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Die Kunst Mbrecht vürers.

Proportionswerk ein besonderes Lehrbuch der darsteltenden Geometrie ooran-
gehen (1525), ein originelles Werk, in dem der Mathematiker Dürer sich
ein Genüge tat. Und diese mathematische Phantasie sührte ihn auch auf das Ge-
biet der Befestigungskunst und ein Traktat über diesen Gegenstand schien ihm
oon so großer Zeitbedeutung, daß die Proportionen nochmaks zurückgeschoben
murden, und so oerzögerte sich die Druckkegung dieses Hauptmerks bis in das
Todessahr Dürers (1528). Er hat das Buch nicht mehr sertig gesehen.

Seine hohe Schätzung der theoretischen Arbeiten murde oon den Zeit-
genossen geteikt. Schon die ersten Würdigungen Dürers heben überein-
stimmend hervor, daß er Theorie und Praxis oerbunden und damit der
deutschen Kunst einen neuen Rang gegeben habe. Es sind Gelehrte, die
das sagten, Pirckheimer und Camerarius. Für uns beruht der Wert Dürers
nicht in seinen Büchern und es mag sogar die Frage gestellt werden, ob
der Theoretiker in ihm dem Künstler mehr genützt oder mehr geschadet
habe, allein zunächst ist die Tatsache wichtig, daß Dürer eine Bikdung ver-
trat, die ihn mit den Kuktiviertesten seiner Zeit auf eine Linie brachte —
erst durch Dürer ist der bikdende Künstker mieder eine anerkannte Macht
in der deutschen Kulturwekt gemorden —, und dann ist zu sagen, daß jene
Spekukationen über menschkiche Proportion nicht eine persönliche Liebhaberei
gemesen sind, sondern eine große Zeitangekegenheit betrafen. Sie ruhen
auf dem Grundbegriss der natürkichen Vollkommenheit des Geschöpfes, und
mer dieses Wort ausspricht, nennt das zentrake Wort der Renaissance. —

Er starb am 6. April 1528, kaum 57jährig. Ein Leiden, das in seinen
Anfängen vielleicht aus die Unregekmäßigkeiten der niederländischen Reise
zurückgeht, untergrub seit Jahren seine Krast und entstellte sein Aussehen.
Jetzt brach er pkötzlich zusammen.

Wir besitzen kein zuverkässiges Vildnis aus dieser letzten Zeit. Kein Alters-
porträt antmortet den mannigfachen Sekbstporträts der Jugend. Die Ge-
stakt, in der er bei uns kebt, ist der Jdeakkops der Münchener Pinakothek:
nicht ein Bikdnis im wörtlichen Sinn, aber ein Sekbstbekenntnis, in dem
die mesentkichen Züge seiner Natur alle enthalten sind.

Ein hoher Kops mit denkermäßig entmickekter Stirn, die Lippen von sinn-
licher Fülle, aber bedeutend und geistreich in der Bewegung, die Augen mehr
schauend aks beschaulich.

Glühend und streng — so sagte Peter Cornelius von Dürers Art.

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