DIE WELTKUNST Jahrg. X, Nr. 21/22 vom 31. Mai 1936
Romanistische Bilder im Wiener Kunsthandel
die Zuschreibung an unseren Meister, für des-
sen Frauenbilder jene Merkmale bezeichnend
sind. Sie kommen besonders ausgeprägi in
Mit. den Romanisten schlagt die Kunst der Uild zurücktritt, nimmt den Besuch Christi bei dem Frauenkopf der Galerie Nosli/. in Prag
Niederlande einen neuen Weg ein. Die zum Maria und Martha zum Ausgang eines Genre-; zum Ausdruck, den I). Züntz (Frans Floris,
Teil noch in ihren Anfängen der Gotik verhaf* bildes (s. Abbildung). An der Abschrfigung Straßburg 1929, S. (»5 f.) um I5d4 annimmt und
teten Künstler suchen Anlehnung an die ita- des Simses, der die Wandgliederung unterteilt, dem unser Bildnis zufolge seines verwandten
lienische Renaissance, deren formale (.rund- ist das Signuni Pieter Aertsens, der Dreizack, Charakters zeitlich am nächsten stellen dürfte,
lagen sie sich zu eisen machen. So bereiten angebracht. Wold in keinem Bild von Aertsen St. P o g 1 a y e n - N e u w a 11
sie die Entwicklungider niederländischen Kunsi triu der italienische Einfluß so stark hervor,
im 17. Jahrhunderl vor.
Ist doch die Kunst eines
Bubens und seines Krei-
ses nicht ohne sie denk-
bar. Und ebenso (hinken
ihnen Rembrandl und
seine Nachfahren wert-
volle Anregungen. Die
Künstler, deren Bilder
im nachfolgenden behan-
delt werden sollen, ge-
hörten zu den bezeich-
nendsten Vertretern der
romanistischen
Während der Monate Mai-Okto-
ber erscheint die Weltkunst vier-
zehntägig in Doppclnummern von
verstärktem Umfang. Die nächste
Ausgabe erscheint am 14. Juni.
PREISBERICHTE
zum Eintragen in den Katalog
Biel,,,,,,,. (Irrtum vorbehalten)
\on Jan Sandel..... Julius Böhler, München
111 II ein esse 11. dein -T^W^/^C&^r*Stk- 18. 20. Juni 1956
ichen Begründe Sammlung Oppen!
F i' a n s Floris, Mädchenkopf. Holz, 45
Wiener Kunsthandel ' (Phot.
eigen
des niederländischen Sit-
tenbildes (und als sol-
chem Vorläufer von Pie-
ter Aertsen und Jor-
daens), von dem dei
Verfasser dieses Auf-
Satzes bereits vor eini-
gen Jahren an der
gleichen Stelle ein reiz- Jan Sanders van Hemessen, Der verliebte Greis
volles KilidergrUppen- Holz, 52:62,5 cm Wiener Kunsthandel (Phot. Poglayen)
bild veröffentlichte (vgl.
„Die Weltkunst" Jhrg. VIII. Nr. 4h). gibt es wie in diesem! in der.Raumgestaltung wie auch
augenblicklich im Wiener Kunsthandel ein vor allem in den Figuren Christi und der
charakteristisches Halbfigurenbild von der Art Apostel, in ihrer (italienischer Gesinnung fit*-
seiner beliebten Sittenbilder (s. Abbildung). mäßen) antikisierenden Auffassung, ihren vor-
Ein Greis herzi eine alte, angetrunkene Vettel, wiegend unniederjändischen, zum Teil ideali-
hinter ihr lädt sie ein junger Sehalk zum Wei- sierten Gesichtszügen. In der Art und Weise,
tertrinken ein. Das helle, rosige, bei dem wie der Künstler den biblischen Stoff zum An-
Greis ins Gelbliche spielende Inkarnat, das laß eines Genrebildes 'nimmt, sowie in dem
Olivengrün seines Leibrockes, das im Kleid karikaturistischen Einschlag einzelner Apostel-
der Frau ins Fleischfarbene wechselt, bestimmt typen,,gibt sich der Niederländer zu erkennen,
mit dem eingesprengten Blau und Bot der Ge- Dem Typus der beiden Marien begegnen wir
wänder, dem Blau und Gelbbraun des Minier- wieder in der Fassung im Museum zu Brüssel,
grundes, die farbige Erscheinung. Zeig! sich die das Datum 1559 trägt. Dali dieses Bild
in der monUmentalisierenden Auffassung, den dem unseren vorausgehl, macht nicht nur die
■starken Ueberschneidungen auch deutlich die Tatsache wahrscheinlich, daß das letztere dem
Einwirkung der italienischen Kunst, so über- Brüsseler Bild kompositionell überlegen ist.
