Die niederländifche Malerei des 15. Jahrhunderts. 2/
Goldfchmieds angehören, der Schmuckfachen, der Prachtgcfäfse, des Hohl-
fpiegels, zeigt fich wieder eine grofse Meifterfchaft.
Von zwei aus der Kathedrale zu Burgos flammenden Altarflügeln im Ber-Berlin,
liner Mufeum enthält der eine die Verkündigung und Chrifli Geburt, der zweite,
1452 datirt, das Jüngfte Gericht. Gerade bei diefer grofsen Compofltion ift,
trotz guter Einzelzüge, die Ungelenkheit auffallend, und der kräftige Ton wird
oft zu fchwer. Zwei Altarflügel in St. Petersburg (Ermitage), Kreuzigung St^P^erS-
und Jüngftes Gericht, kommen diefen Bildern nahe. Eine echte Arbeit ift auch
die fitzende Madonna mit dem Kinde in der Pinakothek zu Turin, mit fchöner Turin.
Ausficht auf eine Stadt durch das Fenfter.
Ueber Gerard van der Meire, von dem C. van Mander angibt, dafs er zu Gerard van
Gent kurz nach Jan van Eyck gelebt, und von dem er eine Lucretia erwähnt,
wiffen wir nichts; nur willkürlich find in neuerer Zeit manche Bilder auf diefen
Namen getauft worden 4). Nach den Regiftern der Lucas-Gilde in Gent ift
ein Meifter diefes Namens dort 1452 in die Zunft aufgenommen worden und
war 1474 Unterdechant der Gilde1 2 3 4).
Hochangefehen war Hugo van der Goes, aus einer bekannten Genter Hugo van
Familie. Wir wiffen weder die Zeit feiner Geburt noch das Jahr, in dem er
Meifter wurde. Urkundlich ift er feit 1465 als Mitglied der Malergildc in
Gent nachzuweifen; 1468 war er bei den Feftdecorationcn mitbefchäftigt,
welche die Stadt zur feierlichen Einholung Karls des Kühnen und der ihm
neu vermählten Margarethe von York herftellen liefs; 1468 bis 1469 war
er Unterdechant feiner Gilde, 1473 bis 1475 bekleidete er in derfelbcn das
höchfte Ehrenamt eines Dechanten. Nicht lange darauf zog er fleh in das
Rooden Clo öfter bei Soignies zurück, aber fein Name blieb unvergeffen,
und um 1479 oder 1480 wurde er »als einer der notabelften Maler im ganzen
Eande« aus feinem Klofter nach Löwen geholt, um im Auftrage der Stadt
ein Bild abzufchätzen, das der verftorbene Dirk Bouts unvollendet gelaßen.
Später wurde Hugo geifteskrank und ftarb im Klofter 1482y).
Von den Bildern, die van Mander ihm zufchreibt, ift nichts mehr übrig,
wohl aber ift das grofse Werk erhalten, das Vafari als feine Arbeit nennt:
das Triptychon aus der Hofpitalkirche S. Maria Nuova in Florenz, jetzt Florenz,
in der Bilderfammlung des Hofpitals. Es war von Tommafo Portinari N^vä.“*
Agenten des Kaufes Medici in Brügge, für das von feinen Vorfahren geftiftetc
Spital befiehl worden und ift das einzige nachweisbare Werk des Meiftcrs4).
Auf der Mitteltafel (Fig. 146) ift Chrifli Geburt dargeftellt; Maria verehrt
das von einer Glorie umflrahlte neugeborene Kind, rings knieen Jofeph, Engel
in weifsen Kleidern oder in prächtigen Mefsgewändern und verehrende Hirten.
Aus einem alterthümlichen, verfallenen Bau blickt man auf eine Kirche, eine
1) So das Triptychon mit der Kreuzigung und den altteftamentarifchen Typen: Errichtung der
ehernen Schlange und Mofes das Waffer aus dein Fellen fchlagend, in St. Bavo zu Gent.
2) Edmond dz Bttsfcher: Recherches sur les peintres Gantois, Gent 1859, S. 205.
3) E. de Busjcher a. a. O. S. 65. 105. 113. 117. — Wauters: Hugues v. d. Goes, sa vie et
ses oeuvres, Bruxelles 1872. — L. de Laborde a. a. O. I. p. CXVI f. — Auszüge aus der von Cafpar
Ofhuys (f 1523) verfafsten Chronik des Rooden Cloofter in den Bulletins de l’Academie de Belgique,
II. Serie, T. XV, Bruxelles 1863, S. 737.
4) Förßer, Denkmale,. XI.
