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Wurzbach, Alfred von [Oth.]
Niederländisches Künstlerlexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen (Band 1): A - K — Amsterdam, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.18166#0685
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Heist.

671

Manche Bilder verraten auch eine genaue
Bekanntschaft mit Werken Rembrandts.
Er blieb sein Leben über in Amsterdam
und heiratete 6. Mai 1636 Anna du Pier
(geb. 1618, f 1679). Die Mitteilung, daß
er mit Constantia Reynst verheiratet war,
beruht auf einem Irrtum. 20. Okt. 1653
war er einer der Gründer der Amsterdamer
Gilde. Barth, hatte sechs Kinder: Bar-
thel, Susanne (geb. 21. Dezember 1638),
Aaltje (29. November 1640), Lodewyck
(2. Febr. 1642), Lodewyck (1677 32 Jahre
alt), Johannes (geb. 1. Aug. 1647). Sandrart
schreibt über ihn: „Bartholomäus von der
Elz wohnte zu Amsterdam und erlernte
nur das Contrafeiten nach dem Leben,
sonst befließ er sich auf nichts, unange-
sehen er mit verwunderlichem Geist und
Verstand begabt war. Im Contrafeiten aber
war er nicht allein gut und perfekt, son-
dern auch fix und hurtig und gewann
damit viel Geld. Er nähme eine schöne
Jungfrau zum Weib und war gern bei
guter Gesellschaft lustig, ließ ihn fremde
Länder zu besuchen und mehr Studien zu
ergreifen gar nicht anfechten, sondern ver-
bliebe mit seiner Freud in seiner Geburts-
stadt vergnügt." Trotz der zahllosen Por-
traits, die er gemalt hat und die ihm
zweifellos sehr teuer bezahlt wurden, starb
er in Dürftigkeit; seine AVitwe verkaufte
kurz nach seinem Tode seinen künstleri-
schen Nachlaß. Aus einer Notiz von Ry-
klof van Goens, 1656 Generalgouverneur
von N.-Indien, geht hervor, daß ihm für
fünf Portraits 1400 Gulden bezahlt wur-
den. Van der Heist muß demnach ein
schlechter Wirt gewesen sein, wenn er seine
Witwe in Armut zurückließ. Nagler (VI.
79) berichtet sogar, daß er lange Zeit ein
ausschweifendes Leben führte; aber es ist
nicht zu ermitteln, woher er diese Nach-
richt hatte. Van der Heist war nie in
Italien und es ist kein Maler bekannt,
der sein Schüler gewesen wäre; doch ist
es unmöglich, daß er bei den zahllosen
großen Portraits und Schützenstücken nicht
fremde Hände zur Vollendung des Bei-
werks sollte benützt haben. Houbraken
(II. 24) sagt, daß G. Flinck Personen,
die von ihm porträtiert sein wollten, an
B. v. d. Heist verwies. Allart v. Ever-
dingen, Jak. Ruysdael, J. Hackaert u. a.
malten zuweilen den landschaftlichen Hin-
tergrund seiner Portraits. Er ist der groß-
artigste aller Regentenmaler. Er verstand
es, diese Vorsteher der Schützengilden und
anderer Korporationen in ihrer vollen
Würde und in ihrem ganzen Bewußtsein,
glatt, gefällig und salonfähig darzustellen.
Es gelingt ihm, seinen Modellen eine vor-
nehme Wohlanständigkeit zu verleihen, die

