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Wurzbach, Alfred von [Bearb.]
Niederländisches Künstlerlexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen (Band 1): A - K — Amsterdam, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.18166#0540
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526

Fabritius.

sagt, daß er in Delft bei Do. Valentins
Plafonds malte und rühmt ihn auch als
Perspektivmaler. Ein Hauptwerk des
Meisters, ein großes, Caro Fabritius 1648
bezeichnetes Bild ging 1864 bei dem
Brande des Botterdamer Museums zu
Grunde. Es ist sehr wahrscheinlich, daß
Jan Vermeer van Delft sein Schüler
gewesen ist; die Annahme beruht aber le-
diglich auf einem Gedichte Arnold Bons,
in welchem dieser sagt, daß, wenn auch
Carel Fabritius dahin ging, doch Ver-
meer erhalten blieb „die meesterlyk be-
trad zyn pade" (der meisterlich seinen
Spuren folgte). Die Nebeneinanderstel-
lung der beiden läßt vermuten, daß der
Dichter auf ein Schülerverhältnis hin-
deuten wollte. Fabritius mahnt in seiner
eigenartigen Originalität an Velascmez, er
ist aber farbiger. Von allen Schülern
Bembrandts ist er der eigenartigste, dem
Meister ebenbürtige. Man war lange ge-
neigt, die sogenannte Verschwörung des
Claudius Civilis in Stockholm (von Bem-
brandt) ihm zuzuschreiben, so sehr scheint
sich die Manier der beiden Meister ein-
ander zu nähern. Charakteristisch für
Carel Fabritius sind die tief dunklen
Schattentöne, die seinen Bildern einen
schwarzen Lokalton verleihen. Das nach
dem Tode seiner ersten Frau aufgenommene
Inventar, erwähnt 15 Bilder: Portraits,
Stilleben, eine Landschaft usw. In den
Versteigerungskatalogen von 1655 bis 1662
werden nur 10 Gemälde erwähnt. Sie sind
sehr selten.

Gemälde: Amsterdam. Abraham de Notte (1584—
....). Brustbild. Bez. C. Fabritius 1640 f. (Früher
Earl of Dudley); — Herodias empfängt das Haupt
Johannes des Täufers. Von a. dem Dorste oder Drost

zuerkannt (s. p. 428). Von Ciaessens als Rembrandt
gestochen.

Aschaffenburg. Christus. Halbfigur. Von W.
Bode (Rembrandt. VI. 416) als ein Werk Bembrandts
angeführt.

Berlin. Brustbild eines Mannes mit gefalteten Hän-
den, aufwärts blickend. Nicht ganz sicher.

Frankfurt. Städel. Der Herr des Weinberges
und die Arbeiter. (Matth. 20.) Bez. Rembrandt f.
1656. Höchstwahrscheinlich ein Werk des Carel F.

Innsbruck. Tobias, von seinem Weibe verspottet.
Von F. G. Schmidt als Rembrandt gestochen. Bei
Terwesten (p. 489) als Johan Fabritius erwähnt.

London. Nat. Gal. Christus läßt die Kinder
zu sich kommen. Ehedem in der Gal. Schimborn
in Wien und als Rembrandt nach London verkauft.
W. Bürger hielt es noch für das vierte bedeutendste
Gemälde Rembrandts (Zeitschrift. 1866. p. 192.) Gest.
von C. E. C. Hess und L. Flameng als Rembrandt. Im
Brit. Mus. ist eine Zeichnung zu dem Bilde. (Licht-
druck in Burlington Mag. VI. p. 329); — Lord Ward.
Männliches Portrait. (Waagen. Treas. II. 237); —
Mr. C. T. D. Crews. Ruth und Naomi. Bez.; —
Herzog von Abercorn. Kreuzabnahme. Bez. und 1650.

Madrid. (N. 1959.) Ein junger Violinspieler. (H.
Hymans in Gaz. d. B. Arts. 1894. II. p. 197.)

