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Windelband, Wilhelm
Präludien: Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte (Band 1) — Tübingen, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.19222#0288
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Fichtes Geschichtsphilosophie.

Anlage in die besonnene Klarheit emporgearbeitet wird.
So allein ist cs möglich, daß der Einzelne aufhört, bloß
ein naturnotwendiger Durchgangspunkt in dem variieren-
den Ablauf des Gattiuigslebens zu sein. Jn der geschicht-
lichen Entwicklung soll die Persönlichkeit — der Einzelnen
wie der Völker — mehr werden, als ein naturbestimmtes
Exemplar des Begriffs der Gattung, es soll die Jdee
der Gattung in eigener bewußter Lebensführung bei sich
verwirklichen und ans sich herans sichtbar gestalten.
Darin besteht das Wesen des geschichtlichen Menschen.
Jndividuen wie Völker sind nur biologische Erscheinungen,
wenn nach ihnen das Leben der Gattung so weiter geht,
als hätten sie nie existiert. Persönlichkeiten und Völker
werden geschichtlich, wenn sie ihre Art, Menschen zu sein
und die Vernnnft in sich zn verwirklichen, mit bewußter
Selbstgestaltung zn einem bleibenden Bestandteil aller
zukünftigen Entwicklnng ausprngen. Jn diesem Sinne war
Fichte selbst ein historischer Mensch: im Leben wie im
Denken seines Volkes wirkt er weiter als eine der Gcstalten,
aus deren gereifter Eigenart sich Kräfte höheren Lebens
in den alltäglichen Abfluß des Geschehens ergießen.
 
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