LIEFERUNG LXXII.
Inhalt:
Nachtrag von Lief. 71;
Aufsätze:
ROBERT ARTHUR TALBOT GASCOIGNE CECIL MARQUIS
OF SALISBURY von Georg Stamper.
PIERRE EUGENE MARCELIN BERTHELOT von Robert Kahn.
FRIEDRICH DIEZ von Walter Friedländer.
KARL PAUL GOTTFRIED LINDE ..von Robert Kahn.
EUGEN RICHTER ..von Karl Wilke.
RUDOLF VON BENNIGSEN von G. Kaufmann.
ANTON VON WERNER . .von Paul Warncke.
PETER CORNELIUS .von Le opold Schmidt.
Hierzu Bildnisse No. 569—576.
Peter Cornelius.
(Fortsetzung von Seite 572 des Haupttextbogens.)
grosser Verwandter, der Maler Cornelius, helfend in
sein Schicksal und liess den jungen Musiker nach
Berlin kommen. Hier hat Cornelius fünf Jahre hin-
durch die Unterweisung des berühmten Theore-
tikers Dehn genossen und bei ihm die ernstesten
Studien mit rastlosem Eifer betrieben.
Eine Menge Kompositionen im strengen Stile
entstanden während dieser Zeit, und schon in Berlin
begann auch der Schriftsteller in ihm sich zu regen.
Er schrieb regelmässige Berichte für eine Zeitung
und übersetzte unter anderem altfranzösische Ge-
dichte. Um Wagners Lohengrin kennen zu lernen,
dessen Aufführung damals das grosse musikalische
Ereignis war, ging Cornelius im März 1852 nach
Weimar. Die Bekanntschaft mit Liszt und die Ein-
wirkungen der neudeutschen Kunstsphäre wurden
für seine Entwickelung entscheidend. Zunächst
blieb er allerdings nur kurze Zeit und verbrachte
den Sommer in Bernhardshütte im Thüringer Walde,
den folgenden Winter bei seinem Bruder in West-
falen; aber die neuen Eindrücke, zu denen sich noch
die Bekanntschaft mit den Werken und den
Theorien von Berlioz gesellte, zogen ihn unwider-
stehlich wieder nach der Altenburg, dem Weimarer
Wohnsitz Liszts, wo er hinfort ein gern gesehener
Gast war. In seiner Vaterstadt bewarb er sich
zweimal vergeblich um die Dirigentenstelle der
Mainzer Liedertafel. Das machte ihm aber um so
weniger Sorge, als er inzwischen den Dichter-
komponisten in sich entdeckt hatte. In einem Lieder-
heft — seinem op. 1 — schlossen sich ihm die Mächte
des Tones und der Sprache zusammen, und von
nun an begann ein angeregtes Schaffen, das, völlig
verschieden von dem bisherigen Arbeiten, ihn der
neuen Richtung als unbedingten und doch eigen-
artigen Anhänger zuführte.
Nachdem er im Herbste 1853 das Musikfest
in Karlsruhe mitgemacht und in Basel Richard
Wagner persönlich kennen gelernt hatte, verlebte
Cornelius die nächsten drei Jahre mit geringen
Unterbrechungen in Weimar, erteilte Unterrichts-
stunden, übersetzte Schriften von Liszt und Berlioz
und war litterarisch für das bei Schlesinger in
Berlin erscheinende „Echo“ thätig. Ein Freundes-
kreis, zu dem vor allem Hans von Bronsart, Carl
Tausig und das Ehepaar Feodor und Rosa v. Milde
gehörten, schloss sich eng an den mit glühender
Begeisterung nach seinen Idealen strebenden Künst-
ler, der bald auch mit der Feder nachdrücklich,
aber in vornehmster Weise für die Wagner-
Lisztschen Anschauungen eintrat. Als er trotz
seiner Bemühungen in Not geriet, griff Liszt, der
stets Hilfsbereite, ein und nahm ihn als ständigen
Sekretär zu sich auf die Altenburg. Einige seiner
schönsten Lieder, wie „Komm wir wandeln“, auch
die bekannte Parodie des italienischen Opernstiles
„Der Tod des Verräters“ sind in diesen Jahren ent-
Inhalt:
Nachtrag von Lief. 71;
Aufsätze:
ROBERT ARTHUR TALBOT GASCOIGNE CECIL MARQUIS
OF SALISBURY von Georg Stamper.