wiegt gleichwohl in dem derben Realismus Dali Aertsen zu jener Zeil im kompositioneilen
der Figuren, ihrer Typik, das vlämisch-boden- Aufbau seiner Bilder noch nicht so weil fort-
ständige Moment. Die einzelnen (leslallen geschritten ist, wie in unserem Gemälde, beleg!
entsprechen dem gewohnten Repertoire van auch das sehr verworrene Bild im Städelschen
Hemessens: der Greis wie die Alle, die uns Institut, (las ebenfalls 1559 entstanden ist. Die
beide des öfteren in den Bordellstücken des kompositioneile Geschlossenheit nähert das
Künstlers begegnen; der Jüngling, der uns als Wiener Bild der Fassung der „Ehebrecherin"
in Leningrad, die Sievers
(Bieter Aertsen, Leipzig
1908, S. 87) um t562 an-
setzt, die wir aber in
Anbetrachl des Aufbaues
unseres Bildes als älter
betrachten möchten.
Der weibliche Stu-
dienkopf (siehe Abbil-
dung) ist F r a n s F I o -
r i s zuzuschreiben, der
zu den gefeiertsten nie-
derländischen Künstlern
seiner Zeit gehörte,
dessen Buf den der
Hemessen und Aertsen
in den Schatten stellte,
und der eine an Bedeu-
tung und Umfang bis
auf Rübens unerreichte
Schule leilete. I )as locker
behandelte geringelte
I laar. von dein sich eine
Strähne das sorgfältig
Pieter Aertsen, Christus bei Maria und Martha durchgebildete Ohr ent-
Holz, AS ■. 54,5 cm, Wiener K u n s t h a n d e I (Phot, Poglayen) lang lierahsliehll. die
gerade Nase mit dem
Engel aus der „Heilung des Tobias" von der breiten Bücken und den geschwungenen FlU-
1555 datierten Tafel im Louvre her bekannt ist geln, die vveitabstehenden, nach außen ge-
Pieter Aertsen. der von allen Roma- schweiften Brauen, die leichtgewölbten Lippen,
nisten am stärksten die niederländische Note die starken Schatten unter der Nase und ober-
bewahrl hat. die freilich gerade in unserem hall) des ausdrucksvollen Kinnes, sprechen für
VERSTEIGERUNG XLVII
Kunsthaus Heinrich Hahn
FRANKFURT A • M / KAISERSTR.6
Gemälde alter Meister, darunter A. Adri- Plastik in Holz, Marmor und Bronze
aensen, Brakenburgh, P. Mignard, Justus Sustermans, Fayencen, vorwiegend mittel- und süddeutsche
Dirk Stoop, Antonio Canale, v. d. Doos, Seb. Leder, Manufakturen, frühes Potsdam
Rombouts, P. H.Roos, P. Snayers, Wouwerman, J.de Porzellane, darunter großes Meißner Speise-
Moucheron, P. de Hamilton, Portrait Wilh. v. Humboldl Service, mit bunten Blumen und Insekten, 158 Teile
Willem Kalf u. a. Metallarbeiten und Edelmetall, Kleinkunst
Neuere Meister wie A.Achenbach,W. Burnitz, °rWna* gotische Wandtäfelung
A. Burger, C. F. Deiker, Gaisser, F. v. Defregger, Dill, Möbel aus 4 Jahrh., vorwiegend Barock
Eckenfelder, Herrn. Kauffmann, A. Lutteroth, G. v. Max, 70 Orientteppiche (Vorkriegs-Erzeugnise,
A. Schreyer, Ed. Schieich, Leo Putz, B.Vautier, Th.A. dar. antike Sammlerstücke: Keschan-Tierteppich u.a.
Weber, Willroider, W. Custor, de Brackeleer u. a. Ostasiatka
Versteigerung (jrw.): Am Freitag, den 26. und Samstag, den 27.Juni ipj6
Besichtigung: Ab Samstag, den 20.Juni
.Illustrierter Kalalog nach Erscheinen, nur auf Wunsch » Fernruf: 27995, Telegr.-Adr.: Kunsthahn Frankfurtmain
Nr.
Mark
Nr.
j Mark
1
210.—
114/5
850.—
5
105.-
116/7
850.--
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750,-
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500.