München. Bildnis eines jungen, braungelockten
Mannes mit schwarzem Barett und roter Weste. Un-
deutlich bez. Zweifelhaft; — Halbfigur eines jungen
Mannes mit langem Haar, im roten und gelben Über-
wurf, in der Linken Schriften, in der Rechten die Feder
haltend. Vorzügliches Portrait, angeblich der junge
Haring. Von Bode Rembrandt zuerkannt. Sehr ähn-
lich dem Portrait eines jungen Mannes, mit der Feder
in der Hand vor einem Buche, welches Humphrey
gestochen hat: Done after a Capital Picture of Rem-
brandt in the Collection of Mr. Reynolds. Hum-
phrey fecit. 1765. Geschabt. Fol.

Paris. Mad. Laeroix. (Verst. W. Bürger [Thore].
1892.) Le Chardonneret; ein Stieglitz, an einem Fuße
angebunden, vor einer weißen sonnenbeleuchteten Wand.
Voll bez. und 1654 datiert. Früher ■ Koll. Chamberlyn
in Brüssel; — Verst. Bürger, 1892. Der Esel Balaams.
Vier Figuren. Bez.

Prag. Nostitz. (N. 252.) Brustbild eines braun-
gekleideten Mannes. (Rembrandt genannt.)

Richmond. Sir Fred. Cook. Ein nachdenkender
Philosoph. (Smith. Rembrandt. 153.) Eine Wiederholung
in der Koll. de Besenval in Paris.

Rom. Galleria Nazionale. (Früher Gal. Corsini.)
Junger Soldat, vor einem Torbogen sitzend und rau-
chend; ähnlich dem Bilde in Schwerin. (Zeitschrift.
1903. p. 44 und 85.) Von Bode im Cicerone dem
P. de Hooch zugeschrieben.

Rotterdam. Männliches Portrait, Brustbild bar-
haupt, im offenen Hemde und mit nackter Brust. Gemälde
von außerordentlicher Mei- f\
sterschaft. Bez. Fabritius. I-^ ß J

Das Bild war früher fälsch- " I(A-fot <- M-^jr-*
lieh Rembrandt bezeichnet /
gewesen.

Schwerin. Der Landsknecht, vor einer beleuch-
teten niedrigen Mauer sitzend, beschäftigt, das Schloß

C. TABRiTivS:i6s4-

seiner Muskete zu reinigen. Bez. C. Fabritius. 1654.
Gestochen von Oortman (Filhol. VI. 425) und P. Halm.

Ein weibliches Portrait, welches sich 1865 im Be-
sitze Cremers befand, war bez. und 1648 datiert; —
Mündler erwähnt ein männliches Portrait, bez. C. Fa-
britius 1640, welches er im J. 1842 in Rom sah.

In alten Katalogen finden sich lediglich als „Fa-
britius" genannt: St. Jans Outhoofding (Hoet. I. p. 37);

— Beeiden in een Grot (Hoet. I. 115); — Ein rau-
chender Soldat (Hoet. I. 345); — Christi Geburt (Hoet.
I. 370); — Josef im Gefängnisse, dem Schenken und
Bäcker die Träume auslegend (Hoet. II. 327 und
Terwesten. p. 49).

Wahrscheinlich rühren von ihm her: Das Portrait
der Gattin Rembrandts, Saskia, in Antwerpen; — Eine
Mutter, welche ihr Kind lesen lehrt, bei Baron
Steengracht im Haag; — Ein Portrait eines jungen,
Blumen tragenden Mädchens, eine weiße Feder im Haar,
in Nantes (N. 731), daselbst Velasquez benannt (Bürger).

Radierung: Brustbild eines Mannes, der in
einem Buche liest. Undeutlich bez.: Foi T""
oder Fa. (Claussin. II. Doutenses. N. 51.) Bür- CL
ger schreibt das Blatt dem C. Fabritius zu.

Bleyswyck. Besch, v. Delft. p. 852; — Hoog-
straaten. Inlevding. 11, 181, 274; — Houbra-
ken. III. 337; — Weyerman. III. 178; — H.
Havard. IV. p. 43; — Oud Holl. 1890. p. 226;

— Kramm. II. 472; — Obreen. VI. 10; I. 54; —
W. Bürger in Gaz. d. B. Arts. 1865. XVIII. p. 81.

Fabritius. Gaaf Meynertsz Fa-
britius, Goldschmied und Kupferstecher
in Haarlem, 1640 in der Gilde. Er war
1644 Schöffe von Haarlem und ward 30.
Oktober 1666 begraben.

v. d. Willigen. 1870. p. 130.
 
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