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BESPRECHUNGEN

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signiert ist. (Steht nicht am Anfang- dessen Werkes das Moosburger Ursularelief
von 1508?) Schwerer ist es, eine einzelne Kleinplastik, wie den höfisch-eleganten
Georg des Deutschen Museums in Berlin (Nr. M. 92) in diesem Kreis einzuordnen.
Doch haftet auch an ihm etwas vom Hauch Leinbergerischer Kunst.

In Regensburg wird Erhard Heydenreich von Lill mit guten Gründen als Meister
der Kreuzigungsgruppe von St. Emmeram angesprochen und aus der gleichen Quelle
wie Leinberger abgeleitet. Vielleicht ist so auch die kongeniale Verwandtschaft zu
erklären, die eine bislang kaum beachtete, offenbar niederbayerische Holzfigur eines
Johannes im Bayer. Nationalmuseum in München (Nr. MA. 1763) dem Johannes
aus dem Gespreng des Moosburger Altars brüderlich zur Seite stellt.

Die Auswirkung des Stiles Leinbergers auf Schwaben ist vor allem im Werk des
Augsburger Hans Schwarz zu belegen und zwar nicht nur in dessen Kleinplastik,
sondern fast noch mehr in seinen — bislang noch unerkannten — Schreinreliefs mit
Darstellungen aus der Laurentius- und Elisabethlegende im Schloß Leutstetten bei
Starnberg (dazugehörig das Elisabethrelief der Sammlung Böhler). Nicht ohne Be-
rührung mit Leinberger scheint mir ja auch jener überragende, wesentlich schwä-
bische Meister zu sein, dessen Ritterfigur in der Sammlung Böhler (vgl. Feulner,
Deutsche Plastik des 16. Jahrhunderts, Tafel 38) auch von Lill erwähnt wird, wäh-
rend die heute noch in der Ingolstädter Liebfrauenkirche befindlichen zugehörigen
Schreinfiguren Laurentius und Mauritius bislang kaum gewürdigt wurden, die zu-
gehörenden Engelsfiguren aber (vgl. Feulner, Deutsche Plastik des 17. Jahrhunderts)
irrtümlich ein halbes Jahrhundert zu spät datiert werden.

In Unterfranken identifiziert Lill den Meister der Figuren von Hörstein, Groß-
welzheim usw. mit dem offenbar in Leinbergers Werkstatt ausgebildeten Peter Dell
von Würzburg. Nicht von der gleichen Hand scheint mir die (aus Berchtesgaden
stammende) Maria des Kölner Wallraff-Richartz-Museums zu sein. Bemerkenswert
sind sodann die Ableger Leinbergers im Mitteldeutsch-Sächsischen, wobei der von
Lill hervorgehobene „Meister von Rötha" aber nicht allein steht, wie eine sehr
schöne, aus Leipzig erworbene trauernde Maria in der Stuttgarter Altertümersamm-
lung beweist. Diese Auswirkungen und Ausläufer gehören zum Umriß der histori-
schen Größe seines Werkes nicht anders als Jordaens zu Rubens!

Den breitesten Raum nimmt jener Stil, als dessen hervorragendsten Träger wir
Leinberger kennen gelernt haben, auf dem Boden Salzburgs und der ostmärkischen
Donaulande ein, wobei Lill sich mit Erfolg bemüht, Wachstumsparallelen und von
Landshut zurückstrahlende Einflüsse zu unterscheiden. Trotz der Knappheit der
Darstellung vermag Lill eine Reihe Fäden in dem schwer entwirrbaren Gespinst
dieses ungeheuer reichen und weit verzweigten Schaffens neu zusammenzuknüpfen.
Bei aller entstehungsgeschichtlichen Verflochtenheit bleibt aber letzten Endes doch
der Eindruck, als wäre Leinbergers Stärke stammesmäßig anderer Abkunft, als binde
ihn ein heimliches Erbe an eine bayerische Überlieferung, der zweihundertfünfzig
Jahre früher auch die Verkündigungsgruppe des Regensburger Erminoldmeisters
zugehört hat. C. Theodor Müller.

Dr. Otto H. Olzien: Nietzsche und das Problem der dichteri-
schen Sprache. Neue deutsche Forschungen, Bd. 301. Verlag Junker u.
Dünnhaupt, Berlin 1941. 167 S.

Von Nietzsches Verhältnis zur Sprache geht der Verf. aus. Sprache ist Form,
und diese kann nie, davon ist Nietzsche überzeugt, unmittelbar Ausdruck der Wirk-
lichkeit sein. Somit ist ihm Sprache ein metaphysisches Problem. Er will sein eignes
Wirklichkeitserlebnis durch das Wort weitergeben und erkennt die Unmöglichkeit.
 
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