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1000.
7/8
3000.—
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420.
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750.
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400.—
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14
1000.
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280.-
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144
260.
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1400.-
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550.
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550,—
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2«)
1 10.
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4S00.
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5200.
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520.-
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5S0.
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200.
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220,--
83'
310.—
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440.
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1200.
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260.
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460.—
189
480.
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240.
IUI)
1250.
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. I<)l
250.
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%
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98/99 500.—
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1 10.—
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2600.
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245. -
451
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140.-
220
580.—
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337
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800,
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1 <)().—
441
750.
223
500.
2S0
210.
372
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850.
225
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1600.—
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590.
287
1 10.
375
200 —
44S
5500.
Paul Cezanne, Stilleben. 38:46 cm — Sammlung G. Chr. Telzen-W
Versteigerung: Winkol & Magnussen, Kopenhagen, 10. Juni 1936
(Phot.
22s
600,
290
2050.
377
540.
449
180.—
229
600.
291
ISO.—
5SI
120.—
450
280.—
230
700 —
292
810.
382
210.
451
950.—
231
850.--
294
155.—
583
580,
452
1050.
252
550,
295
1100.
384
280, -
455
280.--
235
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260.
385
550.
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220.—
234/5
2600.
297
I<)0.
586
410.
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520,-
256
1 100,
298
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388
160.
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237
280.-
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350.—
392
200.
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180.—
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406
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3800.
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290.
424
1 150 —
4S4
110.
MUNCHENER KUNSTVERSTEIGERUNGSHAUS
ADOLF WEINMÜLLER \
Odeonsplatz 4 / Leuchtenbergpalais / Eingang Fürstenstnaße
FERNRUF: 22962, 51616
I
FREITAG, den 26v SAMSTAG, den 27. JUNI 1936
vormittags 10 Uhr, nachmittags 15.30 Uhr
Wersieigerumg
von Antiken d. 5. Jhd. v. Chr. — 2. Jhd. n. Chr., Majoliken des 15. — 17. Jhd., Bildwerjken
des 14. — 16. Jhd. (Riemenschneider), Gemälden des 14. — 19. Jhd , Turkmenen- u. Perjser-
teppichen des 16.— 19. Jhd., Gobelins, Waffen u. Eisenwerkzeugen des 15. — 18. Jh\d.,
Möbeln, Buchminiaturen des 15. — 16. Jhd., Ostasiatica (Utamaro, Sharaku) sowie ein^r
umfangreichen kunstwissenschaftlichen Bibliothek
Ausstellung
Odeonsplatz 4 / Leuchtenbergpalais / Eingang Fürstenstraße, tä;glich
außer Sonn- und Feiertage von 9 — 13 Uhr und 15 — 19 Uhr
DER REICH ILLUSTRIERTE KATALOG WIRD AUF WUNSCH ZUGEWANDT
Romanistische Bilder im Wiener Kunsthandel
die Zuschreibung an unseren Meister, für des-
sen Frauenbilder jene Merkmale bezeichnend
sind. Sie kommen besonders ausgeprägi in
Mit. den Romanisten schlagt die Kunst der Uild zurücktritt, nimmt den Besuch Christi bei dem Frauenkopf der Galerie Nosli/. in Prag
Niederlande einen neuen Weg ein. Die zum Maria und Martha zum Ausgang eines Genre-; zum Ausdruck, den I). Züntz (Frans Floris,
Teil noch in ihren Anfängen der Gotik verhaf* bildes (s. Abbildung). An der Abschrfigung Straßburg 1929, S. (»5 f.) um I5d4 annimmt und
teten Künstler suchen Anlehnung an die ita- des Simses, der die Wandgliederung unterteilt, dem unser Bildnis zufolge seines verwandten
lienische Renaissance, deren formale (.rund- ist das Signuni Pieter Aertsens, der Dreizack, Charakters zeitlich am nächsten stellen dürfte,
lagen sie sich zu eisen machen. So bereiten angebracht. Wold in keinem Bild von Aertsen St. P o g 1 a y e n - N e u w a 11
sie die Entwicklungider niederländischen Kunsi triu der italienische Einfluß so stark hervor,
im 17. Jahrhunderl vor.
