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Großherzog Carl Alexander und seine Kunstschulgründung

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des, ja von ganz Deutschland zu gestalten. Allerdings eine weitgreifende Idee,
eine vielleicht zu ausgebreitete, dennoch aber eine dem historischen Punkte
durchaus würdige. In dem Lauf der ferneren Jahre, dem allein und nicht einer
übereilenden Gegenwart die Restauration der Wartburg übergeben seyn muß,
liegt die Möglichkeit, meine Idee zu verwirklichen. - Wenn dieses nun auch der
Fall ist, so würde es dennoch nothwendig seyn, bei den jetzigen Arbeiten, vor-
züglich bei dem Fertigen eines allgemeinen Restaurationsplanes, jene Idee in’s
Auge zu fassen und vor Augen zu behalten.« 5 Selbst wenn in der Folgezeit die
Museumspläne nicht umgesetzt wurden, so blieben diese ersten konzeptuellen
Überlegungen bestimmend für den gesamten rekonstruktiven Wiederaufbau der
Burg durch Hugo von Ritgen und Bernhard von Arnswald. Auch die Fresken,
die Carl Alexander nach längeren Vorüberlegungen 1853 bis 1855 durch Moritz
von Schwind in einigen Räumen des historisch bedeutsamen Palasbaus aus-
führen ließ, erhalten vor dem Hintergrund der einstigen Museumspläne
Programmcharakter. 6 Mit Schwinds Darstellung des Sängerkriegs im Sängersaal
wurde an die Blüte der mittelalterlichen Minnedichtung am Hofe des Landgra-
fen Hermann I. von Thüringen erinnert, der Wolfram von Eschenbach und
Walther von der Vogelweide an seinen Hof gezogen hatte und unter dem es 1207
zu dem legendären Sängerkrieg auf der Wartburg gekommen sein soll. 7 Damit
wurde die Wartburg als eine der Geburtstätten der deutschen Literatur kennt-
lich gemacht. Wohl sollte auch impliziert werden, daß die Förderung Goethes
durch Großherzog Carl August in einer geschichtlichen Tradition des thüringi-
schen Herrscherhauses gestanden habe. Die zwei weiteren Freskenzyklen
Schwinds, seine Darstellungen zum Leben der hl. Elisabeth im Arkadengang des

5 Max Baumgärtel, Vorgeschichte der Wiederherstellung der Wartburg, in: Die Wartburg. Ein Denkmal
Deutscher Geschichte und Kunst. Dem deutschen Volke gewidmet von Großherzog Carl Alexander von
Sachsen. DargestelltinMonographien, hg. v. Max Baumgärtel, Berlin 1907, S. 283-318, S. 294 - Krauß
1990, S. 43; Pöthe 1998, S. 298

6 Zu Schwinds Fresken auf der Wartburg: Werner Busch, ZweiStudien von Moritz von Schwind zum
»Zug derheiligen Elisabeth zur Wartburg«, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 16, 1977,
S. 141-154, bes. S. 144-147 - G. Ulrich Großmann, DieFresken desMoritz von Schwindin derWart-
burg, in: Forschungen zu Burgen undSchlössem, hg. v. der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung
von Burgen und Schlössern, Bd. I, Berlin 1994, S. 115-128. - Petra Schall, Schwind unddie Wart-
burg. Bilder eines Spätromantikers, Leipzig 1995 - Barbara Romme, Moritz von Schwind. Fresken und
Wandbilder, hg. v. der Landesbildstelle Baden u. der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Ostfddern-
Ruit 1996, S. 74-97

7 Zum mittelalterlichem Literaturbetrieb in Thüringen: Manfred Lemmer, »der Dümge bluome
schineet dur den sne«. Thüringen unddie deutsche Literatur des hohen Mittelalters, Eisenach 1981
 
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