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https://doi.org/10.11588/diglit.9076#0084
Nr. 59.
Preis pro Nummer 10 Pfennig.
1888.
Erscheint monatlich zweimal.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen nnd Kolporteure.
r
Blitzdrahtmelduugen
Berlin Soeben bat sich ein Konnte gebildet, um dem berühm-
ten Pastor Knaak für feine Verdienste um die Astronomie ein Denk-
mal zu setzen.
Aus Pommern. Auf die Nachricht, daß das Brod im Preise
steige, hat eine Versammlung von Rittergutsbesitzern unserer Provinz
die Erwartung ausgesprochen, das deutsche Volk werde d es Opfer fllr
die nationale Wohlfahrt Deutschlands mit der Ausdauer tragen, die
man von ilir zu erwarten gewohnt sei.
New-Aork. Die Überschüsse in der Staatskasse, die der Regie-
rung so viel Sorge machten, sind gestern von einer verwegenen Ein-
brecherbande am hellen Tage gestohlen worden. Die Regierung athmet
erleichtert auf.
Metz. Ein fremder Mann, offenbar Franzose, der mit einem
verdächtigen, einer Schußwaffe ähnlichen Instrument unterm Arm die
Festungswerke betrat, wurde verhaftet. Nach sorgfältiger Untersuch-
ung ergab sich indessen, daß das Instrument eine alte Klystirspritze war.
China. Der,,Sobn der Sonne", der sein Reich nun selbständig
regiert, hat seiner Schwiegermutter feierlich den großen Drachen-
orden tiberreicht.
Kerbstgedclnken.
Des
^urch zitternde Glätter die Herbstluft streicht,
Sie werden gelb und gellier,
Lei ihrem leisen Rauschen däucht
Der Mensch sich herbstlich selber.
Sommers Tust hat längst man satt —
Sie ist auch so karg gewesen,
Als Hütt' man Herrn Oechelhausen Glatt
Don Anfang zu Ende gelesen.
Längst schwangen die Schwalben sich über's Meer
Fernab nach dem sonnigen Süden,
Dort findet sich das gestügelte Heer
Gin besseres Schicksal beschieden;
Denn wandelt im Süden auch schwarz der Mohr,
Wir blicken dorthin mit Neide,
An Schwärze thun's ihm bedeutend zuvor
Lei uns die frommen Leute.
Es sollte reifen des Sommers Gluth
Des Frühlings reichliche Saaten,
Doch scheinen in diesem Jahr nicht gut
Des Herbstes Früchte gerathen.
Garg ist das Gorn und sauer der Wein —
Ich kann es nicht anders fassen:
Gs muß das Alles mißrathen sein
Ob des Herrn Stöcker Grimassen.
Ach, die Poeten sind übet daran,
Für sie giebt es Nichts zu besingen —
Man steht es meinen Versen schon an —
Gein Lied mag ihnen gelingen.
Ach, diesem Herbste gar sehr gebricht,
Wovon sie oft lügen und träumen;
Die Freiheit blüht auf den Wiesen nicht
And das Recht wächst nicht anf dm Gaumen.
Die Steuern doch, sie wachsen allein,
Wir brauchen ste nicht zu pflegen,
Sie wachsen ganz ohne Sonnenschein,
Gedeihen auch ohne Regen.
Was wuchs nicht im deutschen Reiche schon
Gei seiner geschickten Leitung?
Cs wächst auch setzt des Ganzlers Sohn
Gewaltig in seiner Bedeutung.
Lausch' nur, o Mensch, in deiner Misere
Der herbstlichen Glätter Geflüster;
Sie künden die wundersame Mär:
Gennigsen wird bald Minister!
Ob's wahr ist oder ob's nur ein Scherz,
Ich kann es nicht erproben;
Doch manches suuge Streberherz
Fühlt mächtig davon sich gehoben.
Verzage nicht, o Menschenkind,
Der Frühling wird wieder erstehen;
Mit seinen Düften süß und lind
Wird er dich wieder umwehen.
Poet, mach' deine Reverenz,
Dann hast du wieder zu fingen;
Vielleicht wird fa der holde Lenz
Den pnttkamer wieder bringen!
