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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 1): Geometrische Zeichnungslehre, Licht- und Schattenlehre — Tübingen, 1810

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https://doi.org/10.11588/diglit.6992#0081
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33

Die Reflexion des Lichtes hängt ab von der Gestalt der Oberfläche der Spiegel. Diese theilt ma»
desswegen in ebene, convexe oder erhabene, und concave oder Hohlspiegel.

Der plastische Kunstler gebraucht die Lehre der Katoptrik vorzüglich für den Reflex des Lichtes, in
Licht und SchattenPartieen, für den Glanz des Lichtes bei runden Körpern, und für die Bestimmung der
Reflexionsbilder im Wasser und in andern polirten Körpern. Es wird also genug seyn, hier von der Katoplrik
bloss soviel anzugeben, als der Künstler für die Vollständigkeit seiner Kunst, nach den in den Päragiaphen
i3, 17 und 18, angegebenen Lehrsätzen nöthig hat.

Erste Anmerkung. Der Schall verbreitet sich, wie das Licht, von dem Ort aus, wo er entsteht,
nach allen Gegenden, und auch der Ton wird, wie das Licht, von den Oberflächen der Körper
nach den nämlichen Gesetzen zurückgeworfen. Darum kann dieses ganze Kapitel von der Lehre des
Reflexionslichtes, sehr vorteilhaft auf die Lehre der Akustik angewandt werden.
Zweite Anmerkung. In der geometrischen Zeichnungslehre wird der Augpunct und das Sonnenlicht
unendlich weit von dem Object gedacht, was in den hier folgenden Aufgaben, bei endlichen
Entfernungen, nicht geschehen ist. Bei Anwendung des Reflexlichtes in geometrischen Zeichnungen,
muss man daher diese Abweichungen mit berücksichtigen. Uebrigens sind die Auflösungen bei
geometrischen Zeichnungen, wie die Folge zeigt, mit diesen vollkommen ähnlich, und es ist
desshalb keine besondere Anwendung nöthig, weil das, was hier von einem Lichtstrahl und von
einem Sehpunct gesagt ist, sich auch auf mehrere über und neben einander gehende Lichtstrahlen
anwenden lässt.

Erste Aufgabe. Fig. XXVII. Tab. XIV.

Das Reflexionsbild eines auf der horizontalen Ebene ab einfallenden Lichtes cd, nach dem Augpunct
e zu finden.

Auflösung. Das Licht cd scheint zwar auf die ganze Horizontale ab, und kann daher auch in
jeder Richtung, wo man die Horizontale ab übersieht, gesehen werden. Da aber, nach §. 17, der
Einfallswinkel, dem Reflexionswinkel von der Fläche, auf welcher das Licht sich reflectirt, gleich seyn
muss; so ändert sich, in jeder Richtung des Auges, das Bild. Dieses kann gefunden werden, wenn man das
ganze Bild cd, mit dem Lichte d senkrecht, in gleicher Grösse unter die Horizontale a b nach c d2 aufträgt,
und dann von dem Punct d2 aus, eine gerade Linie auf das Auge e zieht. Das Bild c d reflectirt sich nach
der Länge c d3, weil hier bei der Spitze d3, der Winkel oc dem Winkel y gleich ist.

Erste Anmerkung. Dass der Winkel x dem Winkel y gleich sey, ist leicht daraus zu ersehen,
dass der Winkel y seinem Scheitelwinkel z gleicht, und ferner der Winkel * dem Winkel x; denn
vermöge der Conslruction, ist das Dreieck c d2 d3 dem Triangel cdd3 gleich.
Zweite Anmerkung. Wird der Reflex des Lichtes von /"aus gesehen, so erscheint das Bild cd auf
der Horizontale in der Länge c g; und so zeigt sich das Bild immer länger, je mehr sich das
Auge der Horizontale ab nähert, bis es endlich auf derselben unendlich, und nicht mehr
•vernehmbar wird. In dem andern Fall, wenn sich das Auge dem perpendikular stehenden Licht
 
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