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Wurzbach, Alfred von [Bearb.]
Niederländisches Künstlerlexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen (Band 1): A - K — Amsterdam, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.18166#0575
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Fyt.

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Fyt und der Esther de Meere. Seit 1622
war er Schüler des Malers Hans van den
Berch, später des Frans ^ ^# . ^
Snyders, 1630 Meister in y r \» 4 » f»

Antwerpen, 1631 ging er I*
auf Eeisen, 1633 und 1634 war Fyt in
Paris. Er ging hierauf nach Italien und
führte in Roni die Bentnamen Glaucus,
Goedhart und Goudvinck. In Venedig
arbeitete er im Palazzo Sagredo und Con-
tarini. Am 5. Sept. 1641 war er wieder
in Antwerpen und leistete für seinen Bru-
der, den Tapetenhändler Peter Fyt, Bürg-
schaft. 1642 erhielt er einen Paß, um
nach Holland zu reisen; 1643 war der
16jährige Jeroom Pickaert sein Schüler,
den er, da er ihn sehr gut verwenden
konnte, durch' 5 Jahre Kost und Wohnung
gab, ohne daß dieser dafür zu bezahlen
hatte. Er hatte auch andere Schüler, die
er bei der Gilde nicht anmeldete, infolge-
dessen er mit den Vorstehern Händel be-
kam. Er scheint habsüchtig und geld-
gierig gewesen zu sein. 1648 stritt er
mit seinem Bruder wegen der Verlassen-
schaft ihrer Mutter, 1651 mit seiner
Schwester, 1652 hat er einen Prozeß mit
der Stadt Antwerpen. Fyt heiratete am
22. März 1654 die kranke Johanna Fran-
cisca van den Zande, die einzige Tochter
des ehemaligen Rentmeisters der könig-
lichen Domänen von Brügge und seiner
Gattin Maria de Garion, welche ihrer
Tochter 2 Drittel ihres Vermögens ver-
macht hatte. Der Vater willigte aber
erst in die Heirat, nachdem die Tochter
über Intervention des Jesuiten Ignatius
Perez heimlich auf das Erbe ihrer Mutter
verzichtete. Bald nach der Hochzeit sah
Fyt, daß er betrogen war. Sein Schwieger-
vater, der Besitzer des Vermögens blieb,
heiratete noch in demselben Monate. Nun
erklärte Fyt seiner neuen Familie den Krieg.
Der Schwiegervater verlor den Prozeß,
packte aber des Nachts seine Koffer und
flüchtete heimlich nach Lüttich. Pater
Ignatius Perez, der sich bemühte, eine Ver-
einbarung zu treffen, ward von Fyt be-
schuldigt, der Urheber des schmählichen
Vorganges zu sein. 1659 erhielt F. Voll-
macht, seinen Schwiegervater in Lüttich
gefangenzunehmen und seine Güter zu
veräußern. Von diesen nicht ganz lauteren
Vorgängen abgesehen, war Fyt ein ge-
suchter und gut bezahlter Künstler, dessen
Bilder viel kopiert und gefälscht wurden.
1656 hatte er einen Prozeß mit dem Kunst-
händler Frans Diericx wegen eines ge-
fälschten Bildes. Da aber sein Name
nicht auf dem Bilde mit gefälscht war,
wurde er mit seiner Klage abgewiesen.
Am 10. April 1660 erklärten Jan Breughel

IL, Erasmus Quellinus und Jan Peeters,
daß sie bereit wären, Fyt für jeden Tag
Arbeit 18 Gulden zu bezahlen. 1660 hatte
er noch einen Schüler; am 14. Juli 1661
machte er Testament und war nicht mehr
im stände, seinen Namen zu unterschreiben.
Er starb am 11. Sept. desselben Jahres
und ward gegenüber dem Hause, welches
er bewohnte und 1656 gekauft hatte, in
der Kirche der St. Michaels-Abtei begraben.
Von seinen vier Kindern ward der älteste
Sohn Jan geisteskrank. Seine jüngste
Tochter Anna starb bereits am 4. Dez.
1662. Seine Witwe heiratete bald nach
seinem Tode und wurde in Kürze von
ihrem zweiten Gatten Remi le Doux, Auf-
seher der Festungswerke von Brügge und
Ostende, wieder geschieden. Fyt ist einer
der ausgezeichnetesten Meister seines
Faches, ein bedeutender Kolorist und vor-
züglich in der Komposition seiner Gemälde.
Er malte Jagdstücke, Stilleben. Tiere, totes
Wild, Hunde bei erlegtem Wilde, Rehjag-
den, Bärenjagden, Schweinshatzen in na-
türlicher Größe von ungewöhnlicher de-
korativer Wirkung und seltener Kraft und
Energie der Farbe. Er bezeichnete in der
Regel Joannes Fyt oder J. Fyt.

Eras. Quellinus schrieb über ihn: sine moderatione
luminis vel diei singulas res. precipue mortuas bestias,
et res inanimatas maxima vi magistri pinxit, habuit
B o e 1 discipulum, quem Snyders docuit de ordinaria
Stirpe. Von älteren Autoren wird als Geburtsjahr
irrtümlich 1625, auch 1606 und 1609, angegeben. Die
oben angegebenen. Jahreszahlen seines Geburts- und
Sterbejahres sind von v. d. Branden urkundlich er-
mittelt.

Gemälde: Berlin. Fünf Gemälde, eines bez. Joannes
Fyt 1649; — Eine Diana von Erasmus Quellinus neben
erlegtem Wild von J. Fyt.

Brüssel. Ein mit Wild beladener Karren, von
zwei Hunden gezogen; — Früchte, Blumen, Gemüse
bei einem Brunnen. Bez. Joannes Fyt.

Cassel. Koll. Habich, 1892. Ein "Wachtelhund bei

Jagdgerät und einem erlegten Rebhuhn. Bez. Johnus
Fyt f.

Dessau. Amalienstift. Bankettstück mit Figuren
von Th. Willeboirts Bosschaert. Bez. Joannes Fyt. 1644.

Dresden. Hunde bei zwei Figuren von Th. Wille-
boirts Bosschaert. Bez. Joannes Fyt. 1652; — und
noch vier Gemälde.

Frankfurt. Bez. Johannes Fyt. 1647.

Madrid. Neun durchaus außerordentliche Ge-
mälde, darunter ein Vogelkonzert, datiert 1661.

M o z i g k a u bei Dessau. Ein Blumenstrauß in
einer Vase. 1660.

Paris. Louvre. Vier Stilleben, eines bez. Johan-
nes Fyt. 1651.

Petersburg. Eremitage. Jagdbeute. Bez. Joan-
nes Fyt; — Fruchtstück. Joannes Fyt. 1645.

Schleißheim. Acht Bilder, eines bez. Joannes
Fyt. 1650.

Sigmaringen. Fürstin von Hohenzollern. Ein
Wachtelhund und ein Windspiel vor der Jagdbeute.
Joannes Fyt. 1655.

Stockholm. Fünf Bilder, eines bez. Joannes Fyt.
1651; — Koll. Redin. Tote Vögel. Joannes Fyt f. 1651.

Wurzbach. Künstler-Lexikon.

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