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Berck-Heyde, Rathaus zu Amsterdam

Felder. Und dann haben wir ja in den zeitgenössischen Bildern den Beweis,
wie sehr die Formen auf Gesamtwirkung hin gesehen werden können und
gesehen worden sind. Nicht das einzelne Fensterloch bedeutet etwas, son-
dern nur die Bewegung, die aus der Gesamtheit der Fenster resultiert. Man
kann freilich die Sachen auch anders sehen, und als um 1800 der isolierende
Stil wieder erschien, hat natürlich auch das Rathaus von Amsterdam in
den Bildern eine neue Physiognomie angenommen.

In der neuen Architektur aber erlebte man damals, daß plötzlich die Ele-
mente wieder auseinandertraten. Das Fenster ist wieder ein Formganzes
für sich, die Wandfelder bekommen wieder eine eigene Existenz, das Möbel
verselbständigt sich im Raum, der Schrank zerlegt sich in freie Teile und
der Tisch bekommt wieder Beine, die nicht als etwas Unlösbares in das
Gesamtgebilde eingeschmolzen sind, sondern die sich als senkrechte Pfosten
von der Tischplatte und ihrem Gehäuse sondern und gegebenenfalls ab-
schrauben lassen.

Gerade im Vergleich mit klassizistischer Architektur des 19. Jahrhun-
derts wird man ein Gebäude wie das Amsterdamer Rathaus richtig zu
beurteilen imstande sein. Man denke an Klenzes Neuen Königsbau in
München : die Geschosse, die Pilasterintervalle, die Fenster — lauter Teile,
die, schön in sich, auch im Gesamtbild noch als selbständige Glieder sich
behaupten.

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