sie in vielen Fällen gar nicht besaßen,
und er unterscheidet sich hiedurch wesent-
lich von Frans Hals, der anderen künst-
lerischen Grundsätzen huldigte. In der
Wiedergabe der Individualität ist er höchst
glücklich, in Behandlung des Stofflichen
ebenso meisterhaft. Houbraken nennt ihn
ganz mit Recht den ,,Fenix der neder-
landschen Portraitschilders", denn er läßt
alle seine Zeitgenossen in mancher Be-
ziehung weit hinter sich. Das Festmahl
zur Feier des Münsterschen Friedens-
schlusses ist gewiß eines der großartigsten
Gemälde dieser Art. Die Personen sind
zwanglos gruppiert u. das Gemälde verdient
wohl seinen Platz gegenüber der Nachtwache
Rembrandts, aber wie gut, ja wie aus-
gezeichnet das Ganze auch ist, es fehlt
ihm etwas, um Heist in die erste Reihe
zu stellen neben Fr. Hals, van Dyck, Rem-
brandt, Rubens und so viele andere; es
fehlt ihm ein Funke des Genies, welches
die anderen besaßen.

Portrait«: Brustbild, ein Miniaturportrait in der
Rechten. Bartolomeo van den Heist pittore. Gio. Dom.
Campiglia del. Carlo Gregori sc. (Original in Flo-
renz, datiert 16G7); — Siehe auch unter den Ge-
mälden: Amsterdam. Six. Datiert 1650; — Hannover.
Hausmann. Aet. 45. (1656); —• Petersburg, um 1650;

— Rotterdam. Koll. J. Jonkers; — Hamburg. Wessel-
hoeft. 1662.

Gemälde: Amsterdam. Die Kompagnie des Kap.
Roelof Bicker vor der Brauerei „de Haan". Bez.
B. van der Heist f. 1639. Gest. von J. Houbraken; —
Bankett zur Feier des Westfälischen Briedens im St.
Joris Doelen, 18. Juni 1618. Bez. Bartholomeus van
der Heist fecit Ao. 1648. Berühmtes Hauptwerk. Gest.
von J. Houbraken (Fragment), J. B. Fatas, E. A. Re-
viel, F. Molenaer, J. W. Kaiser, W. Unger. Lith. von
B. T. van Loo, S. Altman, C. Ed. Taurel, H. J. Zimmer-
man. (Lichtdr. in Klass. Bilderschatz. III. 377); —
Die Vorsteher der Confrerie St. Sebastian in Amster-
dam (1563), an einem Tische sitzend und Kunst-
objekte prüfend. Bez. Van der Bartholomeus van der
Heist 1657. Eine kleinere Repetition im Louvre ist
1653 datiert, wie wohl auch das obige früher da-
tiert war. Gest. von E. A. Reviel; — Die vier Vor-
steher der Arquebuse-Doelen, Austern essend. BAR-
THOLOMEVS VANDER HELST. 1655; — Die vier

BARTHOlOMtvS- V/\NDf R HSiST

Vorsteher der Arquebuse-Doelen im Jahre 1656. Bez.
B. vander helst fecit 1656; — Andries Bicker (1586—
1652). Halbfigur. Bez. B. vander helst 1612. Aetas
56. Das Gegenstück ist in Dresden. Gest. von J. v.
Vilsteren und J. Houbraken; — Gerard Bicker (1623—
1666). Halbfigur. (Lichtdruck in Klass. Bilderschatz.
X. 1336); — Zwei Fortraits, eines Mannes und einer
Frau. Bez. B. vander helst. 1646; — Portrait eines
Kriegers. B. van der helst 1650; — Prinzessin Maria
Henriette Stuart, Witwe des Statthalters Wilhelm II.
Ganze Figur. Bez. Bartholomeus vander helst 1652 f.;

— Egbert Meeuwsz Kortenaer (1600—1665), Admiral-
leutnant. Gest. von A. Blotelingh; — Aert van Nes
(1626—1693), Admiralleutnant. Die Seeschlacht im
Hintergrunde ist von Ludolf Bakhuysen. Bez. B. vander
helst 1668. Gest. von J. C Bendorp; — Geertruida
den Dubbelde (1647—1684), Gattin des vorigen. Die
Landschaft ist von L. Bakhuysen. Bez. B. vander helst
f. 1668; — Johan de Liefde, Vizeadmiral. Die Marine
 
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