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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]; Balensiefen, Lilian [Contr.]
Schriften und Nachlaß (Band 6,2): Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati: Roma 1767; Kommentar — [Darmstadt]: von Zabern, 2014

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Volume Secondo: Parte Prima della Mitologia sacra. Sezione II. della Deità in particolare. Kommentar
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https://doi.org/10.11588/diglit.58930#0213
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Parte Prima [:] Della Mitologia sacra Sezione II. Della Deitä in particolare · Kommentar

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gebildeten zwey Adler auf einem Centauren, welche Schlangen mit dem Schnabel halten; da der Adler ein Raubvogel ist, der Thiere
jaget, und da er auf Münzen verschiedner griechischen Städte, vornehmlich [10] von Girgent und Lokris (Golz Magn. Graec. tab.
10, 26.), einen Hasen in den Klauen hält. Wir wissen ferner aus der Fabel, daß Chiron die erjagten Thiere auf Jupiters Altar opferte
(Germ. Phänom. Arat. V. 309.); und dieser Nachricht zufolge, könnte unser Centaur Chiron seyn, mit Bezug auf den Borghesischen
Altar, der wahrscheinlich Jupitern geweihet war.
Man kann also diesen Jupiter, der den jagenden Centaur reitet, als Jupiter den Jäger ansehn; und dieser sein Beynamen scheint
durch den Adler selbst angedeutet zu werden. So könnte man auch aus einem Adler, der einen Hirschbock unter sich hat, am Fuß
einer Bildsäule Jupiters in derselben Villa Borghese, die in diesem Stücke einem Jupiter in der Villa Aldobrandini gleich ist, schliessen:
daß in diesen Figuren Jupiter der Jäger hat sollen abgebildet werden. Selbst der Adler, der über der diktäischen Hole, worin Jupiter
als Kind von der Nymphe Adrasta erzogen und ernährt ward, einen Hasen zerfleischt, wovon sich die Vorstellung auf einem Basrelief
im Palaste Giustiniani (Bartoli Admir. ant. tab. 26.) befindet, könnte in Bezug auf unsere Abbildung gedeutet werden.
Das Gewand, womit Jupiters Haupt bedeckt ist, scheint den von Arnob (Arnob. adv. gent. B. VI. pag. 209.) sogenannten Jupiter
Riziniatus anzudeuten, d. h. der sich einen Theil des Gewandes über den Kopf gezogen hat; dieser Theil hieß Ricinium, von rejicere
(Varro de ling. lat. B. IV. p. 30.), dem Herabziehen vom Kopfe. Diesen Jupiter, und einen Pluto auf einem Gemälde des Grabmals
der Nasonen (Tab. 8.), der auf dieselbe Art verseh leyert ist, kann man die einzigen unter den grossem Gottheiten nennen, die man auf
alten Kunstwerken so findet; denn es ist bekannt, daß der verseh leyerte Kopfbei den Gottheiten unsers Geschlechts, als Kennzeichen des
Saturns angenommen wird (Descr. d. p. gr. d. C. d. St. p. 33.). Doch ein alter untengenannter Schriftsteller (Mart. Kapell. de nupt.
Philol. B. 1. p. 17. I. 23.), der nach Arnobius lebte, lässt Jupitern auf die beschriebene Art sich das Haupt bedecken.
Unter den Gottheiten unsers Geschlechts ist, noch mehr als Jupiter der Jäger, Apollo Άγρεύς, der Jäger, bekannt (Plutarch Έρωτικ.
p. 1348. I. 25.); und so mit Hirschen und Hunden auf einer Münze abgebildet (Tristan Com. hist. t. II. p. 143.).
V. Denkmäler des lächerlichen Religionsdienstes der Heiden, sind zwey unter Nr. 12. und 13. beygebrachte Köpfe: der erste auf einer