Iucc>6
Preis pro Nummer 10 Pfennig.
1888.
Erscheint monatlich zweimal.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen nnd Kolporteure.
r
Blitzdrahtmelduugen
Berlin Soeben bat sich ein Konnte gebildet, um dem berühm-
ten Pastor Knaak für feine Verdienste um die Astronomie ein Denk-
mal zu setzen.
Aus Pommern. Auf die Nachricht, daß das Brod im Preise
steige, hat eine Versammlung von Rittergutsbesitzern unserer Provinz
die Erwartung ausgesprochen, das deutsche Volk werde d es Opfer fllr
die nationale Wohlfahrt Deutschlands mit der Ausdauer tragen, die
man von ilir zu erwarten gewohnt sei.
New-Aork. Die Überschüsse in der Staatskasse, die der Regie-
rung so viel Sorge machten, sind gestern von einer verwegenen Ein-
brecherbande am hellen Tage gestohlen worden. Die Regierung athmet
erleichtert auf.
Metz. Ein fremder Mann, offenbar Franzose, der mit einem
verdächtigen, einer Schußwaffe ähnlichen Instrument unterm Arm die
Festungswerke betrat, wurde verhaftet. Nach sorgfältiger Untersuch-
ung ergab sich indessen, daß das Instrument eine alte Klystirspritze war.
China. Der,,Sobn der Sonne", der sein Reich nun selbständig
regiert, hat seiner Schwiegermutter feierlich den großen Drachen-
orden tiberreicht.
Kerbstgedclnken.
Des
^urch zitternde Glätter die Herbstluft streicht,
Sie werden gelb und gellier,
Lei ihrem leisen Rauschen däucht
Der Mensch sich herbstlich selber.
Sommers Tust hat längst man satt —
Sie ist auch so karg gewesen,
Als Hütt' man Herrn Oechelhausen Glatt
Don Anfang zu Ende gelesen.
Längst schwangen die Schwalben sich über's Meer
Fernab nach dem sonnigen Süden,
Dort findet sich das gestügelte Heer
Gin besseres Schicksal beschieden;
Denn wandelt im Süden auch schwarz der Mohr,
Wir blicken dorthin mit Neide,
An Schwärze thun's ihm bedeutend zuvor
Lei uns die frommen Leute.
Es sollte reifen des Sommers Gluth
Des Frühlings reichliche Saaten,
Doch scheinen in diesem Jahr nicht gut
Des Herbstes Früchte gerathen.
Garg ist das Gorn und sauer der Wein —
Ich kann es nicht anders fassen:
Gs muß das Alles mißrathen sein
Ob des Herrn Stöcker Grimassen.
Ach, die Poeten sind übet daran,
Für sie giebt es Nichts zu besingen —
Man steht es meinen Versen schon an —
Gein Lied mag ihnen gelingen.
Ach, diesem Herbste gar sehr gebricht,
Wovon sie oft lügen und träumen;
Die Freiheit blüht auf den Wiesen nicht
And das Recht wächst nicht anf dm Gaumen.
Die Steuern doch, sie wachsen allein,
Wir brauchen ste nicht zu pflegen,
Sie wachsen ganz ohne Sonnenschein,
Gedeihen auch ohne Regen.
Was wuchs nicht im deutschen Reiche schon
Gei seiner geschickten Leitung?
Cs wächst auch setzt des Ganzlers Sohn
Gewaltig in seiner Bedeutung.
Lausch' nur, o Mensch, in deiner Misere
Der herbstlichen Glätter Geflüster;
Sie künden die wundersame Mär:
Gennigsen wird bald Minister!
Ob's wahr ist oder ob's nur ein Scherz,
Ich kann es nicht erproben;
Doch manches suuge Streberherz
Fühlt mächtig davon sich gehoben.
Verzage nicht, o Menschenkind,
Der Frühling wird wieder erstehen;
Mit seinen Düften süß und lind
Wird er dich wieder umwehen.
Poet, mach' deine Reverenz,
Dann hast du wieder zu fingen;
Vielleicht wird fa der holde Lenz
Den pnttkamer wieder bringen!
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