Einführung
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wenig schicksalhaft, aber um so brutaler war und sein wird, wenn nicht
Abhilfe geschaffen wird. Es ist - wie verschiedene, ziemlich ergebnislose
Bemühungen zeigen - unzureichend, den Angriff auf die Verrottung der
Kunst lediglich gegen die verrotteten Künstler allein zu richten durch lokale
Schreckensausftellungen scheußlicher Machwerke ohne rechten Zusammen-
hang und ohne eingehende Belehrung. Für unser Ziel kommt es nicht auf
einen Sensationserfolg bei kunstvergessenen Pharisäern an, sondern dar-
auf, daß entschlossene Kämpfer, Künstler und Kunsterzieher ein umfassen-
des, klares Bild der Lage erhalten, in die einzugreifen fie.verpflichtet sind.
Deshalb muß auch der Anteil am Kunstverfall, der den Literaten, Kunst-
gelehrten, Kritikern, den Ausstellungsleitungen usw. usw. gebührt, hier
herangezogen werden.
Freilich beschränkt uns die Bestimmung dieses Buchs - eine Wafse zu
sein - auf das nötigste an Namen, Werken und Literatur. Den großen
Zeitspiegel des Kulturverfalls zu zeigen oder zufammenzufeßen wäre für
viele Doktorarbeiten, ja für mehr als eine Lebensarbeit, eine nötige und
ertragreiche wissenschaftliche Aufgabe. Daran können nationale Wissen-
schaftler obendrein besser Mut und Urteil zeigen, als an weiterer Goethe-
und Rembrandtforschung; auch für Arzte liegt da manches bereit. Wir
müssen es hier bei Stichproben und kurz zusammenfassenden Feststellungen
bewenden lassen, die eben ausreichen, um uns zu belehren, was heute not
tut für die Zukunft. Denn noch wichtiger als die Kenntnis, wie die Kunst-
entartung - entgegen vielen Fehlmcinungen - tatsächlich zustande gekom-
men ist - nämlich keineswegs allein aus politischen Tatsachen, sondern aus
viel tieferen inneren Gründen obendrein - viel wichtiger ist uns die Lehre,
die wir daraus entnehmen, und das Anbahncn der Wege, die nicht nur
äußerlich aus dem Sumpf, sondern auch innerlich zu einer Gesundung der
Kunst führen.
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wenig schicksalhaft, aber um so brutaler war und sein wird, wenn nicht
Abhilfe geschaffen wird. Es ist - wie verschiedene, ziemlich ergebnislose
Bemühungen zeigen - unzureichend, den Angriff auf die Verrottung der
Kunst lediglich gegen die verrotteten Künstler allein zu richten durch lokale
Schreckensausftellungen scheußlicher Machwerke ohne rechten Zusammen-
hang und ohne eingehende Belehrung. Für unser Ziel kommt es nicht auf
einen Sensationserfolg bei kunstvergessenen Pharisäern an, sondern dar-
auf, daß entschlossene Kämpfer, Künstler und Kunsterzieher ein umfassen-
des, klares Bild der Lage erhalten, in die einzugreifen fie.verpflichtet sind.
Deshalb muß auch der Anteil am Kunstverfall, der den Literaten, Kunst-
gelehrten, Kritikern, den Ausstellungsleitungen usw. usw. gebührt, hier
herangezogen werden.
Freilich beschränkt uns die Bestimmung dieses Buchs - eine Wafse zu
sein - auf das nötigste an Namen, Werken und Literatur. Den großen
Zeitspiegel des Kulturverfalls zu zeigen oder zufammenzufeßen wäre für
viele Doktorarbeiten, ja für mehr als eine Lebensarbeit, eine nötige und
ertragreiche wissenschaftliche Aufgabe. Daran können nationale Wissen-
schaftler obendrein besser Mut und Urteil zeigen, als an weiterer Goethe-
und Rembrandtforschung; auch für Arzte liegt da manches bereit. Wir
müssen es hier bei Stichproben und kurz zusammenfassenden Feststellungen
bewenden lassen, die eben ausreichen, um uns zu belehren, was heute not
tut für die Zukunft. Denn noch wichtiger als die Kenntnis, wie die Kunst-
entartung - entgegen vielen Fehlmcinungen - tatsächlich zustande gekom-
men ist - nämlich keineswegs allein aus politischen Tatsachen, sondern aus
viel tieferen inneren Gründen obendrein - viel wichtiger ist uns die Lehre,
die wir daraus entnehmen, und das Anbahncn der Wege, die nicht nur
äußerlich aus dem Sumpf, sondern auch innerlich zu einer Gesundung der
Kunst führen.