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Watzinger, Carl; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (3): Griechische Holzsarkophage aus der Zeit Alexanders des Grossen — Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.49929#0041
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II.

Die Griechischen Holzsarkophage.
Die in Abusir gefundenen Holzsarkophage sind durch ihren Fundort und ihre meist
vortreffliche Erhaltung für unsere Kenntnis griechischer Holzarbeiten von besonderer Bedeutung1.
Es wird zunächst unsere Aufgabe sein, sie in den Zusammenhang der an anderen Orten
gefundenen Exemplare einzureihen, die wenig bekannt und bisher kaum untersucht worden
sind. Erst auf Grund einer Sammlung und Sichtung dieses Materiales wird einmal die
Geschichte der Technik, der Formen und der Dekoration der antiken Holzsarkophage fest-
gestellt werden können, zu der hier nur die ersten Beiträge geliefert werden sollen. Wie
die Sarkophage griechischer Zeit überhaupt, so lassen sich auch die Holzsärge in zwei grosse
Gruppen scheiden, von denen nur die erste bei den Funden aus Abusir vertreten ist: in
Kasten-Sarkophage und in Haus-Sarkophage2. Den Sarkophagen der ersten Gruppe
gemeinsam ist die Eigentümlichkeit, dass die Bretter der Lang- und Schmalseiten, die aus
Rahmen und Füllung bestehen oder wenigstens diese Konstruktion nachahmen, in die kräftigen
Fusshölzer eingezapft sind. Die Sarkophage der zweiten Gruppe weisen dagegen eine vertikale
Teilung der Seiten durch aufgesetzte Pfeiler oder Säulen auf und sind in der technischen Ver-
bindung der einzelnen Teile verwickelter und weiter fortgeschritten als die der ersten Gruppe.
Wir stellen bei der Besprechung der erhaltenen Exemplare die bei Abusir gefundenen Särge voran,
da ihre Technik am genauesten untersucht ist, und sie dadurch geeignet sind, das Verständnis
für die übrigen, im einzelnen weniger bekannten Sarkophage zu fördern.
A. Kasten-Sarkophage.
f. Sarg aus Grab 2 in Berlin. (Vgl. Abb. 27—32 die Ansichten und die Schnitte.)
Die Langseiten bestehen aus je einem Brett, in das eine Profilierung eingeschnitten ist, die eine
schmale, im Durchschnitt gewölbte Füllung nachahmen soll. Die Schmalseiten sind aus je zwei
unter sich durch Holzbolzen verbundenen Brettern zusammengesetzt. Aus dem unteren ist die
Füllung ausgeschnitten, über die ein vorstehender Rand des oberen noch ein wenig übergreift.
Alle Bretter sind in die 5 cm starken Fusshölzer eingezapft, die Zapfen werden durch hölzerne
Bolzen festgehalten (vgl. Schnitt A—B). In einen Falz, der nicht nur in 'die Lang- und Schmal-
1) Die ersten Zusammenstellungen und Untersuchungen der Technik antiker Holzarbeiten hat Blümner, Techno-
logie tcnd Terminologie II, S. 297 ff. gegeben. Erst in letzter Zeit hat man sich, durch neu gefundenes Material veranlasst,
diesem vergessenen Gebiet wieder zugewandt, vgl. C. Ransom, Reste griechischer Holzmöbel in Berlin, Archäol. Jahrbuch
1902, S. 125 ff und Koppen und Breuer, Geschichte des Möbels Bd. I (1904) S. I4jff., wo auch einer der bei Abusir gefun-
denen Holzsärge in Fig. 202 und die Schminkbüchse aus Grab 2 in Fig. 208 und 209 abgebildet sind. Vgl. auch Durm,
Handbuch der römischen Architektur2- S. 341. Das Buch von C. Ransom, Studies in ancient Furniture habe ich nicht mehr
benutzen können.
2) Vgl. Altmann, Architektur und Ornamentik der antiken Sarkophage S. Ijff-j S. 22ff. besonders S. 24. Eine erste
Liste der erhaltenen Holzsarkophage hat C. Ransom a. a. O. S. 137 gegeben.
Watzinger, Holzsarkophage.
 
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