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Gebäude die früher öde Fläche bedeckten, und das regste Ge-
schäftslebeu sich entfaltete. Besonders glückliche Geschäfte macht
unter ihrer jetzigen Leitung die pfälzische Dampfschleppschifffahrts-
Gefellfchaft, als deren Schöpfer der zu frühe verstorbene Regie-
rungspräsident Fürst Eugen von Wrede zu betrachten ist.
So ist Ludwigshafen rasch ehr Handelsplatz geworden, der
sich sicher noch schneller heben und aufblühen würde, wenn die
königl. Regierung anfänglich ihre Terrainankäufe noch weiter
ausgedehnt hätte und dadurch nun in den Stand gesetzt wäre,
die Ansiedelung durch Abgabe billiger Hausplätze zu erleichtern.
Von Ludwigshafen aus ist die nächste Eisenbahnstation das
Städtchen Oggersheim, wo soeben eine sehr große Fabrik
im Entstehen ist. Sie ist das Werk einer Actiengefellschaft, an
deren Spitze außer einigen Bankhäusern die Herren v. Denis
und Finanzrath Manz stehen, und heißt die Ludwigshafener
Sammetfabrik. Vor einem Jahre, den 18. Juli 1855,
wurde der Bau begonnen, und schon ist er so weit vorange-
schritten, daß bald die Maschinen aufgestellt werden können.
Zum Hauptgebäude mit der Fronte gegen den Bahnhof,
welches an Größe und Höhe die übrigen weit übertreffen und
mit seinem Schornstein alle Kirchthürme ringsum weit überragen
wird, wurde am 17. Juli 1856 von Sr. Majestät dem Könige
Ludwig, der eben mit feiner kaiserlichen Schwester, der ver-
wittweten Kaiserin Karoline Auguste von Oesterreich, und seinen
Töchtern Mathilde, Großherzogin von Hessen-Darmstadt, und
Prinzessin Alexandra auf seiner herrlichen Villa Ludwigshöhe
die schönen Sommermonate verlebt, in feierlicher Weise der
Eckstein gelegt. Se. Majestät legte selbst die Urkunde sammt
den übrigen zur Einsenkung bestimmten Gegenständen, darunter
eine Flasche 1852er, in den Stein und that dann, so wie auch
Ihre königliche Hoheit Mathilde, die ihren königlichen Vater
hierher begleitet hatte, die drei üblichen Hammerschäge.
Wo jetzt die Fabrikgebäude sich erheben, war ehedem der
Garten des Sommerschlosses der Kurfürstin Elisabeth, von wel-
chem die französische Revolution außer dem Orangeriegebäude
nichts übrig gelassen hat.
Oggersheim ist jedem gebildeten Deutschen auch deßhalb
wichtig, weil Schiller nach seiner Flucht von Stuttgart hier
ein längeres, ruhiges Versteck gefunden hat. In welchem Hause
er aber gewohnt habe, darüber herrscht Zweifel. Wenigstens
Gebäude die früher öde Fläche bedeckten, und das regste Ge-
schäftslebeu sich entfaltete. Besonders glückliche Geschäfte macht
unter ihrer jetzigen Leitung die pfälzische Dampfschleppschifffahrts-
Gefellfchaft, als deren Schöpfer der zu frühe verstorbene Regie-
rungspräsident Fürst Eugen von Wrede zu betrachten ist.
So ist Ludwigshafen rasch ehr Handelsplatz geworden, der
sich sicher noch schneller heben und aufblühen würde, wenn die
königl. Regierung anfänglich ihre Terrainankäufe noch weiter
ausgedehnt hätte und dadurch nun in den Stand gesetzt wäre,
die Ansiedelung durch Abgabe billiger Hausplätze zu erleichtern.
Von Ludwigshafen aus ist die nächste Eisenbahnstation das
Städtchen Oggersheim, wo soeben eine sehr große Fabrik
im Entstehen ist. Sie ist das Werk einer Actiengefellschaft, an
deren Spitze außer einigen Bankhäusern die Herren v. Denis
und Finanzrath Manz stehen, und heißt die Ludwigshafener
Sammetfabrik. Vor einem Jahre, den 18. Juli 1855,
wurde der Bau begonnen, und schon ist er so weit vorange-
schritten, daß bald die Maschinen aufgestellt werden können.
Zum Hauptgebäude mit der Fronte gegen den Bahnhof,
welches an Größe und Höhe die übrigen weit übertreffen und
mit seinem Schornstein alle Kirchthürme ringsum weit überragen
wird, wurde am 17. Juli 1856 von Sr. Majestät dem Könige
Ludwig, der eben mit feiner kaiserlichen Schwester, der ver-
wittweten Kaiserin Karoline Auguste von Oesterreich, und seinen
Töchtern Mathilde, Großherzogin von Hessen-Darmstadt, und
Prinzessin Alexandra auf seiner herrlichen Villa Ludwigshöhe
die schönen Sommermonate verlebt, in feierlicher Weise der
Eckstein gelegt. Se. Majestät legte selbst die Urkunde sammt
den übrigen zur Einsenkung bestimmten Gegenständen, darunter
eine Flasche 1852er, in den Stein und that dann, so wie auch
Ihre königliche Hoheit Mathilde, die ihren königlichen Vater
hierher begleitet hatte, die drei üblichen Hammerschäge.
Wo jetzt die Fabrikgebäude sich erheben, war ehedem der
Garten des Sommerschlosses der Kurfürstin Elisabeth, von wel-
chem die französische Revolution außer dem Orangeriegebäude
nichts übrig gelassen hat.
Oggersheim ist jedem gebildeten Deutschen auch deßhalb
wichtig, weil Schiller nach seiner Flucht von Stuttgart hier
ein längeres, ruhiges Versteck gefunden hat. In welchem Hause
er aber gewohnt habe, darüber herrscht Zweifel. Wenigstens