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Wurzbach, Alfred von [Oth.]
Niederländisches Künstlerlexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen (Band 1): A - K — Amsterdam, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.18166#0012
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VI

der A. nichts von dem verstand, was der B. schrieb, und der B. nichts von dem, was
der A. geschrieben hatte, ergab ein merkwürdiges Hin und Her, eine Art Bauchtanz
zu zweien, der den übrigen Forschungsgebieten unbekannt ist. Aber diese gegenseitige
Versicherung des Unsinns wurde wert befunden, nach Eingehen des Allgemeinen Künstler-
Lexikons in anderen Organen gepflegt und durch Verstaatlichung geschützt zu werden.
Sie fand Aufnahme in kunsthistorische Jahrbücher und Revuen und erfreut sich bis auf
den heutigen Tag eines gedeihlichen Wohlergehens.

Von dem „Ideale" war es aber in Anbetracht so praktisch wichtiger Einrichtungen
stille geworden. Ich hatte mittlerweile die Überzeugung erlangt, daß ich aus diesem
„Allgemeinen Künstler-Lexikon" niemals erfahren werde, wann Rubens oder Rembrandt
geboren wurden, und begann meine eigenen Nachforschungen zu pflegen, die im Laufe
der Jahre bis zu dem Umfange des hier vorliegenden Werkes gediehen und mich endlich
veranlaßten, dasselbe zu veröffentlichen.

Inzwischen hatte es aber den Anschein gewonnen, als wenn in den Kreisen der
geheimen Regierungsräte in Kunstangelegenheiten eine gewisse Amtsmüdigkeit eingetreten
wäre und siehe — da verlautete es auf einmal, daß zwei beschäftigungslose aber wenig bekannte
Herren neuerdings die Absicht haben, als Unternehmer eines „Allgemeinen Künst-
ler-Lexikons" aufzutreten, und daß es ihnen auch gelungen sei, die opfermutige
Firma W. Engelmann (dieselbe!) noch einmal auf das lexikale Glatteis zu locken. Eine
befreundete Antiquariatsfirma hatte die Rolle der Geburtshelferin übernommen und verkündete
in zahlreichen Prospekten nicht ohne schalkhafte Ironie : daß die Vorarbeiten so weit gediehen
seien, daß das große Unternehmen nunmehr der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden
könne. Da die beiden Herausgeber, hieß es weiter, ihre ganze Zeit dem neuen Künstler-
lexikon widmen werden und auf die Mitwirkung eines großen Kreises namhafter
Fachgelehrter des In- und Auslandes rechnen dürfen, wurden Schritte getan, zur
Einrichtung eines besonderen Bureaus mit allen nötigen technischen und wissenschaftlichen
Hilfskräften für die zu erwartende Niederkunft. Ganz nebenbei war auch von einer an-
zuhoffenden „Subvention" die Rede. Diese schien allerdings die Hauptsache zu
sein, wurde aber mit geziemender Diskretion behandelt. Zur selben Zeit erschien der
Prospekt des hier vorliegenden Werkes. Man gab mir sofort den freundschaftlichen
Rat, mein Manuskript diesen beiden Herausgebern, welche genug freie Zeit hätten, es zu
prüfen, zur Verfügung zu stellen, aber die Antwort, die ich für diese Zumutung bereit
hatte, bin ich nicht in der Lage, hier abzudrucken. Es ist nicht schwer zu erraten, was
nun geschah. Sämtliche Karrenführer und Kulis des geplanten großen Unternehmens mit
den gemieteten Bureaus und Hilfskräften, in deren Eingeweiden ich die Hoffnungen auf
Direktorsposten und geheime Regierungsratswürden, auf Provisionen und Bonifikationen
im Fötus erstickt hatte, waren im hohen Grade über mich ungehalten. Ich weiß aller-
dings nicht, warum, da doch meine Arbeit mit der ihren wenig gemein hatte.
Die Herren beabsichtigten ein Werk in unzählbaren Bänden, also abermals eine Fopperei,
während ich nur ein Handbuch über ein begrenztes Gebiet im Sinne hatte, welches den
Umfang eines bequemen Nachschlagewerkes nicht überschreiten sollte. Bei der Schluß-
redaktion des Werkes ergaben sich allerdings mehrere Schwierigkeiten, über welche ich
mich genötigt sehe, einige Worte zu verlieren.

Die größte derselben bildete die Orthographie der Eigennamen. Es
ist klar, daß in einer Epoche von mehreren hundert Jahren auch die Orthographie der
Eigennamen Veränderungen durchmacht und daß es schwer ist, die flämische, franzö-
sische, holländische und deutsche Schreibweise der Quellenliteratur auf einen allgemein
geläufigen Wortlaut zurückzuführen. Bei der Entscheidung für eine phonetische Redaktion
erwuchs daraus in vielen Fällen eine Unsicherheit, den betreffenden Namen zu suchen,
aber durch die fett gedruckten Künstlernamen am Anfang der Zeile ist diesem Ubel-
stande nach Tunlichkeit abgeholfen worden.

Herr E. W. M o e s, ein holländischer Gelehrter und Konservator des Kupferstich-
kabinetts in Amsterdam, der nach dem Erscheinen des ersten Heftes eine sehr freund-
liche Anzeige meines Buches in dem „Bulletin van den Nederlandschen Oud-
heidkundigen Bond" veröffentlichte, fand aber diese Schwierigkeiten nahezu un-
 
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