Ist doch die Kunst eines
Bubens und seines Krei-
ses nicht ohne sie denk-
bar. Und ebenso (hinken
ihnen Rembrandl und
seine Nachfahren wert-
volle Anregungen. Die
Künstler, deren Bilder
im nachfolgenden behan-
delt werden sollen, ge-
hörten zu den bezeich-
nendsten Vertretern der
romanistischen
Während der Monate Mai-Okto-
ber erscheint die Weltkunst vier-
zehntägig in Doppclnummern von
verstärktem Umfang. Die nächste
Ausgabe erscheint am 14. Juni.
PREISBERICHTE
zum Eintragen in den Katalog
Biel,,,,,,,. (Irrtum vorbehalten)
\on Jan Sandel..... Julius Böhler, München
111 II ein esse 11. dein -T^W^/^C&^r*Stk- 18. 20. Juni 1956
ichen Begründe Sammlung Oppen!
F i' a n s Floris, Mädchenkopf. Holz, 45
Wiener Kunsthandel ' (Phot.
eigen
des niederländischen Sit-
tenbildes (und als sol-
chem Vorläufer von Pie-
ter Aertsen und Jor-
daens), von dem dei
Verfasser dieses Auf-
Satzes bereits vor eini-
gen Jahren an der
gleichen Stelle ein reiz- Jan Sanders van Hemessen, Der verliebte Greis
volles KilidergrUppen- Holz, 52:62,5 cm Wiener Kunsthandel (Phot. Poglayen)
bild veröffentlichte (vgl.
„Die Weltkunst" Jhrg. VIII. Nr. 4h). gibt es wie in diesem! in der.Raumgestaltung wie auch
augenblicklich im Wiener Kunsthandel ein vor allem in den Figuren Christi und der
charakteristisches Halbfigurenbild von der Art Apostel, in ihrer (italienischer Gesinnung fit*-
seiner beliebten Sittenbilder (s. Abbildung). mäßen) antikisierenden Auffassung, ihren vor-
Ein Greis herzi eine alte, angetrunkene Vettel, wiegend unniederjändischen, zum Teil ideali-
hinter ihr lädt sie ein junger Sehalk zum Wei- sierten Gesichtszügen. In der Art und Weise,
tertrinken ein. Das helle, rosige, bei dem wie der Künstler den biblischen Stoff zum An-
Greis ins Gelbliche spielende Inkarnat, das laß eines Genrebildes 'nimmt, sowie in dem
Olivengrün seines Leibrockes, das im Kleid karikaturistischen Einschlag einzelner Apostel-
der Frau ins Fleischfarbene wechselt, bestimmt typen,,gibt sich der Niederländer zu erkennen,
mit dem eingesprengten Blau und Bot der Ge- Dem Typus der beiden Marien begegnen wir
wänder, dem Blau und Gelbbraun des Minier- wieder in der Fassung im Museum zu Brüssel,
grundes, die farbige Erscheinung. Zeig! sich die das Datum 1559 trägt. Dali dieses Bild
in der monUmentalisierenden Auffassung, den dem unseren vorausgehl, macht nicht nur die
■starken Ueberschneidungen auch deutlich die Tatsache wahrscheinlich, daß das letztere dem
Einwirkung der italienischen Kunst, so über- Brüsseler Bild kompositionell überlegen ist.
wiegt gleichwohl in dem derben Realismus Dali Aertsen zu jener Zeil im kompositioneilen
der Figuren, ihrer Typik, das vlämisch-boden- Aufbau seiner Bilder noch nicht so weil fort-
ständige Moment. Die einzelnen (leslallen geschritten ist, wie in unserem Gemälde, beleg!
entsprechen dem gewohnten Repertoire van auch das sehr verworrene Bild im Städelschen
Hemessens: der Greis wie die Alle, die uns Institut, (las ebenfalls 1559 entstanden ist. Die
beide des öfteren in den Bordellstücken des kompositioneile Geschlossenheit nähert das
Künstlers begegnen; der Jüngling, der uns als Wiener Bild der Fassung der „Ehebrecherin"
in Leningrad, die Sievers
(Bieter Aertsen, Leipzig
1908, S. 87) um t562 an-
setzt, die wir aber in
Anbetrachl des Aufbaues
unseres Bildes als älter
betrachten möchten.
