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BESPRECHUNGEN

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Gruppen von Sätzen die logischen Beziehungen herstellen, sodaß sie als Haupt- und
Nebensätze wirken.)

Der Verf. findet im „Zarathustra" zwei Arten der Satzgliederung, eine statische
in der ersten, eine dynamische in der zweiten Hälfte des Werkes. N. will nicht der
ästhetisch-metrischen Form verfallen, er muß die Sprachbewegung dem inneren
Lebensantrieb gemäß gestalten können. Die höchste Steigerung dieser Dynamik
bringen die Dithyramben, in denen alle Grenzen der Redeform überschritten werden.

Immer wieder im Laufe seiner Untersuchungen zeigt der Verf. den engen Zu-
sammenhang zwischen der sprachlichen Ausdrucksform und dem Weltverhältnis N.s,
und so nennt er auch sein Schlußkapitel. An die Stelle einer überlieferten dichterischen
Sprache des Gefühls setzt N. eine Sprache des Geistes. Jedes Bild kann zum Gleich-
nis jeder Wahrheit werden. Die wahre Unmittelbarkeit ist ihm das bildlose Erfassen
der Welt, Sprache kann nur Gleichnis sein dafür, ohne existenziellen Wert. So lehnt
N. die dichterische Existenz nicht grundsätzlich ab, sondern versucht ihr einen Sinn
zu geben, aber er macht sie zur Dienerin der geistigen Existenz. Der Denker
triumphiert über den Dichter.

Soweit der Gedankengang des Buches. Ein Beitrag zum Problem der dichteri-
schen Sprache ist es, nicht ein Versuch, unsere Kenntnis von N.s geistigem Ringen
zu erweitern. Der Wert der Untersuchung liegt in der klaren und sorgfältigen Zu-
sammenstellung von N.s Ansichten über das Sprachproblem und deren Auswirkungen
auf seinen Stil, vor allem im „Zarathustra". N.s Sprachgebäude, das er auf der
Basis der überlieferten Sprache, insbesondere der geistlichen Stiltradition, aufbaut,
ersteht hier und wird von den wichtigsten Seiten aus betrachtet; seine tragenden
Pfeiler werden gezeigt und gedeutet, aber auch auf Falltüren, hinter denen Gefahren
seiner Spracheigentümlichkeiten lauern, wird aufmerksam gemacht. Voraussetzung
für eine derartige Untersuchung war das Werk von Pongs über „Das Bild in der
Dichtung"; doch Olzien arbeitet weitgehend selbständig, da ja Pongs den 3. Teil
noch nicht veröffentlicht hat, in dem die geistfigürlichen Formen behandelt werden
sollen. Die Kapitel über den Satzbau sind z. T. beeinflußt von J. Kleins Buch „Die
Dichtung Nietzsches" (1936). Manches ist von Klein noch schärfer herausgearbeitet,
besonders seine Ausführungen über den „Evangelistischen Stil" und über das Mit-
einander von epischer, lyrischer und dramatischer Form im „Zarathustra". Aber
unser Wissen von den Gesetzen der dichterischen Sprache ist noch recht beschränkt;
wir müssen Olzien dafür danken, es in einem so bedeutsamen Beispiel einer Zeit-
und Sprachwende vertieft zu haben.

Marburg/Lahn. G. Schleypen.

E. Akurgal: Griechische Reliefs des VI. Jahrhunderts aus
L y k i e n. Schriften zur Kunst des Altertums, Bd. 3. Archäologisches Institut
des Deutschen Reiches, Berlin 1942.

Die Kunst Kleinasiens steht augenblicklich im Mittelpunkt des archäologischen
Interesses. Mit Recht, da sich hier noch große Aufschlüsse für die Frühgeschichte
Griechenlands erwarten lassen. Somit verdienen auch die für Lykien so charakteri-
stischen Grabdenkmale die ausführliche Besprechung, die ihnen hier zuteil geworden
ist. Der Verfasser behandelt die beiden, dem 6. Jahrhundert angehörigen, mit rei-
chem Reliefschmuck versehenen Pfeilergräber aus Xanthos und Isinda-Belenki. Die
Rekonstruktionsversuche fehlender Teile sind durchaus überzeugend. Weit schwerer
gewöhnt man sich an die späte Datierung in die zweite Hälfte des Jahrhunderts. Die
langen Haare und die massive Körperbildung sprechen zu dringlich für eine
frühere Ansetzung. Auch über das „Provinzielle" ließe sich streiten. Sehr gut
 
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