alten Paste, der andere auf einem geschnittenen Stein; beide im Stoschischen Kabinet (Descr. du Cab. de Stosch.p.45.), und beide
Abbildungen des Jupiters, den die Griechen Άπομύιος, und die Römer Muscarius nannten, d. h. des Jupiters, dem man das Geschäft
beylegte, die Fliegen zu vertreiben. Dieser Religionsdienst ward bey der Gelegenheit eingeführt, als Herkules dem olympischen Jupiter
in Elis ein Opfer brachte, wo er, von den Fliegen gequält, diesen Gott bat sie zu verjagen; von da blieb unter den Eleern die Verehrung
Jupiters des Fliegenscheuchers. Eine Abbildung, der auf der genannten Paste ähnlich, findet sich aufeinem geschnittenen Stein; Bellori
(Num. apibus insignes. tab. 7. n. 2. p. 422.) erklärte sie durch die Sonne, deren Hitze den Honig verfeinerte, und hielt die Füsse der
Fliege für Sonnenstralen.
* VI. Einzig ist eine kleine Bildsäule Jupiters in der Villa des Kardinals Alex. Albani, unter deren Sockel ein Wiesel (Mustela, Γαλή)
gehend abgebildet ist. Dieses Thier, als Sinbild bey Jupitern, findet sich bey keinem Schriftsteller erwähnt; und ich wüsste nicht, was
ich davon sagen solte, wenn es anders nicht Bezug auf die Galantis hat, die als Sklavin derAlkmena, ihrer Frau bey Gebährung des
Herkules Jupiters Sohn behülflich war, und daher von der gegen Alkmena eifersüchtigen Juno in die Gestalt des genanten Thieres
verwandelt ward (Ovid Metamorphos. B. IX. V. 306, 320.).
153,14-15 mit Anm. 1 lo scettro ornato ... conun aquila ... scettri degli antichi: Ein Vogel (δρνις) bildete laut einem
Scholion zu Aristophanes (Sch. Aristoph. Av. 510a) für gewöhnlich die Bekrönung des Stabs (σκήπτρον).
153.14- 15 in un ara quadrata della villa... Albani al Num. 6: MITextS. 146 Abb. 6; Basis mit Darstellung der olympischen
Götter, Rom, Villa Albani Inv. 685 {GKDenkmäler Ur. 887); s. Komm, zu 147,14.
153.15- 17 mit Anm. 2 particolarmente degliAssirj... o qualche altra immagine: Davon berichtet Herodot (Hdt. 1,195,2),
dem zufolge das Tragen eines unverzierten Spazierstocks bei den Babyloniern allerdings nicht gesetzlich verboten, wie W.
schreibt, sondern lediglich ungewöhnlich war.
153,18-19 mit Anm. 3 narra Fulgenzio su l’ autoritä d’Anacreonte: So Fulgentius (Fulg. mythologiae 1,20; 1,25 in der
von W. benutzten Ausgabe des Thomas Muncker [1642-1680]: Mythographorum Latinorum Tomus alter, complectens
Fulgentii Mythologias, [...] Albrici Philosophi Commentariolum de imaginibus deorum, Thomas Munckerus [...] emendavit
et commentariis perpetuis [...] instruxit, Amstelodami 1681) unter Berufung auf Anakreon. Unter diesem ist wohl nicht der
bekannte Lyriker des 6. Jhs.v.Chr, sondern Anakreon d.Jüngere gemeint, der Verfasser eines astronomischen Gedichts, aus dem
Hyginus (Hyg. astr. 2,6,2) einen Vers zitiert; s. Anakr. fr. 505(d) Page. Der röm. Grammatiker Fabius Planciades Fulgentius
lebte im 5-/6. Jh.n.Chr. in Afrika. Er legte die antike Mythologie und Vergils „Aeneis“ im christlichen Sinne allegorisch aus.
Lit. zu Fulgentius: Lexikon der antiken christlichen Literatur, hrsg. von Siegmar Döpp, Wilhelm Geerlings, 3. Aull. Freiburg 1998 S. 273—274 s.v. Fulgen-
tius, Mythograph (Horst Schneider). - Zu Anakreon d. J.: NP I (1996) Sp. 649 s.v. Anakreon [2] (Massimo Di Marco).
 
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