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Wurzbach, Alfred von [Oth.]
Niederländisches Künstlerlexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen (Band 1): A - K — Amsterdam, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.18166#0499
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Egmont.

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Egmont und der Emerentia Bosschaert, ge-
tauft 19. Sept. 1624 zu Antwerpen. Er
heiratete zu Paris 29. Nov. 1656 Marie
Antoinette des Brieres und f 29. Jan. 1679.
Er führte den Titel: „Peintre ordinaire
du Koy et gentilhomme de sa chambre."

v. d. Branden. 767, 770.

Egmont. Justus van Egmont oder
Justus Verus ab Egmont, Portrait-
und Historienmaler, geb. zu Leiden 22.
Sept. 1601, f 8. Jan. 1674; Sohn des
Zimmermannes Dirk Joostzone van Egmont
und der Cornelia Lenaerts. Da der Vater
früh starb, kehrte die Mutter nach ihrer
Geburtsstadt Antwerpen zurück, wo Justus
1615 als Schüler zu Kaspar van den Hoecke
kam. Am 15. Okt. 1618 machte er, im Be-
griffe nach Italien zu gehen, bei dem
Notar Michiel van Couwenberghe Testa-
ment. Nach seiner Eückkehr ging er zu
P. P. Kubens, der ihn alsbald nach Mecheln
schickte, um in seinem Namen ein letztes
Abendmhl für die Kathedrale daselbst zu
malen und so gut wie ganz zu vollenden.
Während er bei Kubens arbeitete, verliebte
er sich in Emerentia Bosschaert (geb. 22.
Eebr. 1599 zu Antwerpen), die ihm drei
Söhne gebar: Joost, Konstantyn u. Theo-
door, welche als seine Bastardsöhne am
3. Okt. 1623, 19. Sept. 1621 und 13. Eebr.
1627 getauft wurden. Am 19. Aug. 1628
arbeitete er noch in Rubens' Atelier und
er scheint an den Bildern der Luxembourg-
Galerie wesentlichen Anteil zu haben. Als
Rubens nach Spanien ging, beschloß auch
Egmont, das Land zu verlassen. Er ward
zuvor Meister in Antwerpen und ging mit
seiner Geliebten und seinen Kindern nach
Paris, wo er in Kürze ein renommierter Por-
traitmaler, Mitarbeiter von SimonVouet
und Hofmaler Ludwigs XIII. und später
Ludwigs XIV. wurde. 1648 war er Mit-
gründer der Pariser Akademie der bild.
Künste und schenkte ihr am 1. Febr. 1648,
als eines der 12 ersten Mitglieder, das von
ihm gemalte Portrait des Herzogs Gaston
von Orleans. Im J. 1649 war er in Brüssel
und noch vor 1653 kehrte er mit seiner
geliebten Emerentia Bosschaert, die er
inzwischen geheiratet hatte, nach Antwer-
pen zurück, während sein Sohn Konstan-
tyn in Paris blieb; vier andere Kinder:
Anna, Prudencia, Maria und Bonaventura
hatte Justus mit nach Antwerpen gebracht.
Sowohl als Mitarbeiter und Helfer von
P. P. Rubens als auch später des S. Vouet
und als Patronenmaler für Tapeten, opferte
er viel von seinem Künstlerruhme und
seiner Individualität, aber er hatte in Paris
aus diesen Arbeiten sowie auch als Kunst-
verleger Vermögen erworben und kaufte
am 18. März 1656 ein Haus in Antwerpen

und am 11. Mai 1662 ein anderes, wel-
ches vor ihm Jan Wildens bewohnt hatte.
Am 1. Juli 1658 malte er für den Mar-
schall Daumont 3 Tapetenpatronen von
zusammen Ellen Länge und 3 franz.

Ellen Breite für 900 Gulden. Am 31. März
1659 wurden nach seinen Patronen, die Ge-
schichte des Cäsar Augustus darstellend,
Tapeten von 382 Ellen Länge für einen
ganzen Saal bestellt und am 12. April 1661
die Geschichte von Marc. Anton und Kleo-
patra. Egmont war in der Lage, eine kost-
bare Bildersammlung anzulegen, und besaß
Gemälde von Rubens, van Dyck, Porbus,
Holbein, Jan Boeckhorst, Peter van Mol
und berühmten italienischen Meistern.
Seine Ambitionen waren aber mit dem Er-
werbe von Geld, Häusern und Gemälden
nicht befriedigt. Er malte auch ein großes
Bild, die Genealogie des Geschlechtes der
Grafen von Egmont, worin er selbst mit
seiner Emerentia, seinen unehelichen und
ehelichen Kindern Platz nahm. Er unter-
zeichnete nunmehr Justus Verus d'Egmont
oder Justus Verus ab Egmont und be-
mühte sich, von den Gerichten seiner
Geburtsstadt die Bestätigung zu erlangen,
daß er als Justus Verus d'Egmont Liet
de Merensteyn geboren war, obwohl in
den Taufregistern zu Leiden eingetragen
stand, daß sein Vater Zimmermann ge-
wesen. Ohne seinen Adelsstand erweisen
zu können, starb er zu Antwerpen am
8. Jan. 1674 und ward in der St. Jacobs-
Kirche daselbst begraben; seine Frau
Emerentia starb am 19. Juni 1685. Die
vorstehende Darstellung beruht auf den
Untersuchungen van den Brandens. Jal
(p. 528) verwechselt ihn mit seinem Sohne
Constantyn Egmont und verwirrt die Da-
ten vollkommen. Den Namen Verus führte
Justus schon weit früher, denn bei Grün-
dung der französischen Akademie am
1. Febr. 1648 nannte er sich bereits Justus
Verus d'Egmont. (Archives de l'Art fran-
cais. Documents I. ser. II. 369.) Auch
seine Grabschrift lautet: D. O. M. Justus
Verus ab Egmont et Emerentiana Bosschaert
Conjug. Obiit ille 8. Jan. 1674 illa vero
19. Junii 1685. R, I. P. In seinen Portraits
erinnert er an van Dyck, dessen Eleganz
er mit Glück nachahmte. Sie gehen auch
in der Regel unter dessen Namen und
Houbraken (II. 145) nennt ihn einen Schü-
ler van Dycks.

Gemälde: Antwerpen. Baron Konst. de Bor-
rekens. Maria Aldegonde, Jan Cornelis und Alexander
Goubou als Kinder, in einem Garten spielend. Gemalt
1633. H. 140—210 Zentim. Hauptwerk. Skizzen zu
diesem Bilde bei Graf Louis van den Cruisse de
Waziers und bei Graf Louis Cornet d'Elzius du Chenoy
in Paris. Kopien von Andries Bernard de Querten-
mont bei Graf Gustav Cornet d'Elzius du Chenoy in
Brüssel und bei Frau Elsen Ranscelot in Antwerpen.
 
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