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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 5.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.9076#0074
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455

Aus öer KesettscHelst.


.^5^

v. B.: Abscheulich, — wenn ich mit meinem Liebchen einen Augenblick ungestört plaudern
will, kommt jedesmal dieser lastige Mensch dazwischen,
v. A.: Weise ihn doch fort,
v. B.: Unmöglich. Es ist ja ihr Gatte.

Der Spion.

Bei Kiel im Bellevue-Garten
Saß jüngst ein feiner Herr,

Der hatt' so was Apartes,
„Was" mocht' er sein und „wer"?

Da ruft er: „He, Sie, Kellner!
Kommen und sagen Sie,

Kann man das .Friedrichsort' hier
Auch sehn von Bellevue?"

„Und dann, ist auch das Wasser
Hier in der Bucht recht tief,

Daß noch kein einzig Kriegsschiff
Sich auf den Grund fest lies?

„Und sagen Sie, der Moltke'
Wie viel hat der Kanon'?" —
„Aha", denkt da der Kellner
„Wart', das ist ein Spion!"

Und schnell rennt er zum Wirthe,
Der rennt zur Polizei —

Und eine starke Mannschaft
Im Sturmschritt eilt herbei,

Das Vaterland zu retten!

Ha, seht sie schleppen schon
In sicheren Gewahrsam
Den fränkischen Spion!

Doch als den frug der Richter,
Da denkt euch den Skandal:
„Ich bin Beamter", spricht er,
„Beim Nord-Ostfee-Kanal!"

Nun sag mir aber Einer
Wer mar von diesen Drei
Der Klügste: „Er", „der Kellner"
Oder gar — „die Polizei?"

Abkühlung.

„Wie, bei dieser Hitze gehen Sie in's Theater?"

„Ja! Denn heut' wird a Stück g'spielt, das so viel gräßliche Szenen
enthält, daß es Einem ein über das andere mal eiskalt den Buckel
hinabläuft!"

Falsch vermuthet.

„Warum heulst so, Sepp?"

„Mei' Alle un' mei Kuh is auf ein un' denfelb'n Tag krank worn
und vorhin is mei' . . ."

„Jessas, Dei' Alte am End' g'storb'n?"

„Unsinn! Thät i' nachher so heule?"

Richtigstellung.

Lehrer: Wer hat Amerika entdeckt?

Schüler: Gutenberg!

Lehrer: Falsch!

Schüler: Jaso, der hat ja 's Pulver erfunden!

Darum.

Sie: Du Ungeheuer! Kommst Du schon wieder betrunken nach
Hause! Du weißt doch, wie sehr mich das immer entrüstet!

Er: Eben deshalb: Ich muß mir immer erst Muth antrinken,
ehe ich mich zu Dir nach Hause wage.




Abeudlietrachtttugeu ciues Züuftigcu.

Nur im Schooß der Innung
Kann Normalgesinnung,

Die des Bürgers erste Zier, gedeihn!
Das sieht heutzutage
(Es ist keine Frage)

An des Staates Spitze selbst man ein.
An Berlin erleben
Wir das Große eben,

Woran früher doch kein Mensch gedacht,
Daß der Schneider Gilde,

Mannesmulh im Schilde,

Hat man Zwei verbunden
Wider sich gefunden,

Ist es nöthig, daß man fein sie trennt;
Bei des Reichs Regierung
War in der Hantierung
Bismarck stets in seinem Element.

Wenn wir's recht erwägen,

Ist in Keulenschlägen.

Wie in Nadelstichen er geschickt;

Selbst den Machtgenosfen

Bismark kühn zum — Ehrenmeister macht, ^"5 den höchsten sprossen

Hat am Zeug er manchmal was geflickt.

Fremder: Ist dies der richtige Weg
Student: Wie, Sie wollen nach der
Fremder: Gewiß!

Student: Sonderbarer Schwärmer!


nach der Universität?
Universität gehen?

Freilich hat er leider

Nie gelernt als Schneider,

Nie gemacht ein zünsl'ges Meisterstück;

Doch ist's keine Sünde,

Da man andre Gründe

Massenhaft entdecken kann zum Glück.

Schneider zeichnen immer

Mehr durch Geistesschimmer

Und Verstand sich aus, als Muskelkraft.

Sie beweisen findig,

Daß durchaus nicht windig

Bismarcks Anrecht auf die Meisterschaft,

Etwas einzufädeln.

Was den groben Schädeln

Und den plumpen Fingern nie gelingt, —

Sicher und bedächtig

Führt er's aus und prächtig,

So daß er uns zur Bewund'ruug zwingt.

Sehr genau zu messen,

Hat er nie vergessen.

Wenn er jemals sich entschloß zum Kauf:
Fast schon permanente,

Alte Argumente

Bügelt jährlich er gar stattlich auf.

Um sein sich'res Schneiden
Ist er zu beneiden;

Geht's auch scheinbar schief — die Sache

Keiner, der da „helle", ^stimmt;

Tritt an dessen Stelle,

Den er Plötzlich in die S che ere n imm t.

Aus dem alten Fracke

Wird noch eine Jacke

Für den Sohn, fängt man es richtig an;

Alle, die's verstehen,

Müssen eingestehen.

Daß er wenden wie ein Schneider kann.
 
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