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Besonderheit sind die Blatt- und Palmettenbildungen unter
dem Initialfuß (Fig. 43), die gleichfalls in den Initialen der
oben erwähnten Meteora-HandschriA vorgebildet sind (vgl.
Fig. 32). Diese Ornamentvergleichungen bestärken unsere
Vermutung der Entstehung desLawra-Evangeliars im west-
lichen Kleinasien. Die Mehrzahl der Initialen ist glatt-
stämmig (Abb. 320—323), ein an sich altertümlicher Zug.
Aber daneben kommen, wenn auch nur vereinzelt, sehr
komplizierte Knotenbildungen im Initialstamm vor. Be-
achtenswert ist das Motiv der 'Säulenverschlingung' und
vor allem die in eine Verknotung eingeAochtene Rauten-
scheibe einer Initiale „T" (Fig. 43), eine Besonderheit, die
häuhg in innerkleinasiatischen HandschriAen vorkommt
(vgl. Abb. 418 und 420). Mit EinAüssen aus dem klein-
asiatischen Hinterland hängen auch die stilisierten FisA-
und Vogel-Initialen zusammen (Fig. 44). Ein sehr charak-
teristis&es Motiv ist die gesprengte Palmette als Füllung
einer Initiale (Abb. 322) oder als Muster auf einem goldenen
Titelbalken (Abb. 323). Zum Teil sind die Titelbalken mit
rei&en Aufbauten geschmückt, so z. B. mit einer von Halb-
palmetten eingefaßten Krone (Abb. 320). Erwähnt sei
schließlich noch die einzigartige Initiale „T" (Abb. 31p)
mit einer an dem Querbalken hängenden nackten Märtyrer-
Agur. Sie zeigt in der Behandlung des Bauches noch nicht
das von der Jahrtausendwende ab übliche „M"-Schema"°^.
Die besonders reiche Ornamentik dieses Lawra-Evan-
gelistars gibt ein ebenso vielfältiges Bild wie der Figuren-
stil, nur daß in jener die kleinasiatische, in dieser die
hauptstädtische Note stärker betont ist.
An die sehr ausgesprochene Ornamentik dieses Lawra-
Evangelistars lassen sich weitere Ornament-HandschriAen

ansAließen, die mit Ausnahme eines Pariser Codex, dessen
Provenienz nicht bekannt ist, sich sämtlich auf dem Athos
beAnden, und zwar in den verschiedensten Klöstern. Es
muß daher der Athos als Entstehungszentrum dieser Hand-
schriAengruppe immerhin in Erwägung gezogen werden,
wenn man nicht annehmen will, daß sie alle aus Klein-
asien dorthin importiert worden sind, was natürlich auA
möglich ist. Sämtliche HandschriAen sind in der so-
genannten slavonischen Unciale gesArieben. Das erwähnte
Evangeliar in Paris, Bibliotheque Nationale,
cod. gr. 2 8 1^, zeigt in seinen langgestreckten Initialen
dieselben charakteristischen Einzelheiten wie die Lawra-
HandschriA: Fußpalmette, Verschlingungen des Initial-
stammes und die Verknotung mit eingesetzter Rauten-
scheibe (Fig. 43). Statt Gold sind Blau, Rot und Gelb in
dünnem, wasserfarbenartigem Auftrag verwendet.
Auf Grund ähnlicher „T"-Initialen schließen sich an: ein
Evangelistar inLawra,cod. 3 3^% das außerdem eine
interessante Initiale „B" mit zergliederten Vögeln enthält
(Fig. 46), wie sie zuweilen in HandschriAen Kleinasiens
sich Anden (vgl. Abb. 433 und 43$), zwei Evangelistare
in Philotheu, cod. 2 und 3"^, mit gleichförmigen
und „T"-Initialen in Blau und Gold (Fig. 47), das
Evangelistar Dionysiu, cod. 21^% das außerdem ähn-
liche, sAwere, goldene „IT'-Titel enthält (Abb. 324), und
schließlich ein Evangeliar im Athos-Kloster K u 11 u m u s i,
c o d. 9 o*V Neben den üblichen glattstämmigen Initialen
mit Fußpalmetten kommen in letzterer HandschriA Ab-
weichungen durch starke Gliederungen des Initialstammes
vor, indem paarweise angelehnte Klammern durch Gelenk-
scheiben miteinander verbunden werden (Fig. 48).

393 j Weitzmann - Fiedler, Die Aktdarstellung in der Malerei
a. O-, S. 19.
233 Bordier, S. 30.
23* Spiridon-Eustratiades, S. 7.

233 Lambros I, S. 131.
223 Lambros I, S. 230.
227 Lambros I, S. 282.

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