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Willrich, Wolfgang
Säuberung des Kunsttempels: eine kunstpolitische Kampfschrift zur Gesundung deutscher Kunst im Geiste nordischer Art — München [u.a.]: Lehmann, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.48525#0044
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Zweiter Teil

Ursprung und Verlauf der roten Kunswerseuchung

„Wir ziehen es vor, unsauber zu existieren, als
sauber unkeczugehen. Unfähig aber anständig zu
jein überlassen wir verbohrten Individualisten und
alten Jungfern. Keine Angst uni den guten Rus,"
(Geschäftsdedise des Malik-Berlages in „Der Gegner"
ig2c>/2i, S, 401)

T)aß es schon in „gut-bürgerlichen" Zeiten faule Geschäftsleute,
(Lchwindelliteraten und bestechliche, ehrgeizige oder gewinnsüchtige
Künstler und Kunstbonzen gab, daß Snobs und Spießbürger zahlreicher
vorhanden waren als feinsinnige und opferbereite Gönner - das ist eine
von den wenigen geschichtlichen Tatsachen, an denen wohl niemand mehr
zweifelt. Daß Ausstellungen Mühe machen, ost erhebliche Kosten ver-
ursachen, daß Zeitschriften sich nur dann erhalten können, wenn sie wenig-
stens gekauft werden - das sehen nur einige Künstler und Literaten nicht
ein. Daß aber ein bewußter Schwindelbetrieb zusammenbrechen muß, so-
bald er von den Betrogenen selbst durchschaut wird, daß die Betrogenen
eines Tages aus Mißtrauen gegen Falschmünzerei auch die echte Münze
zurückweisen - das bedachten die wenigsten Angehörigen dieses Kunstbe-
triebes außer den Bolschewiken, welche aus die Zerstörung des Betriebes
und der Kunst überhaupt abzielten. Ihnen war alles Faule, Schwächliche,
Sinnwidrige im bürgerlichen Kunstbetrieb hochwillkommen! Sie brauch-
ten es nur auf die Spitze zu treiben oder es zu enthüllen. In der Aktion
1920, S. 72ch gibt F. W. Seiwert, ein Maler, darüber Aufschluß:
„Das Proletariat benutzt zunächst den heutigen Kunstbetrieb zur Verkündigung, Klä-
rung und Erklärung des Wesens des Kommunismus, und bildet die bestehenden Betriebe
in diesem Sinne um. Die fortschreitende Verwirklichung der kommunistischen Idee ist der
Zerstörung des heutigen Kunstbegriffes gleichbedeutend."
Während also Herr Pfemfert der „reinen" anarchischen Idee zuliebe
persönliche Beziehungen zu der „bürgerlichen Kanaille" ablehnte, gingen
seine Jünger großenteils hinein in die Betriebe als „Trojanisches Pferd"
oder als „Taktiker", „legten dort Gift" und besetzten die wichtigen Posten,
so gut sie konnten. Sie spielten je nach den taktischen Umständen „demo-
kratisches" Mitglied einer Kunstjury oder „produktives Vorbild" in einer
Künstlervereinigung oder Verbindungsmann zwischen Neuer Kunst und
 
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