Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zerrenner, Heinrich Gottlieb
Volksbuch: Ein faßlicher Unterricht in nützlichen Erkenntnissen und Sachen mittelst einer zusammenhängenden Erzählung für Landleute um sie verständig, gut, wohlhabend, zufriedener und für die Gesellschaft brauchbarer zu machen (1. Theil, 2. Abtheilung) — [Erscheinungsort nicht ermittelbar]: [Verlag nicht ermittelbar], 1788 [VD18 9078314X]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.49044#0020
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
r 6 Große und kostbare Hochzeiten
Mitteln ihr die Hochzeit ausrichten wollte. Denn
daß dabey gemeiniglich ein gar großer Aufwand ge-
macht zu werden pflegt, ist doch gar nicht gut. Er
hatte daher oft davon mit den Nachbarn geredt, daß
ste doch diese böse und schädliche Gewohnheit abstellen
möchten, so große und oft eine halbe, ja ganze
Woche, gewiß doch drey Tage währende Hochzeiten
auszurichten. Und da hatte er gewiß sehr recht! !
Denn was soll das doch, wenn da so ein achtzig
bis hundert Personen, oft zehen bis zwölf Tische
rofl, an deren jedem zwölf Personen sitzen, zusam-
men kommen, und da vom Morgen bis in die
Nacht essen und trinken ? Da werden denn oft ein
oder gar zwey und noch mehr Mispel Nocken , und
ein oder noch mehr Mispel Weizenmehl verbacken ;
ein auch zwey Ochsen geschlachtet, sechs bis acht
Schweine, zehn Hammel, acht Kälber — da wer-
den zehn Faß Bier und ein Paar Tonnen Branntwein
ausgetrunken l! Die andern vielen Unkosten und die
Dielen Kleider der Braut, die sich an jedem Tage
Wohl drey bis viermal umkleiden muß , nicht gerech-
net. Was das für Geld kostet! Wie oft kann eine
solche Hochzeit kaum mit fünf bis sechshundert Tha-
lern bestritten werdens Wie viel nützliche und nö-
thige Sachen — deren man bey einer neuen Wirth-
schaftseinrichtung gar viel braucht — könnten nicht
für solches Geld angeschafft werden? Und das alles
wird bloß und allein nun aufgegessen, ja meistens
noch dazu verschleppt, und kommt kaum zur Halste
den Gästen zu gute. Und der Unfug vollends —
der dabey vorfällt ! Gewiß, Georg hatte Recht,
daß
 
Annotationen