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Weiss, Franz; Kuby, Wilhelm [Editor]
Die malerische und romantische Rhein-Pfalz: dargestellt in Original-Ansichten in Stahlstich von Deutschlands bedeutendsten Künstlern — Neustadt a. d. Haardt: Verlag von A.H. Gottschick's Buchhandlung, 1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.62779#0295
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Eingänge des Leiniwger Thales entfernt. Wenn auch seine Ent-
stehung nicht, wie man vormals schon versucht hat, in die
Zeiten vor dem Eindringen der Römer hinauf versetzt werden
kann, so ist doch nicht zu läugnen, daß die Stadt ein sehr hohes
Alter hat, da bei dem ganz nahen Sausenheim und anderwärts
in der Nähe eine Menge römische Ueberreste, Waffen, Münzen,
Vasen, Urnen re. gefunden wurden, und ihrer schon im 9. Jahr-
hundert in Urkunden gedacht ist. — Grünstadt war, wenigstens
dem größeren Theile nach, seit den ältesten Zeiten ein Lehen der
Abtei Weißenburg, in dessen völligen Besitz nach und nach die
Grafen von Leiningen kamen, und zwar von der Westerburgischen
Linie, die sich mit Ausnahme der Zeit von 148 l bis 1505, wo
Kurpfalz dasselbe besaß, fortwährend darin erhielten. Unter
der Fürsorge der Grafen kam die Stadt immer mehr in Auf-
nahme, durch den dreißigjährigen Krieg aber wurde ihr rasches
Aufblühen auf traurige Weise gestört, so daß es nach Beendi-
gung des Krieges dem Grafen Philipp II. nur mit großer
Mühe gelang, neue Ansiedler herbeizuziehen, um die verlassene
Gegend wieder zu bevölkern und die mit Unkraut bedeckten
Felder wieder zu bebauen. Als Graf Philipp Ludwig, der sich,
nachdem seit 1680 seine Grafschaft zur französischen Reunion
gezogen worden war, in französische Dienste begeben hatte, die-
selben auf Befehl des Kaisers wieder verließ, mußte die arme
Stadt die Strafe für diesen unfreiwilligen Rücktritt ihres Herrn
erleiden. Nach vorhergegangener Plünderung und arger Miß-
handlung der Einwohner sollte die Stadt am 16. October 1689
eingeäschert werden. Der Graf, welcher von diesem Plane in
Kenntniß gesetzt worden war, hatte zwar die List angewandt,
daß er, um die Franzosen glauben zu machen, die Stadt sei
bereits zerstört, die Dächer von allen Gebäuden hatte abwerfeu
lassen; doch erreichte er dadurch nur so viel, daß die Stadt,
weil es dem Feuer an Nahrung fehlte, vor dem gänzlichen
Untergange bewahrt wurde. Da in dieser Zeit sämmtliche
Leiningische Schlösser zerstört worden waren, so entschloß sich
der Graf nach dem Abschlüsse des Friedens (1697), künftig in
Grünstadt zu residiren, und erbaute zu diesem Zwecke das noch
vorhandene Schloß, den sogenannten „untern Hof" , worin sich
seit 1800 eine Steingutfabrik befindet.
Nach dem Tode des Grafen Philipp Ludwig (1705) kamen
die beiden Brüder Christoph Christian und Georg II. von
 
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