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Watzinger, Carl; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (3): Griechische Holzsarkophage aus der Zeit Alexanders des Grossen — Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.49929#0079
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III.

Untersuchungen zur Technik und Dekoration.
Truhe und Sarg sind im Altertum von Anfang an in identischer Form gebildet worden;
wie die Truhe zur Aufbewahrung der Teppiche und Kleider, so dient der Sarg als Schutz und
Hülle der Leiche des Verstorbenen. Beide sind nur eine Vergrösserung der Kästen, in denen
die Asche des verbrannten Toten niedergelegt wird, und derer, die zur Aufnahme des Toilette-
gerätes und der Arbeitsgegenstände der Frau dienen. So machen sie denn auch alle in
Technik und Dekoration die gleiche Entwickelung durch. Die älteste Form des Sarko-
phages ist ein viereckiger Kasten. So findet sie sich schon im alten Reich in Ägypten.
Die gewöhnliche Herstellung ist die, dass die oft sehr starken Bretter, die die Seiten bilden,
am Rand auf Gehrung geschnitten und durch schräge Holzbolzen verbunden werden. Nur
am oberen Rand greift ein dünnes Stück der einen Seite über die andere hinüber, so dass
die Fuge verdeckt wird. Die Bodenbretter werden innerhalb des Kastens durch wagrechte
Dübel, die von der Seite eingetrieben sind, gehalten; der ganze Kasten ruht vielfach noch
auf zwei an den Enden angebrachten starken Querhölzern, die von unten an die Wände und
den Boden angenagelt sind. Auch Truhen werden in derselben einfachen Weise hergerichtet.
Dies zeigt z. B. ein als Kindersarg benutzter Kasten aus Kahun, bei dem aussen an der
einen Schmalseite ein Knopf angebracht ist, während an der anderen innen zwei Einbohrungen
vorhanden sind, in die wahrscheinlich unten am Deckel sitzende Zapfen eingriffen. Vorn am
Deckel, der nicht erhalten ist, muss sich ein zweiter Knopf befunden haben, der durch Schnüre
mit dem am Kasten verbunden werden konnte. So wurde ein allerdings primitiver Verschluss
ermöglicht1. Neben dieser einfachen Gestaltung von Sarg und Truhe, für die weitere gute
Beispiele aus dem mittleren Reich sich in der ägyptischen Abteilung der Kgl. Museen zu
Berlin befinden2, kommt auch eine entwickeltere Form, allerdings nur bei Truhen und Kästen
vor, die bereits grosse Ähnlichkeit mit griechischen, gleichen Geräten hat3. Der Kasten
besteht nämlich aus je zwei Rahmenbretter, den Füllungen und den vier freistehenden Füssen;
damit ist eine haltbare und zugleich gefällige Form geschaffen. Die Füllungen, die uns hier
zum ersten Male begegnen, haben bekanntlich einen doppelten Zweck: sie sollen das Werfen einer
Holzwand in ihrer ganzen Ausdehnung verhindern und zugleich den Nachteilen entgegenwirken,
1) Vgl. Katalog der ägyptischen Sammlung, Berlin 1899. S. 109. Inv. 10955; abg. Köppen-Breuer, Geschichte des Möbels
I S. 77. Der Sarg wurde in Kahun unter einem Haus gefunden und enthielt die Leiche eines Kindes. Die Seiten sind aus
je zwei Brettern zusammengesetzt und innen und aussen rot getüncht.
2) Vgl. z. B. den grossen Sarg des Mentuhotep in der ägyptischen Abteilung der Kgl. Museen Nr. g, ferner die Särge
aus den Gräbern des mittleren Reiches bei Abusir, abg. Mittlgn. d. D. O.-G- Nr. 14. S. 35f.
3) Vgl. Wilkinson, manners andcustoms II, S. 198ff., bes. den Kasten m. Füllung auf d. Relief a. Theben S. 199, Abb. 398.
 
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