Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 14.1897

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6610#0079

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2420


PlLmn' un Rnakrn!
(Hamburger Dialekt.)
Bascdau: Go'n Dag, Fro Rank, hebbt Se
Plünn' un Knaken?'
Frau Rank: Ne hüüt nich, un min' Lew'
nich wcdder! Se brukt hier nich wedder vorto-
komnr'n.
Basedau: Na nu, Fro Rank, wat hewm ick
Se denn dahn?
Frau Rank: Dahn? wat hier! Wiehannelt"
nich wedder tosam'." Da is mien Mann, fragen
Se denn'.
Rank: Wat! is he^ hier? Nut ut mien'
Hus! rut!"
Bas.: O, langsam, Rank! Ick bün alleen
rinkonim'n, ick gah ok alleen wedder rut. Seng'
Se mi doch mal eben, wat Se gegen mi hebbt!
Rank: Dat will'k Se seng'n. Se sünd 'n
Sozialdeniokrat, un mit sunn' Minschen will ick
nicks to dohn hemm'.
Bas.: Rank, ick komm hier nu so lange Jahren
in Ehr'n" Hus'. Hebbt Se jemals wat Unrechts
an mi sunn'? ?
Rank: Das'ganz eenerlei. Ji ruttscht de Lüüd
opp", un mi bucht, de könnt dat hier bi uns
woll utholn."
Bas.: Je, mitiinncr is't woll flecht 'noog."
Rank: So, wat sollt denn de Lüüd anner-
wegen seng'n?" So as'" in Ober-Slesien?
Bas.: Wat! is't dar" noch slechter as hier?
Rank: Bas'do, kommen S' mal eben rin! —
(In der Stube.) Je, dat glwwt noch veel Steden"
in Düütschland, dar is't so flecht, dar könnt de
Minschen vnn dat, wat se verdccnt, nich leben
un nich starben.
Bas.: Mein Gott, Rank! Wat ward dar
denn gegen dahn?
Rank: Dar kann keen Minsch wat bi malen,
dat sünd to veel, de in sunn' Elend sitt'."
Bas.: Je, dar gew' ick mi aber nich mit to-
freden." Dar mutt wat dahn warn.
* Lumpen und Knochen 2 handeln zusammen er s vauß
sIhr ? gefunden Ihr hetzt die Leute auf Haushalten
genug " was sollen denn die Leute anderswo sagen? *2,^
ist es dort "Städte die in solchem Elend leben
frieden.

Rank: Dat Helpt nu über nicks." Dar kann
keen Minsch wat an ännern.
Bas.: Nu seng'n S'mi mal eben, Rank, wat
sünd Sc eigentlich?
Rank: Ick, wat fall dat?! Ick bün 'n Buur.
Bas.: Ne, det meen ick nich. Ick will wetcn"
wat Se so recht vnn Hatten" sünd, 'n Christ
oder wat anners? Bist Du ein Christ? — Ein
Jud', ein Muselmann? — Sag' mir, wer Du bist.
Rank: Ick bün 'n Christ.
Bas.: Womit bewiest Se dat?
Rank: Nu, ick gah so veel, as ick kann, to"°
Kirch.
Bas.: Wieder!"'
Rank: Wieder? Ick gah alle Jahr to'n Abend-
mahl.
Bas.: Wieder!
Rank: Wieder? Wat denn noch wieder? Ick
doh keen' Minschen Unrecht.
Bas.: Ne, das' noch nich 'noog, dat nenn ick
noch all' keen Christ. Ick niecn, Christus hett
seggt: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich
selbst. Rank, wo't in Ober-Slesien uutsntt,""
dat wect wi all lang,"" un an veele (innere Steden.
Acber dar könnt wi nich so öber ivegkomm'n: dat
Helpt doch all' nicks. Wi schickt dar ook wat hin.
Hier, Rank, geben S' mi de Hand, warn S' ook
'n Sozialdeniokrat un schicken S' ook wat mit hin!
Rank: Ne, ne, Bas'do! — Mutter, giww
Bas'do mal de Plünn' un Knaken!
Das hilft nun aber nichts wissen von Herzen
20 zur 21 weiter 22 aussieht 23 das wissen wir alle längst.
Moralisten im Parlament.
Wie schön, wenn vom Glanze der Tugend umstrahlt
In grellen Farben ihr tiefsten der Kenner
Des Arbeiters zuchtlose Liebe uns malt!
Habt ihr in der Jugend als Lebemänner
Doch frei nicht geliebt — sondern glänzend bezahlt.
Schiller-Zitat.
„Es soll der Sänger mit dem König gehen;
Sie wandeln beide ans der Menschheit Höhen."
Ein schönes Bild! Man hat es oft gesehen,
! Mit einem kleinen Unterschied jedoch:
! Der Fürst nur „wandelte", der Sänger kroch.

Der Tod riner Welt.
Von Eugene Pottiee.
Im Azurmcere, das die Stern' umspült,
Irrt uferlos das blöde Äug' umher,
Doch unsres Geistes klaren! Blick enthüllt
Unendlichkeit manch' Räthsel tief und schwer.
Auch in den Sternen eine Seele wohnt,
Des Himmels Bolk empfindet Freud' und Leid,
Und Lieb' und Eintracht über allen thront:
Weint, Sonnen, eine Welt will sterben heut!
In stolzer Ruhe rollte sie dahin,
Nie sollt' erfahren sie des Hangers Qual.
In Freiheit, Glück, in einträchtigem Sinn
Bot sie dem Menschen Gaben sonder Zahl.
Allein sie fiel, ward Sklavin nun der Noth,
Im Zwange schmachtend siecht sie todtgeweiht,
Jhr Gisthauch gleichen Fluch den Schwestern droht.
Weint, Sonnen, eine Welt will sterben heut!
Ein Blutstrom tobt durchs Land des Krieges Plage,
Schmachvoller Bann dort dem Gedanken wehrt,
Von Menschenblnt lebt der Anthropophage,
Der Mann des Goldes sich von Blute nährt.
Der Henker ist's, dcß Hand in rohem Spott
Trägt dies Gestirn, das er als Opfer beut
Dem Gott der Rache, des Verderbens Gott.
Weint, Sonnen, eine Welt will sterben heut!
Verzweifelt Schluchzen gleich so wird enthauchen
Den letzten Seufzer die verdammte Welt,
Ins Grab des Nichts der Niesenleib wird tauchen,
Die Ewigkeit im Schoße ihn umfangen hält.
Das Wellenheer in unermess'ner Ferne
Wird schau'n die Schwester dann im Todtenkleid
Am Himnielsweg, dem Leichenfeld der Sterne.
Weint, Sonnen, eine Welt will sterben heut!
Deutsch von 6.
Fortschritt.
Ein Hündlein lief vorm Wagen her,
Biachte dem Pferd die Arbeit schwer.
Das wackre Thier nicht stehen blieb
Und vor sich her den Köter trieb.
„Die Hnndescclen", so dacht' ich heiter,
„Sie bellen; aber sie müssen weiter."
 
Annotationen