Goldfchmieds angehören, der Schmuckfachen, der Prachtgcfäfse, des Hohl-
fpiegels, zeigt fich wieder eine grofse Meifterfchaft.
Von zwei aus der Kathedrale zu Burgos flammenden Altarflügeln im Ber-Berlin,
liner Mufeum enthält der eine die Verkündigung und Chrifli Geburt, der zweite,
1452 datirt, das Jüngfte Gericht. Gerade bei diefer grofsen Compofltion ift,
trotz guter Einzelzüge, die Ungelenkheit auffallend, und der kräftige Ton wird
oft zu fchwer. Zwei Altarflügel in St. Petersburg (Ermitage), Kreuzigung St^P^erS-
und Jüngftes Gericht, kommen diefen Bildern nahe. Eine echte Arbeit ift auch
die fitzende Madonna mit dem Kinde in der Pinakothek zu Turin, mit fchöner Turin.
Ausficht auf eine Stadt durch das Fenfter.
Ueber Gerard van der Meire, von dem C. van Mander angibt, dafs er zu Gerard van
Gent kurz nach Jan van Eyck gelebt, und von dem er eine Lucretia erwähnt,
wiffen wir nichts; nur willkürlich find in neuerer Zeit manche Bilder auf diefen
Namen getauft worden 4). Nach den Regiftern der Lucas-Gilde in Gent ift
ein Meifter diefes Namens dort 1452 in die Zunft aufgenommen worden und
war 1474 Unterdechant der Gilde1 2 3 4).
Hochangefehen war Hugo van der Goes, aus einer bekannten Genter Hugo van
Familie. Wir wiffen weder die Zeit feiner Geburt noch das Jahr, in dem er
Meifter wurde. Urkundlich ift er feit 1465 als Mitglied der Malergildc in
Gent nachzuweifen; 1468 war er bei den Feftdecorationcn mitbefchäftigt,
welche die Stadt zur feierlichen Einholung Karls des Kühnen und der ihm
neu vermählten Margarethe von York herftellen liefs; 1468 bis 1469 war
er Unterdechant feiner Gilde, 1473 bis 1475 bekleidete er in derfelbcn das
höchfte Ehrenamt eines Dechanten. Nicht lange darauf zog er fleh in das
Rooden Clo öfter bei Soignies zurück, aber fein Name blieb unvergeffen,
und um 1479 oder 1480 wurde er »als einer der notabelften Maler im ganzen
Eande« aus feinem Klofter nach Löwen geholt, um im Auftrage der Stadt
ein Bild abzufchätzen, das der verftorbene Dirk Bouts unvollendet gelaßen.
Später wurde Hugo geifteskrank und ftarb im Klofter 1482y).
Von den Bildern, die van Mander ihm zufchreibt, ift nichts mehr übrig,
wohl aber ift das grofse Werk erhalten, das Vafari als feine Arbeit nennt:
das Triptychon aus der Hofpitalkirche S. Maria Nuova in Florenz, jetzt Florenz,
in der Bilderfammlung des Hofpitals. Es war von Tommafo Portinari N^vä.“*
Agenten des Kaufes Medici in Brügge, für das von feinen Vorfahren geftiftetc
Spital befiehl worden und ift das einzige nachweisbare Werk des Meiftcrs4).
Auf der Mitteltafel (Fig. 146) ift Chrifli Geburt dargeftellt; Maria verehrt
das von einer Glorie umflrahlte neugeborene Kind, rings knieen Jofeph, Engel
in weifsen Kleidern oder in prächtigen Mefsgewändern und verehrende Hirten.
Aus einem alterthümlichen, verfallenen Bau blickt man auf eine Kirche, eine
1) So das Triptychon mit der Kreuzigung und den altteftamentarifchen Typen: Errichtung der
ehernen Schlange und Mofes das Waffer aus dein Fellen fchlagend, in St. Bavo zu Gent.
2) Edmond dz Bttsfcher: Recherches sur les peintres Gantois, Gent 1859, S. 205.
3) E. de Busjcher a. a. O. S. 65. 105. 113. 117. — Wauters: Hugues v. d. Goes, sa vie et
ses oeuvres, Bruxelles 1872. — L. de Laborde a. a. O. I. p. CXVI f. — Auszüge aus der von Cafpar
Ofhuys (f 1523) verfafsten Chronik des Rooden Cloofter in den Bulletins de l’Academie de Belgique,
II. Serie, T. XV, Bruxelles 1863, S. 737.
4) Förßer, Denkmale,. XI.