PIERRE EUGENE MARCELIN BERTHELOT von Robert Kahn.
FRIEDRICH DIEZ von Walter Friedländer.
KARL PAUL GOTTFRIED LINDE ..von Robert Kahn.
EUGEN RICHTER ..von Karl Wilke.
RUDOLF VON BENNIGSEN von G. Kaufmann.
ANTON VON WERNER . .von Paul Warncke.
PETER CORNELIUS .von Le opold Schmidt.
Hierzu Bildnisse No. 569—576.
Peter Cornelius.
(Fortsetzung von Seite 572 des Haupttextbogens.)
grosser Verwandter, der Maler Cornelius, helfend in
sein Schicksal und liess den jungen Musiker nach
Berlin kommen. Hier hat Cornelius fünf Jahre hin-
durch die Unterweisung des berühmten Theore-
tikers Dehn genossen und bei ihm die ernstesten
Studien mit rastlosem Eifer betrieben.
Eine Menge Kompositionen im strengen Stile
entstanden während dieser Zeit, und schon in Berlin
begann auch der Schriftsteller in ihm sich zu regen.
Er schrieb regelmässige Berichte für eine Zeitung
und übersetzte unter anderem altfranzösische Ge-
dichte. Um Wagners Lohengrin kennen zu lernen,
dessen Aufführung damals das grosse musikalische
Ereignis war, ging Cornelius im März 1852 nach
Weimar. Die Bekanntschaft mit Liszt und die Ein-
wirkungen der neudeutschen Kunstsphäre wurden
für seine Entwickelung entscheidend. Zunächst
blieb er allerdings nur kurze Zeit und verbrachte
den Sommer in Bernhardshütte im Thüringer Walde,
den folgenden Winter bei seinem Bruder in West-
falen; aber die neuen Eindrücke, zu denen sich noch
die Bekanntschaft mit den Werken und den
Theorien von Berlioz gesellte, zogen ihn unwider-
stehlich wieder nach der Altenburg, dem Weimarer
Wohnsitz Liszts, wo er hinfort ein gern gesehener
Gast war. In seiner Vaterstadt bewarb er sich
zweimal vergeblich um die Dirigentenstelle der
Mainzer Liedertafel. Das machte ihm aber um so
weniger Sorge, als er inzwischen den Dichter-
komponisten in sich entdeckt hatte. In einem Lieder-
heft — seinem op. 1 — schlossen sich ihm die Mächte
des Tones und der Sprache zusammen, und von
nun an begann ein angeregtes Schaffen, das, völlig
verschieden von dem bisherigen Arbeiten, ihn der
neuen Richtung als unbedingten und doch eigen-
artigen Anhänger zuführte.
Nachdem er im Herbste 1853 das Musikfest
in Karlsruhe mitgemacht und in Basel Richard
Wagner persönlich kennen gelernt hatte, verlebte
Cornelius die nächsten drei Jahre mit geringen
Unterbrechungen in Weimar, erteilte Unterrichts-
stunden, übersetzte Schriften von Liszt und Berlioz
und war litterarisch für das bei Schlesinger in
Berlin erscheinende „Echo“ thätig. Ein Freundes-
kreis, zu dem vor allem Hans von Bronsart, Carl
Tausig und das Ehepaar Feodor und Rosa v. Milde
gehörten, schloss sich eng an den mit glühender
Begeisterung nach seinen Idealen strebenden Künst-
ler, der bald auch mit der Feder nachdrücklich,
aber in vornehmster Weise für die Wagner-
Lisztschen Anschauungen eintrat. Als er trotz
seiner Bemühungen in Not geriet, griff Liszt, der
stets Hilfsbereite, ein und nahm ihn als ständigen
Sekretär zu sich auf die Altenburg. Einige seiner
schönsten Lieder, wie „Komm wir wandeln“, auch
die bekannte Parodie des italienischen Opernstiles
„Der Tod des Verräters“ sind in diesen Jahren ent-