische Holzsarkophage aus der Zeit Alexanders des Grossen — Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.49929#0109
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Anhang.
Die Skelette aus den griechischen Gräbern.
Soweit die Särge aus Abusir mit ihrem Inhalt nach Deutschland gebracht wurden, ist
auch eine genaue Untersuchung der in ihnen bestatteten Leichen möglich gewesen. Die
Herren Prof, von Hansemann und Prof. Schauinsland haben sich auf Ersuchen der DO-G.
mit grösster Bereitwilligkeit dieser Aufgabe unterzogen. Ihre Berichte werden im folgenden
wiedergegeben. Über die Skelette aus den Särgen i, 2, 4 und 6 in Leipzig, Berlin, Hannover
und Bonn macht Herr Prof, von Hansemann in Berlin folgende Mitteilungen:
„Das Skelett der Frau aus dem Grabe Nr. 2, jetzt im Besitz der Berliner anthro-
pologischen Gesellschaft, ist im ganzen gut gebildet. Einige bemerkenswerte Abweichungen
vom Normalen finden sich nur am Schädel. Am Hinterhaupt ist ein grosser Schaltknochen
der Lambdanaht, der vom Lambda bis zum Inion reicht. Daneben rechts befindet sich noch
ein zweiter kleinerer Schaltknochen. Während die Schädelkapsel selbst normale Masse für
eine grazile Frau aufweist, ist das ganze Gesicht, aber ganz besonders der Unterkiefer,
wesentlich kleiner als der Grösse des Individuums entspricht. Einige Masse ergeben Folgendes:
die Jochbogenbreite ist 12,5, die Kieferwinkelbreite 10,2; das sind Grössen, die etwa einem
6 bis 7jährigen Kinde entsprechen. Das Kinn weicht stark zurück und besitzt keine promi-
nente Spitze. Auf die geringe Entwickelung des Gesichtskeletts ist wahrscheinlich auch die
geringe Ohrhöhe zurückzuführen, die 10,8 beträgt. Wenn die Veränderung auch nicht so
stark ist, dass man direkt von einer Missbildung sprechen kann, so dürfte sich doch die
Bezeichnung als einer geringen Mikrognathie rechtfertigen lassen.
Aus dem Grabe Nr. 1 stammt der Schädel eines Kindes, das nach den Fundumständen
zu der Familie der soeben besprochenen Frau gehören kann (ebenfalls im Besitz der Berliner
anthropologischen Gesellschaft). Die erste Dentition ist vollendet. Darnach und nach der
ganzen Grösse des Schädels entspricht derselbe einem Alter von etwa 3 Jahren. Die Tubera
parietalia springen stark vor. Die Masse sind folgende: Nasion Inion 15,9, Glabella Inion
16,3, Nasion Bregma 10,4, grösster Umfang 46,5, grösste Länge 16,8, grösste Breite 12,9,
Ohrhöhe 10,4, Jochbogenbreite 9,1, Kieferwinkelbreite 7,3. Die Oberflächen der Schädel-
knochen sind stellenweise etwas porös, aber nirgends verdickt, so dass diese Veränderung
wohl auf einen kadaverösen Einfluss zurückzuführen ist, und nicht, wie man annehmen könnte,
auf Rachitis. Besonders ist zu bemerken, dass die Orbitae von gewöhnlicher Weite und
Tiefe sind, und nicht, wie es bei Hydrocephalie zu sein pflegt, von oben nach unten abge-
plattet erscheinen. Ich glaube daher, dass dem Schädel dieses Kindes eine besondere patho-
logische Bedeutung nicht zukommt.
 
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