Zerrenner, Heinrich Gottlieb: Volksbuch: Ein faßlicher Unterricht in nützlichen Erkenntnissen und Sachen mittelst einer zusammenhängenden Erzählung für Landleute um sie verständig, gut, wohlhabend, zufriedener und für die Gesellschaft brauchbarer zu machen (1. Theil, 2. Abtheilung) ([Erscheinungsort nicht ermittelbar]: [Verlag nicht ermittelbar], 1788) [VD18 9078314X]

64 Wie irianstreibt, so gehts. BöseFrau.
schäft. Cs ward daher von Jahr zu Jahr schlech-
ter mit ihm. Und eben so giengs in der Haus-
wirthschaft nicht um ein Haar besser. Wie Gret-
chen sah, daß ihr Mann alles durchbrachte, so
nahm sie das Ihrige auch gar nicht mehr in Acht.
Sie ließ alles verderben, und gehen, wie es gieng.
Da das Gesinde das beständige Gezänk zwischenHerrn
und Frau mit ansah und anhörte: so verlor es
auch alle Achtung und Respekt für ihre Herrschaft;
und weil Barthel wenig zu Hause war: so gaben
die Dienstleute nichts auf das Wort der Frau,
und thaten, was sie wollten. Weil überdem
Gretchen sich eine so verdrießliche üble Laune an-
genommen, und sich das Zanken gleichsam ange-
wöhnt hatte: so diente auch keine Magd gern
bei) ihr; denn keine konnte ihr etwas recht ma-
chen ; und sie machte durch ihre Zanksucht sich
nicht nur selbst sehr elend, sondern auch alle,
die mit ihr zu thun harten, mißvergnügt. Da
arbeiteten denn die Leute auch nie mit Lust, und
es ward ihnen alles sehr sauer. Wenn ein Dienst-
bote den geringsten Schaden verursachte, oder et-
was zerbrach: so drohte sie, daß sie es ihm am
Lohne abziehen würde; da dachten denn dis Mäg-
de, daß sie doch umsonst arbeiteten, verloren die
Lust, und ließen alles sachte angehen. Daher kam
es denn auch, daß sie kein Gesinde behalten konn-
te, und in einem Jahre einmal sieben Dienst-
mägde hatte. Auch bekamen die Dienstboten oft
sehr schlechtes und unreinliches Essen und viel
Schelrworte. Endlich konnte sie gar kein Gesinde
mehr