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Winckelmann, Johann Joachim; Kunze, Max; Kansteiner, Sascha; Kuhn-Forte, Brigitte; Kunze, Max [Editor]; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]
Schriften und Nachlaß (Band 5,1): Ville e Palazzi di Roma: Antiken in den römischen Sammlungen : Text und Kommentar — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 2003

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.58928#0428
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Villa Borghese • Kommentar

führt, ist wahrscheinlich Alkyone, seine Frau. Man sagt, daß sie sich so sehr in Trauer verzehrt habe,
daß sie vor Kummer starb. Der Greis, der, auf einen Stock gestützt, zu Meleager kommt, könnte
Oineus, sein Vater, sein. Zu Füßen des daliegenden und sterbenden Meleager sitzt Atalante als Jung-
frau, worauf ihr nach Art der Jungfrauen zu einem Knoten zusammengefaßtes Haar hindeutet. Ihren
Kopf stützt sie auf ihren Arm. Als nächstes sieht man Akhaea, die Mutter, die sich einem girlandenge-
schmückten Altar nähert und, voller Schrecken und vom Schmerz getrieben, das Holzscheit auf ihm
niederbrennen läßt. Eine der Parzen steht auf einem Rad und offenbart die in ihrem Buch verzeichneten
Schicksale; eine andere hält der Mutter eine Fackel entgegen, damit die an Meleager Rache übt. Be-
merkenswert ist auch, daß ihr Haupt mit Flügeln versehen ist. Auf den Reliefs an den beiden Neben-
seiten des Sarkophages ist eine vielbrüstige Sphinx mit ausgebreiteten Flügeln abgebildet, gleichsam als
Wächterin und Beschützerin der Grabstätte.“
Pausan. L. 1: p. 82: Paus. 1,33,7 (in: Pausanias, ed. Rocha-Pereira I S. 78): jrrcQH ö’ e/ov ovts
toüto to ayaXpa Nepeaewg obre akXo iteiroipTui tüv «pyahnv, eitel |.iT]öe Spvgvalou; xa
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eOekovatv - ent toutcdi Nepeaei rttegä waiteg "Epam itoioboi. („Mit Flügeln ist aber weder dieses
Bild der Nemesis noch sonst eines von den alten dargestellt, da auch in Smyrna die heiligsten Holzbilder
keine Flügel haben; erst die Späteren geben der Nemesis Flügel wie dem Eros, um damit auszu-
drücken, daß die Göttin besonders im Gefolge der Liebe erscheine.“ Übersetzung: Pausanias, ed.
Meyer—Eckstein I S. 143). - Während die von W. benutzte Ausgabe von Kuhn an dem überlieferten
Wortlaut £m;iöi] öe festhält („da auch in Smyrna die heiligsten Holzbilder Flügel haben [...]“), haben so-
wohl Rocha-Pereira wie Meyer—Eckstein die bestechende Konjektur von Schubart eitel |.ir|öe über-
nommen. Dadurch verkehrt sich allerdings diese Aussage des Pausanias in ihr Gegenteil, und es ergibt sich
insgesamt ein klarer Gegensatz zwischen den Darstellungen der Nemesis aus alter und neuerer Zeit
(W. hat das Zitat dort eingefügt, wo Gori die Flügel auf dem Kopf einer Parze erwähnt).

VILLA BORGHESE


Zur Villa s. Kommentar zu S. 4. W. wählt diesmal, anders als oben (ab S. 5), den Durchgang
durch die Räume gegen den Uhrzeigersinn, ausgehend vom Salone.
154,32—34 Der Kopf des Bacchus: Statue eines liegenden Dionysos. Paris, Louvre, s. 5,28—29.
155,2-7 dreyeckigten Altars
Dreifußbasis. Paris, Louvre, Inv. Ma 358, ehemals Villa Borghese, Stanza di Seneca. Marmor.
H. 1,30 m. Erstes Viertel des 1. Jh. n. Chr.
Die Vorderseite zeigt den römischen Kaiser Augustus bei der Libation. Der von W. erwähnte Dreifuß
der Nebenseite, auf dessen Mündung sich ein Lorbeerkranz, ein Omphalos (W: ‘Cortina’) und ein
Rabe befinden, ist als Insigne des römischen Priesterkollegiums der Quindecimviri gekennzeichnet.
Lit.: Olaf Dräger, Religionem Significare, Studien zu reich verzierten römischen Altären und Basen aus Marmor,
33. Erg.-H. RM 1994 S. 74-82, 212-213 Nr. 40Taf. 84-85.

155,8 an der Juno: Statue der sog. Betenden. Paris, Louvre, s. 8,20-21.
155,11-13 An dem großen Genio: Statue des Eros. Paris, Louvre, s. 8,12-18.
155,15 Der Apollo
Statue des Apollon mit der Lyra. Verschollen, ehemals Rom, Villa Borghese und Deepdene, Sammlung
Hope. Marmor. H. 1,51 m.
Wegen Ws Angabe des Zimmers und der genauen Beschreibung bei Montelatici, Villa Borghese
S. 246 ist das Stück zu identifizieren mit einer heute verschollenen Kopie des Apollon Sauroktonos (zu
 
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