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Die Xunst Klbrecht Dürers

hörte auf für ihn uerbindlich zu fein, sobald es sich um ein Bild und nicht
um eine Studie handelte. Am weitesten weicht er aus im Holzfchnitt, dessen
oerhältnismäßige Armut eine vollere dekorative Behandlung der Linie not-
wendig zu machen fchien. Da wendet er die Form am meisten ins Kraufe
und flicht am unbedenklichsten seine Triller und Paffagen in das Thema ein.
Jm Kupferftich ist er zurückhaltender, aber doch sagt er fich auch da, daß man
die Linie steigern müsfe, wenn man einigermaßen mit dem Eindruck der Natur
Schritt halten wolle. Und die Handzeichnungen enthalten die weiteren Be-
lege, wie er nach Material und Maß der Durchführung die Linie fedesmal
verschieden behandelt. Jene objektiv wirkenden Naturstudien sind die ganz aus-
führlichen Aquarell- und Decksarbenzeichnungen. Ilnd nun sollte man meinen,
daß wenigstens für das Gemälde eine Verpflichtung zum Naturalismus an-
erkannt worden sei, allein man täuscht sich. Dürer hat es auch da se nach
der Aufgabe verschieden gehalten. Manchmal gibt er mehr, manchmal weniger,
vielleicht hat er nirgends den sarbigen Gehalt seiner besten Zeichnungen er-
reicht, sedensalls schnellt er unerwartet immer wieder einmal auf einen ganz
unmalerischen Ausdruck zurück, nls ob er überhaupt nie etwas von dem Ver-
halten der Farbe in der Natur gewußt hätte.

Dies also will überlegt sein, wenn man von Dürers Stil spricht und erst aus
dieser Grundlage ließe sich dann die weitere Frage erörtern, ob und inwieweit
bei ihm auch Gesichtsausdruck und Gebärde eine Stilisierung erfahren haben.
 
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