Der weibliche Stu-
dienkopf (siehe Abbil-
dung) ist F r a n s F I o -
r i s zuzuschreiben, der
zu den gefeiertsten nie-
derländischen Künstlern
seiner Zeit gehörte,
dessen Buf den der
Hemessen und Aertsen
in den Schatten stellte,
und der eine an Bedeu-
tung und Umfang bis
auf Rübens unerreichte
Schule leilete. I )as locker
behandelte geringelte
I laar. von dein sich eine
Strähne das sorgfältig
Pieter Aertsen, Christus bei Maria und Martha durchgebildete Ohr ent-
Holz, AS ■. 54,5 cm, Wiener K u n s t h a n d e I (Phot, Poglayen) lang lierahsliehll. die
gerade Nase mit dem
Engel aus der „Heilung des Tobias" von der breiten Bücken und den geschwungenen FlU-
1555 datierten Tafel im Louvre her bekannt ist geln, die vveitabstehenden, nach außen ge-
Pieter Aertsen. der von allen Roma- schweiften Brauen, die leichtgewölbten Lippen,
nisten am stärksten die niederländische Note die starken Schatten unter der Nase und ober-
bewahrl hat. die freilich gerade in unserem hall) des ausdrucksvollen Kinnes, sprechen für
VERSTEIGERUNG XLVII
Kunsthaus Heinrich Hahn
FRANKFURT A • M / KAISERSTR.6
Gemälde alter Meister, darunter A. Adri- Plastik in Holz, Marmor und Bronze
aensen, Brakenburgh, P. Mignard, Justus Sustermans, Fayencen, vorwiegend mittel- und süddeutsche
Dirk Stoop, Antonio Canale, v. d. Doos, Seb. Leder, Manufakturen, frühes Potsdam
Rombouts, P. H.Roos, P. Snayers, Wouwerman, J.de Porzellane, darunter großes Meißner Speise-
Moucheron, P. de Hamilton, Portrait Wilh. v. Humboldl Service, mit bunten Blumen und Insekten, 158 Teile
Willem Kalf u. a. Metallarbeiten und Edelmetall, Kleinkunst
Neuere Meister wie A.Achenbach,W. Burnitz, °rWna* gotische Wandtäfelung
A. Burger, C. F. Deiker, Gaisser, F. v. Defregger, Dill, Möbel aus 4 Jahrh., vorwiegend Barock
Eckenfelder, Herrn. Kauffmann, A. Lutteroth, G. v. Max, 70 Orientteppiche (Vorkriegs-Erzeugnise,
A. Schreyer, Ed. Schieich, Leo Putz, B.Vautier, Th.A. dar. antike Sammlerstücke: Keschan-Tierteppich u.a.
Weber, Willroider, W. Custor, de Brackeleer u. a. Ostasiatka
Versteigerung (jrw.): Am Freitag, den 26. und Samstag, den 27.Juni ipj6
Besichtigung: Ab Samstag, den 20.Juni
.Illustrierter Kalalog nach Erscheinen, nur auf Wunsch » Fernruf: 27995, Telegr.-Adr.: Kunsthahn Frankfurtmain
Nr.
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Nr.
j Mark
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210.—
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850.—
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240.
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250.
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287
1 10.
375
200 —
44S
5500.
Paul Cezanne, Stilleben. 38:46 cm — Sammlung G. Chr. Telzen-W
Versteigerung: Winkol & Magnussen, Kopenhagen, 10. Juni 1936
(Phot.
22s
600,
290
2050.
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540.
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580,
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1050.
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2600.
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200.......
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424
1 150 —
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110.
MUNCHENER KUNSTVERSTEIGERUNGSHAUS
ADOLF WEINMÜLLER \
Odeonsplatz 4 / Leuchtenbergpalais / Eingang Fürstenstnaße
FERNRUF: 22962, 51616
I
FREITAG, den 26v SAMSTAG, den 27. JUNI 1936
vormittags 10 Uhr, nachmittags 15.30 Uhr
Wersieigerumg
von Antiken d. 5. Jhd. v. Chr. — 2. Jhd. n. Chr., Majoliken des 15. — 17. Jhd., Bildwerjken
des 14. — 16. Jhd. (Riemenschneider), Gemälden des 14. — 19. Jhd , Turkmenen- u. Perjser-
teppichen des 16.— 19. Jhd., Gobelins, Waffen u. Eisenwerkzeugen des 15. — 18. Jh\d.,
Möbeln, Buchminiaturen des 15. — 16. Jhd., Ostasiatica (Utamaro, Sharaku) sowie ein^r
umfangreichen kunstwissenschaftlichen Bibliothek
Ausstellung
Odeonsplatz 4 / Leuchtenbergpalais / Eingang Fürstenstraße, tä;glich
außer Sonn- und Feiertage von 9 — 13 Uhr und 15 — 19 Uhr
DER REICH ILLUSTRIERTE KATALOG WIRD AUF WUNSCH ZUGEWANDT